Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
12.6. - Ich hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, im Visitorcenter war gestern auf der Gratisnationalparkkarte der Moose Lake mit einem wissenden Kringel versehen worden. Hier sollte es eine gute Chance geben, auch tatsaechlich Moose (Elche) zu Gesicht zu bekommen. Es waere gerade recht kuehl und die beste Zeit zur Pirsch waere Sonnenaufgang. So weit der Plan …
Sonnenaufgang ist hier z. Zt. um 05:20, der Weg zum Moose Lake auch nur ca. 25 min Fahrzeit. Alles klar? Also Aufstehen um 04:45, zum Glueck fuer solche Vorhaben habe ich mit dem frueh Aufstehen gerade keine akuten Probleme - Katrin war auch mit kurzem Ueberredungsversuch nicht zu ueberzeugen. Ich wuerde mal sagen, dass man eine Schlafende schwer ueberzeugen kann, was sonst tut ein anstaendiger Mensch um 5 Uhr morgens? Das einzige Problem an diesem Morgen war das Wetter, doll viel von Sonnenaufgang war nicht zu sehen, man merkte nur, dass es langsam heller wurde. So war die Fahrt, teilweise durch Nebel, zwar landschaftlich immer noch ganz huebsch, aber von Tieren war nicht viel zu sehen (ausser einem Reh und einem Fuchs an der Strasse).
Am Moose Lake angekommen war die Enttaeuschung doch relativ gross, der vielversprechende Name und das ueberzeugte Gesicht des Parkrangers vom Vortag alleine genuegten nicht. Es war kein Moose weit und breit zu sehen. Vielleicht koennen die Viecher nicht lesen? Also was tun mit dem angebrochenen Tag? Um den Lake war ein Trail eingezeichnet. Schlappe 9,2 km, OK, wenn man schon mal hier ist... Die Wanderbotten geschnuert und mit Foto bewaffnet ab in die Wildnis, man weiss ja aus allen guten Fernsehtierfilmen, dass man nur ein bissel Geduld braucht und die eine oder andere Strapaze auf sich nehmen muss, um die wilden Tiere zu erwischen. Aergerlich waren nur die ganzen Gewaechse links und rechts des doch eher abenteuerlichen Wegverlaufs ueber Stock und Stein. Alles war vom Morgentau und dem Regen der letzten Tage gut durchnaesst und nach ca. 2 km hatte ich bis ueber die Knie patschnasse Beine.
Aber die echten wilden Tiere waren die herrlichen Moskitos, die sich ueber den Dussel am fruehen Morgen sehr freuten. Das Antimueckenspray lag natuerlich im Auto! Und dann noch die Gedanken, will ich hier jetzt wirklich ein echtes Tier sehen? Ich meine, ploetzlich einen Schwarzbaeren aufzuschrecken, ist wohl nicht der Weisheit letzter Schluss. So dachte ich, mach halt beim Laufen ein wenig Laerm - gleichzeitg wissend, das ein moeglicher Elch sich mit Sicherheit sofort verkruemelt. Also nach 2 Stunden und mit sehr nassen Fuessen hatte ich erfolgreich zwei Rehe und etwas fuchsartiges, sowie einige Gaense und Enten aufgescheucht. Im Gegenzug durften sich 12 Muecken freuen bis zu meinem Hals durchgedrungen zu sein. - Irgendwie war es trotzdem ein schoener Morgen. Fuer mich begann dieser damit, das ich von einem nassen, schwitzenden und zerstochenen Etwas geweckt wurde...
Den Rest des Tages verbrachten wir mit der Fahrt Richtung Grenze zwischen Manitoba und Saskatchewan. Vorbei an vermeidlich schoenen Seen, die sich aber als eher unwirtlich erwiesen, ging es nach Westen, bis wir Swan River erreichten. Dazwischen gab es nicht viel mehr als lange gerade Strassenabschnitte, vereinzelte Farmen mit Feldern von der Groesse halb Mecklenburgs (zur Ehrenrettung von Meck-Po: ist ein wenig uebertrieben). Swan River ist ein etwas groesser Ort an einer etwas groesseren Kreuzung von zwei etwas wichtigeren Bezirksstrassen. Damit ist dieser Ort wohl ausreichend beschrieben. (Hoffentlich liest niemand aus Swan River diese Zusammenfassung, denn er waere sicherlich toetlich beleidigt, denn auch in Swan River gab es einen huebschen Flyer, in dem alle wichtigen Sehenswuerdigkeiten und Attraktionen aufgefuehrt wurden). Dafuer hatten wir ein gutes Zimmer in einem recht neuen Motel 8 mit wirklichem High Speed Internet Access. Also hatten wir endlich mal wieder Gelegenheit, uns up to date zu bringen.
Ich fand es spannend, dass es in diesem Nest 15 verschiedene Kirchengemeinden gab; wo nehmen die denn alle ihre Schaefchen her? Wir hatten aus unserem Zimmer einen Blick auf eine ukrainische Kirche mit Zwiebeltuermchen und russischen Infotafeln. Derartig inspiriert ass ich dann auch gleich Pyrogies am Abend, die haben aber oll geschmeckt und meine Oma nennt so etwas Plinsen und nicht Piroggen!
13.6. - Der Uebergang von Manitoba nach Saskatchewan verlief unspektakulaer in der Mitte von irgendwo. Sakatchewan ist eine relativ junge kanadische Provinz. 2005 war hundertjaehriges Jubilaeum. Insgesamt scheint Saskatchewan aus der Sicht der anderen grossen Provinzen Kanadas, das Land zu sein, wo der Hund begraben liegt. Eine Einschaetzung, die am Selbstbewusstsein der ca. 1 Mio. Einwohner nagt und durch entsprechenden Enthusiasmus kompensiert werden soll. Es wird z. B. herausgestellt, dass im Umkreis von einer Tagesreise 10 Mio. Menschen leben und wenn man noch einen Tag ranhaengt werden es schon 60 Mio. Alles eben nur eine Frage der Darstellung.
Saskatchewan ist, wie koennte es anders sein, ein indianischer Name. Sehr interessant ist die Idee, Sakatchewan zwar der Central Timezone zuzuordnen, aber sich nicht der kanadischen Sommerzeit anzuschliessen. Ohne dieses Wissen waren wir erstmal fast eine 3/4 Std. damit beschaeftigt, an unserem und danach am Geisteszustand unserer Umgebung zu zweifeln. Nach der Klaerung waren wir dann auf der sonst eher langweiligen Fahrt mit der Umstellung der Uhren beschaeftigt. Ich fand die Fahrt gar nicht so langweilig, wann hat man schon mal Strassen, die kilometerweit geradeaus ohne die geringste Kruemmung verlaufen? Links und rechts auf den Feldern stehen hunderte Bienenstoecke fuer den guten kanadischen Honig. Als Beifahrer kann man auch prima lesen, weil einem nicht von irgendwelchen Kurven schlecht wird, und mit dem entsprechenden Krimi ist auch Saskatchewan ein Reisser. Allerdings mus ich langsam einen Gang runterschalten beim Lesen, mein Vorrat geht zur Neige...
Unser 400 km gen Westen-Trip schlossen wir in Prince Albert ab. Die drittgroesste Stadt von Saskatchewan ist laut der Dame aus der Touristinfo durch eine unglaubliche Anzahl von Attraktionen, wunderschoener Hotels und sogar einem Waterpark gekennzeichnet. Nach der Besichtigung dieses Waterparks - Katrin freute sich auf ein schoenes Freibad - gaben wir uns der Enttaeuschung hin und suchten mal wieder ein (von Indianern gefuehrtes) Casino auf. Das Tageslimit veschwand dann mit frustrierender Geschwindigkeit. So etwas gemeines beim Geldabzocken habe ich ja lange nicht erlebt, aber zu meiner grossen Freude durfte man auf diesem indianischen Gebiet mal wieder indoor rauchen, aber muss man dafuer so viel Geld in doofe Slotmachines werfen? Komische Sonderregelung bei den ansonsten fuer mich terroristisch anmutenden Nichtraucherregeln (Deutschland warte nur, das kommt alles auch zu dir!), wieso wurde hier eigentlich die Integration der Indianer ausgesetzt??? Wir beschlossen, dass wir uns der Anmut dieses Ortes wohl nicht gewachsen fuehlten und wollten am naechsten Tag gleich fluechten. Zur kleinen Ehrenrettung soll nicht unerwaehnt bleiben, dass wir hier das beste Lokal auf unserer bisherigen Reise entdeckten und so zumindest kulinarisch auf unsere Kosten kamen.
14.6. - Die Flucht aus Prince Albert nach Prince Albert (? - der National Park heisst auch Prince Albert) erwies sich als Gluecksgriff. Irgendwie habe ich gespuert, dass es hier schoen wird.Wir stolperten schon kurz nach dem Parkeingang ueber das erste Reh mitsamt Kitz. Also, hier war was los. Die Moskitos waren uebrigens auch schon wieder da und fielen sofort in Scharen ueber uns her. Der Ort Waskesiu bildet das touristische Zentrum des Parks, und hier gibt es auch eine gute Auswahl von Lodges, Cabins, Zeltplaetzen und Motels. Die Kroenung ist der Strand am Lake Waskesiu, der zum Baden einlaedt.
Aber jetzt gab es erstmal andere Prioritaeten, denn Deutschland spielte gegen Polen. Wir suchten uns schnell ein sehr schoenes (dafuer auch etwas teureres) Zimmer fuer 129 CDN + Tax mit kleiner Terrasse und Seeblick. Leider mussten wir mit dem Einzug noch etwas warten, aber wir schauten ungluecklich genug aus, so das uns in dem Restaurant zur schoensten Mittagszeit (13:00) der Fernseher eingeschaltet wurde. Allerdings ohne Ton (um die anderen Gaeste nicht zu stoeren). Mitte der zweiten Halbzeit waren die anderen Gaeste dann verschwunden und so konnte ich heimlich die Lautstaerke auf ein stimmungsvolles Mass erhoehen. Puenktlich in der 91 min war die deutsche Seele dann erloest, (Klinsmann schien ploetzlich auch sehr locker) und mit einem lauten ja feierten wir das Tor, nicht ohne uns in deutscher Bescheidenheit umzuschauen, ob wir ja keinen stoeren. Ich sag mal so: Wir haben nicht ungluecklich geguckt, sondern gesagt, dass wir Fussball schauen MUESSEN und bei dem Tor haben wir einfach ordentlich laut losgeschrien, von wegen umgeschaut, ob wir stoeren... Ist ja wohl auch logisch, bei diesem spannenden Ende!!!
Der Tag fiel also eindeutig in die Kategorie "gerettet". Jetzt schnell zum Strand (ca. 200 m von unserer Bleibe entfernt) und die strahlende Sonne nutzen. Dem Uebermut setzte das eiskalte Wasser schnell seine Grenzen, immerhin schwamm ich ca. 5 m, das Ostseekind verweigerte vollstaendig. Hart am Sonnenbrand vorbei verbrachten wir den Nachmittag am Strand und gingen dann noch eine Stunde Tennis spielen. Nicht, dass wir Tennis spielen koennen, aber es ist fuer uns eine schoene Tradition geworden, wo immer moeglich und nicht zu teuer, eine Runde den Ball (meist ins Aus) zu spielen. Das leckere Abendessen rundete den gelungenen Tag ab. Nicht zu vergessen der wunderschoene Sonnenuntergang und die kleine Herde Elche, die ihren Abendspaziergang unter unserem Balkon entlang machten.