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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Kenora - Kenora] Datum [07.06.06-09.06.06] Reisetag [31 - 33] Temp. [ca.23]
16. Natur pur und Weltmeisterschaft

07.06 - Unterwegs nach Norden wurde die Gegend etwas besiedelter. Jede Menge Casmpingplaetze und Lodgen gingen links und rechts vom Highway ab. Und neben Marinas gab es auch Parkplaetze fuer Wasserflugzeuge. Bei uns kam ein echtes Sommerurlaubsfeeling auf. In Kenora am Lake of the Woods sahen wir uns ein Zimmer im Best Western mit Lakeview an, aber wie so oft konnte man kein Fenster oeffnen und das schoene Outdoorfeeling war dadurch wie abgeschnitten. Das konnte es also nicht sein. Wir fanden an der Strasse ein Hinweisschild fuer die Sun Valley Lodge und die war es dann: ein Haupthaus mit 7 Blockhaeusern und das Ganze direkt am See! Wir bezogen unsere „Cabin”, sehr rustikal und geraeumig, und endlich gab es mal wieder eine Kochstelle (Geld sparen und das kochen, was man am liebsten mag!).

Da wir auf unserer Seeblickterasse auch einen grossen Grill (hier ist Gas Standard) hatten, besorgten wir uns Barbeque-Zutaten. Hier bekommt man megabilliges Rindersteak (ca. 12 Euro pro Kilo), das auch noch eine Superqualitaet hat. Vor unserem leckeren Grillen gingen wir noch eine Runde schwimmen.

Tom unternahm eine kleine Wanderung durch unser Hinterland, welches stark durch Indianer besiedelt wird und entdeckte spaeter eine riesige Schildkroete, welche durch unseren Garten wanderte. Alle kamen zum Bestaunen herbei und ich musste mal das Bein beruehren, um zu wissen, wie es sich anfuehlt. Darauf schrien alle Oh Gott!, denn es handelte sich um eine Schnapp-Schildkroete, die mir ohne Probleme den Finger haette abbeissen koennen. Jemand so tapferen wie mich hatten sie noch nie gesehen, ich fand mich jedoch nur daemlich und streichelte meinen Zeigefinger mehrmals am Abend und dankte meinem Schutzengel!

Fuer die naechsten Tage war Katrin eine Beruemtheit, zumindest in der Lodge. Alle neu ankommenden Gaeste und Besucher bekamen ziemlich als erstes die Geschichte von der Deutschen erzaehlt, die die Schnappschildkroete mit todesverachtender Neugier beruehrte. Mein Kommentar lautete im wesentlichen, du haettest dann ja noch neun Finger, es koennte schlimmer kommen. Bei etwas laengerem Nachdenken wohl keine wirklich hilfreiche Einschaetzung der Situation.

08.06 - Heute faulenzten wir eine Runde. Ich nutzte die Zeit fuer ausfuehrliche Telefonate und ein bisschen Shopping. Bisschen und Shopping ist eine unklare Frauenzeiteinhait, nach ca. 3 Stunden kam sie dann zurueck. Das oertliche Shoppingcenter war fest in Indianerhand, Maenner und Frauen dienten ihrem Klischee und hatten fast alle lange schwarze Haare. Unsere einzige koerperliche Aktivitaet bestand aus einer langen Kanutour ueber unseren See. Zu unserer Freude gehoerten auch Kanus zu unserer Hausausruestung! Da unser Cabin-TV nur zwei Sender hatte, borgten wir uns ein paar Videos (auch gratis!), welche aber doof waren.

09.06 - Heute beginnt die WM. Trotzdem wir beide keine dollen Fussballfans sind, haetten wir das Spiel doch gerne gesehen. Fern der Heimat bekommt man dann doch patriotische Gefuehle und wenigstens ueber die Vorrunde sollten unsere Jungs wohl hoffentlich kommen. Wenn nicht, waere das aber eigentlich auch nicht schlimm, zumindest aus der Sicht von Menschen, die irgendwo im kanadischen Mittelwesten herumgurken. In unserer Cabin bekommen wir eh nur zwei TV Sender, von denen keiner ueber Fussball berichtet.

Also, waehrend unsere Jungs das Eroeffnungsspiel gewannen, machten wir einen Ausflug zum Rushing River Provincial Park. Dieser Park liegt ca. 30 km von Kenora entfernt und ist (wie nicht anders zu erwarten) an einem See gelegen. Der Abfluss dieses Sees wird durch ein paar schoene Stromschnellen gebildet und kurz vor diesen Stromschnellen sind einige Naturbadebecken abgesteckt. Der befahrbare Teil des Parks ist ein riesiger Campingplatz mit einer grossen Anzahl herrlicher Stellplaetze. Viele davon liegen direkt am Seeufer. Ein Traum ... Leider ist es nachts noch immer recht frisch, sonst waere die Campingsaison fuer uns an diesem Ort sicherlich eroeffnet worden.

Der Campingplatz (zieht sich wirklich ueber mehrere Quadratkilometer hin) bildet den Ausgangspunkt fuer Wanderwege (z. B. vorbei am Bieberbau) und wer Lust hat, kann sich hier ein Kanu leihen und damit verschiedene Routen ueber ein paar hundert Kilometer Gesamtlaenge abschippern. Und natuerlich kann man hier auch angeln oder einfach baden. Kurzum ein Outdoorparadies.

Katrin mit ostseegestaehlter Jugendlichkeit sprang in die nicht wirklich sehr kalten Fluten. Sehr zur Bewunderung einer weniger anderer Gaeste, welche mit Jacken da sassen. Ich blieb lieber im trockenen, da ich noch immer mit einem leichten Schnupfen kaempfe (eigentlich laeuft nur die Nase). Nach dem Badeadventure, mit Dusche unter dem aufgestauten Wehr las Katrin in der Sonne einen Krimi, waehrend ich ein kurzes Mittagsschlaefchen hielt und davon traeumte, wie Deutschland Weltmeister wird (Das ist jetzt zwar geflunkert ...).

Nach der Rueckkehr in unsere Urlaubsheimat schnappten wir uns jeder ein kleines Boot und drehten noch eine Runde auf unserem Haussee. Dass das Wochenende eingelaeutet war, merkten wir dann daran, dass nun zusaetzliche Nachbarn auftauchten. Das Ereignis fuer alle war die Familie, die in der Nachbarhuette einzog, denn sie hatten eine deutsche Austauschschuelerin mitgebracht, die sich sichtlich freute, mit ein paar Deutschen zu quatschen. Wir unterhielten uns eine Weile ueber Land und Leute und ueber das Leben als Austauschschueler. Seltsam war fuer uns, dass das Maedchen noch nicht viel von Kanada gesehen hatte, sondern vielmehr ziemlich an Winnipeg und ihre Gastfamilie gebunden war. Sie war trotzdem sehr traurig, dass ihr Jahr bald vorbei sein wuerde und wir kamen beide zu dem Schluss, dass wir unserem Neffen in Loebau weiter gut zureden werden, ein Jahr als Austauschschueler in Amerika zu verbringen. Das ist garantiert eine (gute) Erfahrung fuers Leben.

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