Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
23.05 - Auf nach New York. Ca. 880 km liegen vor uns. Wir haben uns entschieden, diese Strecke nicht in einem Rutsch abzureissen, sondern auf zwei Tage zu verteilen (Wir haben ja Zeit!). Also heute soweit, bis uns die Lust vergeht.
Der erst spannende Punkt war der Grenzuebertritt in die USA. Werden wir uns mal wieder als potentielle Staatsfeinde fuehlen muessen? In Buffalo kamen wir an den Kontrollpunkt. Wir waren sehr optimistisch, aber nach kurzer Zeit merkten wir, dass wir wohl doch als Spezialfall behandelt werden wuerden. Also rechts ran und dann in das immigration office des Bundesstaats New York. Ein paar Minuten mussten wir warten, dann kamen wir zu einem Officer, der uns die ueblichen Fragen stellte. Woher, wohin, warum? Ausfuellen mussten wir dann noch ein Einreiseantrag (Wie sonst im Flugzeug auch), denn gab es sogar in Deutsch.
Der junge Officer war sehr nett und gab uns noch Tipps fuer New York, er hat sogar schon mal in unserem Hotel uebernachtet (dieses mussten wir als Adresse angeben). Dann wurden noch die Abdruecke unserer beiden Zeigefinger genommen und ein Foto in eine Webkamera. Nach je 6 Dollarzahlung wurden wir in die große Freiheit USA entlassen.
Die Freiheit bestand zunaechst aus einigen Stunden Autobahnfahrt, welche sich sinnlos hinzog, weil wir nur 65 Meilen pro Stunde fahren durften. Wir entschieden uns fuer mutige 75 Meilen (=120 km/h) und schmissen den Tempomaten rein. Die Strasse war schoen leer und so studierte ich die Karte, waehrend Tom lenkte.
Gegen 17 Uhr ging es an die Uebernachtungsfindung. Wir hatten Binghampton ins Auge gefasst, eine mittlere Kleinstadt auf dem Wege. Als wir dort ankamen, fanden wir den Ort allerdings zu abgegessen. Nur asselige Gebaeude und seltsame Typen und das in der kompletten Stadt! Sie taten uns eigentlich leid, dass sie dort bleiben mussten. Wir jedenfalls traten die Flucht nach vorn an.
Wir tankten unterwegs fuer sage und schreibe umgerechnet 0,68 EUR pro Liter! Schoenen Gruss nach Deutschland! 30 Meilen weiter gelangten wir in eine bergigere Gegend, wo wir in Deposit ein Motel fanden. Deposit war sehr seltsam: Ein groesseres Dorf mit FUENF (!) Kirchen. Wir checkten in Peters Motel ein und erhielten einen zwanzigminuetigen Vortrag ueber Big Apple, denn Peter war inmmerhin dort geboren, jawohl!
In der oertlichen Pizzeria wurden wir mit erstaunlich leckerer Pasta abgefuellt. Leider gab es keinen Verdauungsschnaps. Das Restaurant war sowieso alkoholfrei (was fuer eine boede frage, ob ich ein Bier haben koennte...) und der Liquorstore hatte schon geschlossen. Gluecklicherweise entdeckte Tom in Supermarkt in einer versteckten und abgetrennten Abteilung die Biere. Ich brauchte nicht mal meinen Ausweis zu zeigen, das heisst, ich werde alt! An der Wand hing ein Schild, welches uns gefiel: „Sonntags kein Bierverkauf vor Mittag!”
24.05 - Weitere 160 miles spaeter (und kurzzeitigen Differenzen ueber den richtigen Weg) erreichten wir die Westseite des Hudson River und damit endlich New York. Wir klapperten ein paar Motels ab und landeten hier schliesslich im Wyndham Meadowlands Suites (im Bundesstaat New Jersey). Fuer die Telefonnummer schaut bitte vorne bei Kontakt. Das Zimmer ist sehr gross und gepflegt und wir bezahlen unter 100 USD fuer die Nacht. Das Beste: Wir brauchen mit dem oeffentlichen Bus nur ca. 25 min bis Manhatten (durch den Hudson Tunnel).
Das nutzten wir natuerlich aus. Gleich ging es los zur Round Manhatten Boot Tour mit der Circle Line (Anlegestelle ist 42St West). Fuer 30 USD each liessen wir uns 3-1/2 Std einmal komplett um Manhatten schippern. Das ganze bei absolutem Ultrawetter. Vorbei an der Statue of Liberty, Downtown Manhatten, den Eastriver hoch, an der UNO vorbei, Harlem zur linken und die Bronx zur rechten, unter zahlosen Drehbruecken hindurch und schliesslich auf dem Hudson zurueck. Wie versprochen gab es Eindruecke im Ueberfluss. Zur Feier des Tages lief dann auch noch gerade ein Flugzeugtraeger in den Hafen ein mit Matrosen in Paradestellung.
Nun ging es die 42St nach Osten. Nach ein paar hundert Metern kreuzt man automatisch den Broadway, und zwar genau am Times Square. Der Broadway ist uebrigens die einzige Nord-Suedverbindung, die diagonal durch Manhatten verlaeuft, alle anderen Strassen sind im schoensten Schachbrettmuster angeordnet. Aber ab jetzt ist es an Katrin zu berichten, die war naemlich vollkommen hin und weg. Wie sollte es auch sein, wenn frau sich ploetzlich an einem der drei Traumorte im Leben befindet.
Ich stand am Time Square und konnte mich nicht satt sehen. Es ist schwer, meine Gefuehle zu beschreiben, aber so etwas wie diesen Platz gibt es nirgendwo. ueberall haengen riesige Videowaende an den gigantisch hohen, glitzernden Haeusern, an jeder Ecke ist ein Theater, Musical, eine Stand Up Comedy oder eine Fernsehshow (z.B. David Letterman) und es ist so, als wenn man an der Wiege des modernen Lebens stuende.
Um einen herum viele Leute, neben den Touris auch jede Menge cooler Typen, bei denen ich mir vorstellte, das sie gerade zum Casting fuer die naechste Broadway Show gingen. Ich wollte einfach ewig dort stehen bleiben und alles aufsaugen. Tom hat sich schoen amuesiert, wie wir dann mit 1 km/h weiterschlichen, damit ich genug Zeit zum Gucken hatte. Ich haette nicht gedacht, dass mich nach dem, was ich alles schon so gesehen habe, etwas so beeindrucken koennte.
Vom Time Square weiter ueber den Broadway ging es direkt in den Central Park. Ich kam mir vor wie in einem Film, schliesslich kennt man New York auch aus so vielen Filmen, dass einem die Stadt wie eine alte Bekannte vorkommt. So ging es mir dann auch besonders im Central Park. So viele Jogger auf einmal habe ich noch nie gesehen (aber es ist auch fast die einzige Moeglichkeit zum Laufen auf der Insel Manhattan bei den Massen an Autos in Stopp and Go Geschwindigkeit), und irgendwie musste ich an die schoenen Kitschfilme denken, bei denen die Maenner ihre Angebeteten beim Joggen zu erobern versuchten. Hier rannte wirklich alles: klein, gross, dick, duenn, zuegig oder humpelnd.
Auf einer grossen Liegewiese trank ich dann ein Bier (schoen in Zeitungspapier getarnt) vom fliegenden Haendler erworben (Thomas feilschte ihn von 5 auf 3 Dollar herunter) und machte eine Rauchpause. Abends ging es ueber die 7th Avenue zurueck, vorbei an den sich fuellenden Bars und Restaurants, alle schoen mit den Rauchern draussen vor der Tuer. Wir hatten beschlossen, dass wir est mal genug zu verdauen hatten und zogen zu unserer zentralen Busstation, die durch ein gut durchdachtes Bahnsteigsystem die Unmengen an Pendlern aus der Stadt befoerdert, zu denen wir jetzt auch mal kurz gehoeren.