Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Am Mittwoch verabschiedeten wir uns von Banff. Unsere Tour ging weiter in Richtung Golden. Der Weg dahin fuehrte uns durch ein paar touristische Highlights. Zunaechst machten wir einen Abstecher zum Moraine Lake, ein Bergsee, welcher eine unbeschreibliche blaue Farbe hat. Ein kleiner Trail fuehrte auf einen Aussichtsberg, von dem aus wir das tolle Panorama bewundern konnten.
Ein paar Kilometer weiter besuchten wir den beruehmten Lake Louise, ein ebenso schoener Bergsee, an den allerdings ein seltsamer Klopper von Hotel hingeklotzt wurde, dass uns an das ehemalige KDF-Heim in Prora erinnerte. Der Lake Louise ist ein Must-See der Rockies und entsprechend waren hunderte Touristen vor Ort. Wir fanden das Gewusel um das komische Hotel sehr befremdlich und hielten uns nicht lange auf. Die Strasse ging steil auf und ab, was der kanadischen Eisenbahngesellschaft bei der Erschliessung des Landes einiges Kopfzerbrechen bereitet hat und zu abenteuerlichen Tunnelbauten fuehrte. Die Bahn faehrt in spiralfoermigen Tunneln den Berg hinauf. Im Winter werden durch die kanadische Armee regelmaessig potenzielle Lawinen mit Kanonen abgeschossen, bevor diese die Schienen verstopfen koennen.
Unser Tagesziel war Golden, eine vertraeumte Kleinstadt, in der wir vor 7 Jahren unser erstes Rodeo gesehen haben. Wir waren jedoch baff, was in den letzten Jahren aus Golden geworden ist: Hotel reiht sich an Hotel und es wurde ein grosses Skigebiet geschaffen. Noch immer werden neue Hotels im Akkord gebaut, ein wahrer Boom! Wir checkten jedoch erstmal in der Mc Laren Lodge ein, unserer Schlafstaette von damals. Wenigstens hier schien die Zeit stehengebleiben zu sein, denn alles war noch genauso wie in unserer Erinnerung. Das kleine Zimmer war sehr niedlich und im gemeinsamen Aufenthaltsraum spielten wir auf englisch Scrabble, was ganz schoen schwierig war. Natuerlich habe ich wie immer verloren, da hilft auch englisch nicht weiter. Ist einfach nicht mein Spiel.
Golden ist auf jeden Fall eine Empfehlung fuer alle Ski und Mountain-Bike Verrueckten geworden. 45% der Pisten gehoeren zu der Kategorie Schwarze Piste und 35% Rot. So ist wohl auch das Verhaeltnis bei den Mountainbike Pisten. Wir haben hier so manchen mit verkrampften Haenden an den Bremsen runterkommen sehen. Also nichts fuer Weichereier hier in Golden.
Am naechsten Morgen bezogen wir fuer 3 Tage eine super schoene Wohnung im neuen Skigebiet, denn wir brauchten die richtige Athmosphaere fuer Tom, damit er endlich mal in Ruhe den Fototeil fertigprogrammieren konnte. Ich freute mich ueber die Kueche und kochte gleich mal ein bisschen exotisch-deutsches Essen: Schmorgurken mit Gehacktem suess-sauer, lecker! Jawohl! Extrem lecker und mit Kartoffeln!
Ja, endlich kam Licht an das Ende des Tunnels. Letztendlich brauchte ich noch zwei Tagesschichten, um die Fotos endlich in die Website zu bekommen. Es war die letzten Wochen nicht einfach, die Nerven zu behalten. Schliesslich wusste ich, dass ihr alle auf die Fotos wartet. Zwischendurch war ich auch sehr versucht, die Hau-Ruck-ich-klatsch-sie-rein-Methode durchzuziehen, aber ich sehe noch immer 9 weitere Monate vor mir und ueber kurz oder lang waere das nach hinten losgegangen.
Das ganze basiert auf einer Datenbank, die auf unserem Webserver laeuft (Fuer alle, die der technische Kram nicht interessiert ... bitte weiter zum naechsten Absatz). Dass das alles im Prinzip funktioniern muss, war mir schon klar, aber wie? Es ist auch nicht ganz so einfach, eine Testumgebung aufzusetzen, die sich so verhaelt, wie der Webserver bei Strato. Also erstmal muss der Apache Server laufen, dann muss MySQL laufen, dann muss PHP laufen ... So gibt es dann die ganzen weiteren Teufeleien: Wie verhindere ich tatsaechlich, dass die nicht oeffentlichen Fotos doch von jedermann angeschaut werden. Was machen wir mit Hoch- und Querformat? Wie kriege ich die bis jetzt 314 Fotos am schnellsten in ein niedrig aufloesendes Format, ohne jedes einzeln anfassen zu muessen? Fragen ueber Fragen und keiner da, der sie mir beantworten konnte. Der arme Tom tat mir ganz schoen Leid, ich bin als Hotline-Kameradin wirklich nicht geeignet...
Um die Programmiererei herum gestalteten wir die Restzeit mit ein paar schoenen Outdooraktivitaeten. Direkt vor unserem Balkon startete eine Gondelbahn (20 CDN), die auf den 2.335 m hohen Kicking Horse Mountain hinauf fuehrte. Nach Toms Freitag-Schicht fuhren wir dort also hinauf und ungeplant entschlossen wir uns, den Weg hinunter nicht zu fahren, sondern zu wandern. Jaaa, das war dann eine schoene Strecke.... Wir wanderten ueber wilde Mountainbike-Routen hinab, die waren schon zu Fuss sehr steil, wie soll so etwas nur mit dem Rad funktionieren? Die Strecke war insgesamt 9 km lang und ueberwand 1.000 Hoehenmeter. Nach der Haelfte der Strecke hatte ich das Gefuehl, dass eine Fussamputation unmittelbar bevorstand und erlitt einen leichten mentalen Schwaecheanfall.
Erschwerend hinzu kam, dass wir uns in einem aktiven Grizzlygebiet befanden und ueberall gewarnt wurde. Ich hatte maechtige Schiss und sang fleissig Kampflieder. Das Liedersingen wird empfohlen, denn dann werden Baeren, die beim Beerenfressen immer ganz versunken sind, nicht durch die ploetzliche Anwesenheit von Menschen erschreckt, was sehr gefaehrlich ist. Wenn sie Menschen rechtzeitig hoeren, sollen sie normalerweise abhauen. Normalerweise, aber weiss das auch der Baer? Tom meinte, ich solle cool bleiben, er denkt erst drueber nach, wenn der Baer da ist. Sehr beruhigend! Mitunter sagt Katrin, ich bin in meiner Denke zu sequenziell. Immerhin musste ich mir eine ganze Weile keine Sorgen machen und konnte mich darauf konzentrieren, Katrin zu beruhigen.
Wie auch immer, die Wanderung haben wir ueberlebt, auch wenn ich zur Erinnerung einen Mordsmuskelkater vom Zeh bis zum Hintern habe (der Muskelaufbau schreitet voran..). Ja, und am naechsten Tag fahren wir zum Hotel hinauf und was laeuft gemuetlich ueber die Strasse? Ein ziemlich dicker Grizzly!! Soviel dazu... Also, ich werde mein Liedgut weiter pflegen, das kann nichts schaden.
Am Samstag war unser Feiertag: die Programmiererei war endlich soweit abgeschlossen, dass die Bilder ins Netz koennen. Das truebe Programmierwetter hatte sich flugs in schoenen Sonnenschein umgewandelt, ergo hiess es fuer uns: auf zum Wildwasserrafting! Wir buchten die Nachmittagstour, d.h. wir liessen die Einfuehrung und das Grillen weg und stuerzten uns gleich in die richtigen Rapids. Leider hatten wir eine Spezialkonstellation der Mannschaft: Das Team bestand aus 4 Arabern, zwei Amis und uns. Das konnte nicht gut gehen... Tja, die Araber fanden das Paddeln etwas unter ihrer Wuerde, mein Vordermann setzte dauernd aus und der Typ vor ihm paddelte Freestyle, so dass wir wie ein unkoordinierter Huehnerhaufen rumfuhren. Die Rapids aber waren geil und wir wurden ordentlich nass vom 9 Grad kalten Wasser.
Weil es so schoen war, buchten wir die letzte Teilstrecke dazu und kamen nun auch in eine neue Truppe, die wunderbar funktionierte. Das war auch besser so, denn wir fuhren durch megageile Rapids der Stufe 4, die richtig abgingen. Raften koennten wir ja andauernd, wenn es nicht so gemein teuer waere (115 CDN pro Person). Sehr beglueckt fuhren wir in unser schoenes Appartment hinauf.