Die Zeit davor
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Die Zeit

Viele von uns haben heutzutage das Empfinden, dass die Zeit rast. Was, schon wieder Weihnachten? Gerade war es doch noch Sommer! Plötzlich feiert man das 10. Jubiläum im Job und kann es kaum fassen. Kann man die Zeit langsamer laufen lassen? Keine Ahnung, aber vielleicht, wenn man sich nicht vor Aufgaben und Vorhaben überschlägt? Wir wollen es herausfinden. (Text in dieser Farbe und Auszeichnung ist immer von Katrin.)

Zeit hat fuer mich immer etwas mit dem Epfinden von Zeit zu tun. Ich bin stets erstaunt ueber Menschen, die Zeit "sparen" wollen. Spaetestens seit Michael Ende und Momo wurde mir klar, dass man Zeit nicht sparen kann. Die Zeit vergeht immer in einer absoluten Stetigkeit und jede Sekunde ist unwiderruflich vorbei. (Text in dieser Farbe und kursiven Auszeichnung ist immer von Thomas.)

Lebensplan

Man kann im Leben viele Wege beschreiten, einiges hatten wir uns ursprünglich auch anders vorgestellt. Zum Beispiel wollten wir gern eine Familie mit Kindern gründen, aber das hat nicht geklappt. Nachdem uns dieses Abenteuer versagt blieb, haben wir über Alternativen dazu nachgedacht. Auf jeden Fall waren wir uns einig, dass wir nicht immer nur wie die Hamster im Rad dasselbe tun wollten bis zur Rente; irgendetwas Großes musste passieren. Eigentlich war es dann ganz einfach: Kinderlosigkeit bedeutet ja gleichzeitig Unabhängigkeit, und diese wollen wir nun nutzen.

Die Frage "Wie sehe ich mich an diesem Ort in 5 Jahren" erzeugte eine unglaubliche Unruhe in meinem Empfinden. Es musste etwas passieren. Ich war und bin immer ein neugieriger Mensch gewesen und nun ergibt sich eine Moeglichkeit ein grosses Abenteuer zu erleben und gleichzeitig einen Lebenstraum zu erfuellen. Und das noch an der Seite einer perfekten Partnerin.

Sicherheit

In der heutigen Zeit hält man normalerweise daran fest, was man hat. Einen guten Job riskiert man nicht. Warum eigentlich nicht? Muss das Leben immer konstant geradeaus laufen? Viele träumen davon, einmal auszubrechen und dem Leben eine Biegung zu verpassen. Wir haben es einfach getan. Und es ist seltsam: nachdem wir uns einmal entschlossen hatten, unsere Sicherheit aufzugeben, wurden wir immer gelassener und wir haben überhaupt keine Angst vor der Zukunft.

Eine Idee entsteht

Reisen war schon immer unsere Leidenschaft. Meine Reisetätigkeit war durch meine Herkunft zunächst natürlich eingeschränkt, aber nach dem Mauerfall ging es ziemlich direkt los in bis dato unerlaubte Regionen. Im Unterschied zu Thomas dauerten meine Fernreisen aber immer nur maximal 3 Wochen, denn ich war ja inzwischen Arbeitnehmer mit geregeltem Urlaubsanspruch. Und hier lag auch das Problem:  Drei Wochen in einem spannenden Land vergingen immer wie im Fluge. Noch ausgelaugt von den besonders anstrengenden Urlaubsvorbereitungen im Büro (man muss ja seinen Urlaub praktisch vorarbeiten) brauchte ich immer ein paar Tage, um überhaupt richtig anzukommen. Von meinem „Hang“ zum Jetlag ganz zu schweigen… Die mittlere Woche habe ich immer als die schönste empfunden, denn weitestgehend entspannt konnte ich mich auf das jeweilige Land einlassen. Aber wie schnell kam die dritte Woche heran, und schon begann der Countdown zur Abreise. Die schöne Zeit rann mir durch die Finger wie der Sand am exotischen Strand.

Haben wir auch alles gesehen, was uns interessiert? Wer weiß, ob wir hier noch einmal herkommen! Schnell noch mal dahin und dorthin fahren! Manchmal beneidete ich die „normalen“ Urlauber, die einfach nur 2 Wochen an diesem wunderschönen See in den Rocky Mountains bleiben durften, den wir auf  unserer Durchreise entdeckt hatten. Gleichzeitig zog es mich natürlich weiter und weiter. Wie wäre es, wenn man mal ganz langsam reisen könnte? Wie wäre es, wenn man da bleiben kann, wo es einem gefällt, ohne dass man durch einen Zeitplan getrieben würde? Diese Fragen begannen, sich langsam in meinem Gehirn einzunisten.

Einflüsse

Meine ostdeutsche Biografie unterschied sich in punkto Reise wesentlich von der von Tom. Neidisch hörte ich seine Berichte von seinen Abenteuern. Er hatte nach dem Abi in einer mechanischen Werkstatt gearbeitet, um Geld für seine erste große Reise zu verdienen und dann ging es los nach Australien, wo er viele Monate durch die Gegend zog. Und auch während des Studiums reiste er öfter für einige Monate in ferne Länder, z.B. nach Peru und Neuseeland.

Mein Leben verlief ganz anders: Abi, Studium, Arbeit. Und das alles ohne auch nur einen ungeregelten Tag. Das war auch irgendwie ganz normal so, alles lief in geraden Bahnen.

Die Begegnung mit Tom hat mich in dieser Beziehung sehr beeinflusst und mir neue Horizonte geöffnet. Natürlich ist es ein Unterschied, ob man mit 20 ein bisschen rumtingelt oder ob man erst fast 40 werden muss.

Nun hole ich sozusagen auch ein paar Jugendverluste nach. Ein positiver Aspekt an unserem Reisealter ist unsere nunmehr angenehmere finanzielle Situation, die uns vor 20-Mann-Zimmern in kahlen Jugendherbergen bewahren wird. Wir beide sind keine großen Konsum-Junkies, was uns ein kleines Polster auf der Bank bescherte. Aber Geld auf der Bank macht nicht glücklich. Wir wollen einen ordentlichen Teil davon als Reisebudget verwenden.

Wir teilen uns der Umwelt mit

Nachdem wir uns in einer mehrstündigen Diskussion entschieden hatten, unser Unternehmen „Auszeit“ zu starten, musste dies nun mitgeteilt werden. Erwartungsgemäß waren unsere Familie und Freunde geschockt. Zuallererst der unvorstellbare Gedanke, dass wir uns nun für etwa ein Jahr nicht sehen könnten und dann auch als ziemlich sofortige Reaktion: Ihr seid verrückt, eure Jobs aufzugeben, aber Euer Vorhaben ist eine geniale Idee!

In unserer Firma war es auch so eine Sache. Zwei Abteilungsleiter wollten ein Jahr aussetzen. Uns war klar, dass wir ein ordentliches Durcheinander anrichten würden, aber wir sagten uns auch, dass wir viele Jahre eine Menge geleistet hatten und nun einmal an uns denken wollten.

Die Diskussionen um unser exotisches Anliegen zogen sich etwas hin, aber letztendlich fanden wir eine Lösung, die für alle OK war.

Reisevorbereitungen

Ein Jahr unterwegs zu sein ist ein riesiges Projekt. Da wir kein Einkommen haben werden, galt es, unsere laufenden Kosten maximal zu verringern. Wir erstellten schockierend große Tabellen mit unseren laufenden Ausgaben. Auf jeden Fall wollten wir unsere Miete sparen. Das hieß, dass wir unser Mietverhältnis kündigen mussten. Doch wohin mit unseren Sachen? Wir haben Gott sei dank sehr liebe Freunde, die uns hier unterstützt haben und unsere Sachen sind gut verteilt und untergestellt (Danke auch noch mal an alle für die Hilfe beim Auszug!)

Unglaublich viele Daueraufträge haben wir gelöscht. Es ist unfassbar, wofür man so arbeitet: von Versicherungen über Müll, Strom, Wasser, Miete bis zur GEZ usw. kommt eine ordentliche Summe zusammen. Dank umfangreicher Excel-Tabellen und Toms genialem Sekretariat behielten wir (bzw. Tom) den Überblick. Ich war fürs Ausland zuständig und kümmerte mich um die Krankenversicherungen.

Das Flugticket

Besonders günstig fliegt man um die Welt mit dem Round-the-world-Ticket. Man bezahlt nach Entfernung und kann innerhalb der Strecke so oft umsteigen, wie man möchte. Allerdings muss man schon komplett eine Route festlegen (welche gegen Gebühr auch wieder geändert werden kann). Die Flugtermine kann man gebührenfrei ändern, was genau unseren Bedürfnissen entspricht, denn wir wollen ja so lange an einem Ort bleiben, wie es uns gefällt und nicht wie es ein Ticket vorgibt.

Also nahmen wir eine Atlas und einen Kalender zur Hand und fuhren schon mal los. Unsere Traumziele deckten sich erwartungsgemäß (schließlich sind wir ein gutes Reiseteam).

Nun musste alles mit den entsprechenden  Klimabedingungen koordiniert werden, um nirgendwo in eine zu kalte Jahreszeit hineinzugeraten, denn das würde unser Klamottenbudget sprengen.

Wir buchten unsere Flugtickets bei einem Internet-Reisebuero Als dann unsere Tickets ankamen, wollten wir am liebsten gleich los fliegen.

::© Copyright 2006:: Thomas Arndt & Katrin Münch ::Impressum:: / Letzte Änderung dieser Seite am 23.09.2006