Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Der 1. Juli ist Canada Day. Wenn dieser Feiertag auf ein Wochenende faellt, wird flugs auch der zugehoerige Montag zu einem ganz offiziellen Feiertag. So gab es ein Canada Day long weekend special. In der Kleinstadt Athabasca wurde ein 2 Tage Festival daraus gemacht. Es gab zahlreiche Musikgruppen, der Tageseintritt von 30 CDN und die knallige Hitze liess uns aber in Faulheilt dahinschmelzen (die Zuschauer hingen auch alle ganz triefend rum). Wir trieben uns lieber im neuen Pub der Enkelin von Irma herum und genossen die Klimaanlage, die leckeren Burger und ein paar Runden Billard.
Am Sonntag folgten wir im Schlepptau von Irma unserer neuen kirchlichen Berufung. Wir nahmen an einem oekumenischen Freiluftgottesdienst auf dem Festgelaende teil. Der kirchliche Teil hielt sich (zum Glueck) sehr in Grenzen, stattdessen trat fuer fast eine Stunde ein 4 Mann Chor auf, der uns mit manch kirchlichem Superhit beglueckte. Stimmlich waren die Herren wirklich auf der Hoehe und so machte ich mich erst nach 45 min aus dem Staube. Die restliche Zeit streifte ich durch die kleine Car Show. Herrliche amerikanische Schlitten, die gerne die ganze Zeit poliert wurden. Bei vielen der anwesenden Maenner hoerte man aus den Gespraechen die Jugend hervorkriechen: Ich hatte so einen Wagen 1957 …
Mein schoenstes am Gottesdienst war der Pfarrer, der obenrum normal schwarz-weiss trug, dazu aber beige kurze Hosen, dann wieder schwarze Socken und Halbschuhe. Koennte sich fast mit den schlimmen deutschen Touris auf Malle mischen!
Am 4.Juli dann der Unabhaengigkeitstag, welcher fuer uns bedeutete: weg vom Familienrummel, d.h. Abschied von der Farm. Es gab grosse Abschiedsrunden und wir waren ein bisschen traurig, denn in den zwei Wochen ist uns unsere Kanadaverwandschaft zienlich ans Herz gewachsen. Gleichzeitig freuten wir uns ueber unsere wiedererlangte Zweisamkeit, denn der Dauerdreier mit Irma war auch nicht immer ganz einfach. Tom schritt noch mal sein Feld ab und fuetterte die Katzenbabys und ich fuhr das letzte mal meinen geliebten Pick up zum Friedhofsblumengiessen. Dann ging es los, die Berge rufen!!
Unsere Route fuherte uns natuerlich zunaechst direkt zum Fussball in unsere Pub nach Edmonton, inzwischen waren wir mit Auto- und grosser Fahne (dank an Parow) ausgeruestet.
117 Minuten glaubten wir an das glueckliche Ende. Aber es waere auch ungerecht gewesen, wenn Lehmann Weltmeister geworden waere. Alle im Pub waren sehr angetan vom Spiel der Spiele und die allgemeine Meinug war: Wer auch immer gewinnt, danke fuer die gute Unterhaltung. Traurig zwar, aber trotzdem mit erhoben Haupt konnten wir den Pub in Edmonton verlasssen und wir schwenkten die deutsche Fahne bei der Fahrt durch die Stadt, nur der Gesang war verstummt. Als kleine Einlage dann am Rande die Frage eines Autofahres neben uns: Aus welchem Land kommt diese Flagge?
Ich war ganz schoen geknickt, das war doch wirklich knapp! Obwohl die Italiener den Lehmann ordentlich traktiert haben, das konnte ja auch nicht ewig gut gehen. Hinter uns sassen italienische Fans, denen habe ich dann gratuliert (die gute Deutsche auf Image-Mission). So, jetzt werden wir hoffentlich Dritte! Und wir hoffen, dass man in Deutschland nicht gleich wieder zur Selbstzerfleischung uebergeht. Falls Ihr 'ne Ladung Nationalstolz braucht, koennt Ihr nach Kanada kommen, die lieben Deutschland! Deutschland/Deutsche ist/sind: wunderschoen, Oktoberfest und Bier, geniale Technik, fleissig, nett, gebildet ... und manchmal like machines, z. B. beim Elfmeterschiessen.
Das Halbfinale war das wichtige Zwischenspiel auf unserem Weg gen Sueden nach Calgary und damit zum Tor zu den Rocky Mountains. 450 km lang war unsere Tagesstrecke. Die Hitze setzte uns ziemlich zu. Der Lohn der langen Fahrt war ein entfernter Blick auf die Rockies und ein wunderbares Sushi (fuer 20 CDN fuer 2 Personen!) in Downtown Calgary. Irgendwie schliesst sich hier auch ein Kreis, denn ploetzlich sind wir wieder an einem Ort, den wir vor 7 Jahren schon einmal besuchten. Mal sehen wie sich die Perspektive veraendert.
Calgary hat uns sehr freundlich empfangen. Hier ist ab Sonnabend die grosse Stampede, das ist ein Zweiwochen-Rodeo-Event mit Ausmassen des Oktoberfestes in Muenchen. Uns zu kommerziell, wir werden spaeter ein Smalltown Rodeo besuchen. Jedenfalls drehen sie hier schon maechtig an der Preisschraube und die Hotels sind schon sehr voll, so dass es schwierig war, etwas zu finden. Eine Hotelangestellte gab uns aber gute Tipps und wir fanden ein schoenes Hotel (Greenwood Inn), wo wir die Frage =Seid ihr AAA Mitglieder?= mit =wir ueberlegen gerade, ob wir eintreten= beantworteten, darauf: =OK, dann gebe ich euch schon mal die Rate= und wir sparten 100 Dollar fuer 3 Naechte. Und der schoene Sushi Platz wurde uns auch von einer Sushi Kellnerin empfohlen, deren Restaurant gerade schloss. Das billigste Sushi seit Jahren und sooo lecker. Die machen auch Teppanyaki (kochen am Tisch) fuer ein Drittel des regulaeren Preises, ein echter Geheimtipp.