Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
04.06 - Heute war Ruhetag angesagt. Schliesslich ist ja auch Sonntag, da muss man ja mal die Seele baumeln lassen. Nach dem im Hotelsonderweekenspecialpreis (88 CDN/Nacht) enthaltenen Fruehstueck gingen wir ins oeffentliche Schwimmbad. Viel mehr: wir wollten gehen, aber der doofe Thomas (Eigenlob stinkt) hatte das Licht am Auto ueber Nacht angelassen.
Das dumme an unserem Auto ist, dass eigentlich bei jeder Gelegenheit irgend etwas in ihm bimmelt (Ihr Auto hat einen Hinweis fuer Sie!). Z. B. auch, wenn der Schluessel steckt und man die Tuer aufmacht etc. So ist irgendwie das wirklich wichtige Gebimmel fuer „Licht an” untergegangen ... Ueber die Hotlinenummer von Alamo hatten wir dann nach 45 min Hilfe da. Katrin schrieb in der Zwischenzeit E-Mails und ich sass im Whirlpool und war auch nicht wirklich ungluecklich.
Der Mensch vom AAA (wie ADAC) war dann herrlich „anders”. Die Batterie wurde per Ueberbrueckungskabel von seinem Abschlepptruck aus geladen. Der Abschleppwagen selber war schon ein spezielles Markenzeichen, aber ein verrostetes Fahrzeug muss ja noch nichts bedeuten. Dazu die Aussprache des Typen. Er erzaehlte irgendwas von Boot(?) - das war das Auto, wie wir dann herausbekamen. Sei's drum, beim Batterieladen muss man ja nicht soviel reden. Aber ihr haettet sehen sollen, wie er das Ueberbrueckungskabel anbrachte, es funkte mal hier mal da. Ich musste ganz doll wegschauen um nicht laut loszuschreien. Anyway nach 20 min Ladezeit sprang die Muehle wieder an und wir konnten nun Richtung Schwimmbad abdampfen.
Wir schwammen unsere ueblichen Strecken (1000 bzw 1500m), merkten aber gleich, dass wir ein paar Wochen ausgesetzt hatten. Das lief alles nicht mehr so fluessig. Aber wir waren stolz auf uns. Gleich anschliessend machten wir uns auf Richtung Schleusen. Die angebotene Bootstour mit Durchschleusung klemmten wir uns (25 CDN). Zwischendurch muss man mal auf die Kosten schauen. Stattdessen machten wir einen ausgiebigen Spaziergang durch das Gebiet der Schleusen. Zu unserer Ueberraschung war das ganze eine Insel inmitten des Stroms und ziemlich genau an der Grenze zu den USA (wir haetten fast rueberspucken koennen - was wir nicht taten, moeglicherweise waeren wir sonst erschossen worden). So durchstreiften wir ein Parkgebiet und bei dem herrlichen Sonnenschein (sorry Deutschland) freuten wir uns sehr ueber unser Ausflugsziel.
Zum Abendessen goennten wir uns zum ersten Mal Steaks (wir sind ja jetzt schon weiter im Westen) in einem ziemlich authentischen Restaurant. Zumindest war es ziemlich gut besucht, die Preise waren sehr ertraeglich (ca. 11 CDN pro Gericht) und die Einheimischen kamen offensichtlich auch gerne hierher. Das anschliessende Ergebnis beim Billard fiel entgegen dem gestrigen Minigolfwettkampf sehr eindeutig aus. Ein schoener ruhiger Tag ging zu Ende.
05.06 - Heute war Fahrtag. Wir umfuhren den Lake Superior, welcher der groesste Suesswassersee der Welt sein soll. (Da hier immer alles das Groesste der Welt ist, stellen wir das mal in Frage.) Die Landschaft war grandios: Neben dem Riesensee, welcher mehr wie ein Meer anmutete, gab es jede Menge kleiner Seen und schoene Waelder und Huegelchen. Unendliche Landschaft, duenn besiedelt. Die herrliche Sonne und das viele Wasser um uns herum forderten uns foermlich zum Baden auf. Bei einem Campingplatz Im White Lake Provincial Parc gab es einen phantastischen Zeltplatz direkt an einem idyllischen See, den wir ganz fuer uns allein hatten. Irgendwo unterwegs tankten wir und telefonierten mit Zuhause und -Surprise!- direkt hinterm Ortsausgang von Marathon lief ein Schwarzbaer von betraechtlicher Groesse ueber die Strasse! Wir fuhren weiter durch die schoene Landschaft und hoerten ein irritierend schwachsinniges Hoerbuch. Nach 700 km Fahrt landeten wir in Thunder Bay, einer grossen Hafenstadt am Lake Superior.
Wir checkten in der Econolodge ein und erhielten Rabatt, als wir sagten, dass wir ueber eine Mitgliedschaft im CAA (=ADAC) nachdenken wuerden, ergo bezahlten wir nur 59 CDN! In der angeschlossenen Westernkneipe verbrannten wir uns die Muender bei Hot Wings und Hot Nachos und verdauten bei einer Wiederholungsfolge von „24” (Wiederholung wegen Einschlafens von Herrn Tom beim letzten Mal).
06.06 - In Thunder Bay gibt es eine der groessten kanadischen Touristenattraktionen: Fort William. Das ist ein nachgestaltetes Dorf, welches Anfang des 19. Jahrhunderts als Treffpunkt fuer Pelzjaeger und -haendler genutzt wurde. Jeden Sommer trafen sich die Pelzfaenger, welche hunderte Kilometer per Kanu anreisten, hier mit den Haendlern, die aus dem Osten von Montreal ebenfalls per Kanu ankamen und europaeische Waren zum Tausch mitbrachten. Ein Kanupaddler musste 12 Stunden taeglich ca. 54 Schlaege pro Minute paddeln! Zwischendurch gab es viele Stellen, wo die Fracht getragen werden musste, dabei wurden Pakete von ca. 90 kg geschleppt. Beim sogenannten Rendezvous trafen sich Indianer und Cowboys zu einem grossen Besaeufnis, bevor es wieder zurueck in die einsamen Waelder ging.
Das Museum war sehr unterhaltsam, in vielen der insgesamt 54 Gebaeude empfingen uns „Originalbewohner” und erklaerten uns, wie man zu „ihrer” Zeit lebte. Besonders interessant war die Arztpraxis mit den Zahnarzt- und Amputationsinstrumenten... Da es kaum europaeische Frauen in der Wildnis gab, verheirateten sich die Maenner gern mit Indianerfrauen, was neben dem friedens- und libidostabilisierenden Element die allgemeine Freiheit nicht antastete, denn die Hochzeiten galten nur innerhalb des Camps und konnten nach Belieben beendet werden.
Unser Vergnuegen wurde getruebt durch wolkenbruchartige Niederschlaege, die das Fort in einen wahrscheinlich ziemlich authentischen Matsch verwandelte und uns ordentlich durchnaesste. Wir hielten uns ganze vier Stunden in der Anlage auf und merkten es gar nicht.
Auf der Weiterfahrt gen Westen entdeckten wir die Kakabeka Falls, welche als die Niagarafaelle Westontarios gelten. Die naechsten 390 Kilometer gingen durch eine fast menschenleere Gegend mit einer zugelassenen Hoechstgeschwindigkeit von 90 km/h, bei denen ich trotz der schoenen Landschaft beinahe einschlief. Unser Ziel, Fort Francis, war uebernachtungstechnisch ausgebucht wegen eines Gewerkschaftskongresses der Holzarbeiter, so dass wir noch bis Emo fuhren, ein 1200 Seelen-Ort im Nirvana, welcher nur zum Uebernachten taugte. Da wir die naechste Zeitzone erreicht hatten, wurde uns eine Stunde in diesem herrlichen Ort geschenkt, welche wir Kiefer Sutherland widmeten.