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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [New York - Toronto] Datum [25.05.06-29.05.06] Reisetag [18 - 22] Temp. [ca.25]
12. Big Apple

25.05 - Der Tag begann etwas schief, da ich nicht aus dem Knick kam, obwohl doch soviel Sehenswertes auf uns wartete. Wir starteten am Ground Zero, dem riesengrossen Bauloch am World Trade Centre. Sieben Haeuser sind insgesamt eingestuerzt und rundrum waren alle Glitzerfassaden zerbrochen.Wenn man gelesen hat, wie stolz die Amis auf ihre bauliche Meisterleistung (immerhin schon aus den 70er Jahren) waren und was fuer ein Magnet dieser Ort war, kann man verstehen, dass sie damals wirklich ins Herz getroffen wurden. Als touristisch besichtigendem kommt dies einem wieder einmal wie Fernsehgucken vor, aber wirklich beruehrt hat mich ein Schrein fuer umgekommene Feuerwehrmaenner, als ich mitbekam, dass dieser in einer immer noch aktiven Feuerwehrstation direkt neben dem WTC stand. Um uns herum liefen Feuerwehrleute, die dort arbeiteten und ich dachte, Scheisse, die haben damals ihre Kollegen verloren.

Unser naechstes Ziel war Ellis Island, das ist eine Insel in der Naehe der Freiheitsstatue, auf der von 1892 bis 1954 die Immigrationsbehoerde bestimmte, wer ins Land der unbegrenzten Moeglichkeiten einreisen durfte und wer nicht. Es gibt ein aeusserst sehenswertes Museum, in dem es uns wieder bewusst wurde, dass das heutige Amerika durch den Zuzug von Menschen aller Nationen entstanden ist. Hier kann einfach jeder seine Wurzeln zurueck verfolgen, die irgendwohin nach Europa, Asien oder Afrika reichen ausser den Indianern natuerlich) und die den Menschen auch immer noch etwas bedeuten. Leider wurde unsere Besichtigungszeit stark eingeschraenkt durch eine aufwaendige Personenkontrolle, die vor dem Betreten der Faehre durchgefuehrt wurde (Tom sagte, die Amis koennen einem Leid tun mit ihrem Verfolgungswahn, die haben ja echt einen abgekriegt) und es insgesamt eine Stunde dauerte, bis die Faehre endlich ablegen konnte.

Diese penetrante Personenkontrolle hat mich wirklich nachdenklich gemacht. Was soll der Quatsch denke ich mir. So schlimm wie am Flughafen, bis zur Guertelschnalle muss alles durch den Durchleuchtungsapparat. Sicherlich, es geht mit dieser Tour auch zur Freiheitsstatue, ein wirklich symboltraechtiges Ziel fuer Spinner oder Terroristen. Aber welcher denkende Mensch kann glauben, dass das hier einen wirklich entschlossenen Menschen von irgendetwas abhalten kann. Da sieht man sich gelangweilten Sicherheitspersonal gegenueber, das diese Aufgabe seit mehreren Jahren durchfuehrt, entsprechend abgestumpft ist deren Aufmerksamkeit. Nach der Kontrolle ein Gitterzaun, durch den man alles moegliche durchstecken kann. Davor die draengelnde Touristenschar. Also was soll das alles? Aber es dient wohl der allgemeine Beruhigung (wie gesagt mit ausgeschaltetem Hirn funktioniert es sogar) und der Staat zeigt Aktivitaet. Auf der anderen Seite wie gross waere das Geschrei wuerde wirklich etwas passieren …

Zurueck in Manhattan durchquerten wir die halbe Insel zu Fuss. Wir bestaunten die fetten Wolkenkratzer in der Wall Street, die die Banken hingeklotzt haben, liefen durch China Town, Little Italy, speisten in Soho beim Inder und wanderten den Broadway entlang bis zum Time Square, welcher bei Nacht ein einzigartiges Spektakel bot. Im Hotel angekommen wollten wir am liebsten unsere Fuesse wegschmeissen, hatten wir uns am Tag doch nicht entschliessen koennen, irgendwelche Strecken mit der Subway zu fahren, denn wir wollten nichts verpassen!

26.05. - Heute ging es gleich frueh los, was sich sofort als Vorteil erwies, denn im Wachsfigurenkabinett brauchte ich mich noch nicht anzustellen. Obwohl ich so etwas bisher immer Quatsch fand, hat es mir dann doch ueberraschend gut gefallen. Abends wurde in den Nachrichten sogar die neue Britney Spears Wachsfigur besprochen, die ich gerade „bewundern” durfte und ich fuehlte mich am Puls der Zeit (na ja).

Waehrend Katrin all die Beruehmtheiten besuchte, trieb ich mich ein wenig auf eigene Faust herum. Zu sehen gibt es ja wahrlich genug. Letztendlich landete ich im Toys R us Store am Times Square.Das ist natuerlich eine seltsame Ecke fuer einen Spielzeugladen und offensichtlich ging es auch mehr um die represaentative Lage als um die Kinder. Der ganze Laden erinnerte dann auch mehr an Disneyland. Wo sieht man in einem Laden schon ein echtes(!) Riesenrad zum Mitfahren, oder eine 5 m grosse T-Rex Figur (natuerlich laut bruellend)? Immerhin, es gab auch besinnliches, wie Lego, Playmobil, Spieltiere etc.

Da uns unsere Fuesse immer noch und schon wieder brannten, liehen wir uns Fahrraeder aus, mit denen wir eine grosse Runde im Central Park drehten (den konnten wir beim besten Willen nicht auch noch zu Fuss durchqueren). Der anschliessende Besuch im Guggenheim Museum war etwas enttaeuschend, da mehr als die Haelfte der Ausstellungsflaeche gerade geschlossen war. Trotz des trueben Wetters fuhren wir aufs Empire State Building hinauf und betrachteten den Moloch von oben. Ich habe noch nie so viele (gelbe) Taxis auf einmal gesehen wie dort. Nachdem die Leute aufgegeben haben, ihre eigenen Autos zu benutzen, weil die eh nur im Stau stehen, tun sie dies nun im Taxi. Crazy…

27.05 - Patrioismus ist fuer die Amerikaner, die wir auf dem Flugzeugtraeger Intrepid Museum erleben konnten, absolut selbstverstaendlich. Wir, als immer noch durch das Boese des Dritten Reichs umnebelte Generation (etwas von dem sich Deutschland vermutlich auch in hundert Jahren nicht erholt haben wird) sind hiervon eher seltsam beruehrt. Scheint das insgesamt doch schnell in die Kategorie der „Arroganz der Macht” umzuschlagen. Fahnen ueberall, und gemordert wurde immer unter dem Stern des guten ...Nun gut, Krieg ist immer ein schwieriges Thema, verwunderlich ist jedenfalls dieses Vielvoelkergemisch, das sich im Stolz auf Amerika vereint. Extrem fremd anmutend die Berichte ueber die japanischen Kamikaze Flieger, die auch diesen Flugzeugtraeger mehrfach angegriffen und getroffen haben. Was mag in diesen Seelen vorgegangen sein? Wie ist eine japanische Nation, ein Volk, eine Kultur, die sich so offensichtlich ins offene Messer stuerzen kann? Seltsame Gedanken an diesem Ort. Letztendlich gab ich mich natuerlich der Faszination der Kriegstechnik hin, die hier in so netter Weise zu besichtigen war.

Es war unglaublich, aber wir brachten auf diesem Schiff, welches die Groesse eines mittleren Dorfes hat, ueber 4 Stunden zu. Es war auch gerade Sonntag und ein Tag vor dem Memorial Day (Gedenken an alle gefallenen Helden), so dass extra viel Entertainment, besonders auch fuer Familien mit Kindern, geboten wurde. Ich bewunderte die verschiedensten Varianten an Huepfburgen mit Sonder- und Wettkampffunktionen (die fehlen uns in Deutschland noch). Stolz waren die Amis auch auf die Ausstellung einer MIG 21, welche sie nun nach dem Ende des Kalten Krieges ihren eigenen Modellen hinzufuegen konnten.

Nachdem wir noch vier echten Zweiter-Weltkrieg-Veteranen begegnet waren, wurde es Zeit, die Stadt zu verlassen. Wir nahmen uns vor, hier auf jeden Fall noch mal herzukommen.

Der New Yorker an sich - Wie ist er oder sie? Auf jeden Fall mit einem Handy am Ohr durch die Strassen hetzend. Egal ob beim Joggen im Central Park, beim Taxi Fahren, beim Essen ... das Handy gehoert mit dazu. Ich hatte das Gefuehl, die unterhalten sich ueber die Strasse mit den Dingern. Und was fuer schrille Gestalten hier herumlaufen! Eine offensichtlich nicht unbedeutende Anzahl der Menschen hier macht sich keinen Kopf ums aussehen. Schriller und schlimmer geht immer. Leider bin ich irgendwie nicht wirklich zu meinem Vorhaben gekommen, wenigstens ein paar dieser Originale mit der Kamera festzuhalten. Und dann dieser permanente Krach. Staendig Stau, dazwischen ein Krankenwagen oder die Feuerwehr mit Blaulicht und Sirene (die echten Sirenen, die man aus den ganzen Filmen kennt). Das geht durch Mark und Bein. Meine Nerven waeren jedenfalls nach ein paar Wochen herunter.

Wir fuhren ein paar Stunden nach Westen und suchten eine Schlafstaette. Ein Ort namens Liberty gefiel uns vom Namen, aber das war auch alles schoene an ihm. Schon wieder so ein asseliger Ort wie Binghampton (Tom bemerkte, dass solche Orte wohl immer da entstanden sind, wo gerade ein Sklavenzug entgleist ist...) Schnell weg! Der Highway lief an einem Fluss entlang, auf dem kilometerlanges Forellenwettangeln stattfand. Unser altes Motel in Deposit war leider ausgebucht (Memorial Day Weekend!), aber unser alter Bekannter vermittelte uns einen Schlafplatz bei seiner deutschen Freundin Marie und entliess uns mit einem „God bless you”.Die deutsche Marie war irgendwie nicht mehr richtig deutsch, denn nach 50 Jahren in den USA mit amerikanischem Ehemann fiel ihr kaum noch ein, wie man deutsch sprach. Das Motel war aehnlich antik wie ihre Deutschkenntnisse und wir amuesierten uns ueber die 50er Jahre Einrichtung (dank Deutscher Ordnung natuerlich sehr sauber, jawoll!).

28.05 - Nach ein paar Stunden langweiliger Fahrerei fuehrte der Highway dann direkt an den Niagarafaellen vorbei, und so beschlossen wir, diese noch von der amerikanischen Seite aus zu besichtigen, was uns wieder beeindruckte.

Wo kommen die ganzen Inder her? Mindestens 2/3 der Besucher waren indischer Herkunft. Irgendwie muss die letzte Einwandererwelle aus diesem Land stammen. Kein Wunder, dass die Inder nicht mit Green Card nach Deutschland kommen, sondern lieber in den USA landen. Erst jetzt wurde mit bewusst, dass diese ganze politische Idee „Wir brauchen qualifizierte Einwanderer, am besten aus Indien, weil das IT Spezialisten sind” wohl nur eine schlechte Kopie dessen war, was die Amerikaner einfach durchziehen.

29.05 - Unser „freier Tag” zurueck in Toronto stand ganz im Zeichen der Kommunikation: Emails, Internet und Telefonieren. Eine ueberraschend grosse Hitze schickte uns auf die Suche nach einem Outdoorschwimmbad, aber all die haesslichen, kleinen Pools, die wir abklapperten, waren noch geschlossen. (Machte nicht wirklich etwas, so wie die aussahen). Da in Deutschland ja gerade Spargelzeit ist, veranstalteten wir zu Ehren unserer polnisch-kanadischen Vermieterin ein traditionelles Spargelessen, allerdings mit gruenem Spargel (leicht zerkocht), aber immerhin fanden wir auch Sauce hollandaise und leckeren Serranoschinken.

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