Foto des Tages
Zurueck zu allen Tagebucheintraegen
Naechster Tagebucheintrag
Vorheriger Tagebucheintrag

Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Nanaimo - Victoria] Datum [26.07.06-28.07.06] Reisetag [80 - 82] Temp. [ca.26]
32. Sylt auf kanadisch

Am Mittwoch machten wir erstmal "frei". Gemuetliches Fruehstueck, E-mails, Telefonate usw. und schon war es Mittag. Auch beim Nichtstun vergeht die Zeit, man glaubt es kaum. Da wir uns am Meer befanden, wollten wir unbedingt baden gehen. Auf dem Weg entdeckten wir ein sehr niedliches Minigolf und Tom raechte sich bitter fuer seine Schmach in Thunderbay (die Hitze war bestimmt schuld an meiner Formschwaeche). Am Strand angekommen mussten wir das Meer erst mal suchen, denn es war gerade Ebbe. Eine Wattwanderung mit vielen Krabben und anderem Igitt-Zeug fuehrte uns dann auf eine Art Badeinsel, auf der sich allerlei Volk niedergelasen hatte. Die Flut setzte aber gerade ein und man konnte der Insel beim Schrumpfen zuschauen. Also badeten wir lieber nicht ganz so lange, um unsere Sachen nicht zu verlieren. -Oh, ich musste das Schreiben unterbrechen, weil an der Faehre, auf der ich gerade sitze, ganz viele Killerwale vorbeischwammen, Wahnsinn!-

OK, zurueck zum Strand. Wir verfolgten die steigende Flut mit einem Inselhopping, d.h. wir sassen immer so lange auf einer Insel, bis sie unterging. Dabei waren wir auch an der Rettung von drei gesunkenen Handtaschen beteiligt, die ein paar Badende wohl vergessen hatten (sie wurden von anderen eine Insel weitergetragen, die Besitzer haben bestimmt einen Schock bekommen, als sie vom Schwimmen zurueckkehrten und nichts mehr da war, weder Insel noch Taschen...).

Abends machten wir noch einen Sonnenuntergangspaziergang am Strand (praktisch hinterm Haus) entlang und nach der Rueckkehr erwischten uns Joan und Jim (das sind unsere Vermieter) zum obligatorischen Abendbier und -schwaetzchen. Jim erzaehlte aus seiner Zeit als Polizist, wie er Potthaeuser hochgenommen hat. Die wurden immer im Winter entdeckt, wenn Schnee lag, denn die Marihuanazucht fand im Haus in Hydrotoepfen und unter saunaartigen Bedingungen statt, so dass auf den Daechern der Potthaeuser immer der Schnee geschmolzen war, sehr verdaechtig!

Am Donnerstag wollten wir dann wieder mal etwas besichtigen, also ging es zur Cathedral Grove. Im McMillan Provincial Parc stehen riesige (bis 75 m hohe und bis 800 Jahre alte) Douglastannen. Hier wandert man wie durch einen Maerchenwald. Der Effekt wird noch dadurch verstaerkt, dass eine Windhose Ende der neunziger Jahre viel Baeume umgehauen hat und nun liegen diese Kolosse mit Moos bewachsen herum. Beim Versuch, fuer ein Foto auf so einem (eigentlich dicken) Baumstamm zu balancieren, bekam ich eine absolute Koerperstarre und Tom musste mich erst mal befreien. Deshalb ist nun er als Modell auf dem Baumstammfoto.

In der Naehe der Riesenbaeume fanden wir einen bayerischen Fleischer, bei dem wir im Gedenken an die deutsche Grillsaison ein paar Bratwuerschte kauften, welche unsere Vermieterin Joan ein weiteres Mal ins Entsetzen stuerzte, da sie Vegetarierin ist. Erfreulicherweise hatte sie mir mein Abendbier schon in unseren Kuehlschrank getan, wahrscheinlich dachte sie, Deutsche brauchen ein Bier am Abend, womit sie ja auch nicht ganz unrecht hat.

Am Freitagmorgen bekamen wir einen Preisnachlass, weil wir so easy waren (!) und wurden sehr herzlich verabschiedet. Wir begaben uns auf eine kurze Fahrt gen Sueden nach Victoria. Es dauerte nicht lange und wir sassen im naechsten Bed und Breakfast, diesmal in einer viktorianischen Villa, betrieben von einer Oesterreicherin und ihrem englischen Mann. Das ganze Haus ist wie ein Museum, beide sind leidenschaftliche Sammler und ueberall sind herrliche Stuecke zu bestaunen. Wir wurden gleich mit dem besten Apfelstrudel meines Lebens begruesst, denn Vanessa ist eine grossartige Koechin und Baeckerin, sie baeckt ihr Brot immer selbst und kauft nie welches!

Am Nachmittag ging es auf nach Downtown Victoria. Als erstes steuerten wir den Hafen an und ich war verloren. Waehrend Tom ins Miniaturmuseum ging und die Stadt anschaute, sass ich ewig an der Pier und schaute den Gauklern zu, welche wirklich gute Shows abzogen. Auch am Abend nach einem schoenen Essen (Tom Sushi, ich handgezogene Udon-Nudeln, asiatisch, was sonst?) und einem kleinen Spaziergang setzten wir uns (nun zu zweit) an die Pier zu den Streetentertainern. Ich hatte diese auch von unserem Besuch vor 7 Jahren in guter Erinnerung und freute mich, dass es manche schoenen Dinge aus der Vergangenheit immer noch gibt.

Victoria ist eine seltsame (im positiven Sinne) Stadt. Viele bezeichnen Victoria als die britischste Stadt ausserhalb Grossbritanniens. Die englischen Wurzeln sind unverkennbar, aber das Wetter ist hier mit Sicherheit um einiges besser. Auf alle Faelle herrscht hier eine ganz besonders entspannte Grundstimmung. Das liegt wahrscheinlich an den zahllosen Urlaubern, die auf einen Kurztrip von Vancouver herueberkommen, oder den Amerikanern, die per Faehre direkt von Seattle hierher fahren koennen. Uns wurde erzaehlt, dass bei der Festlegung der Grenze Vancouver Island fast an die USA gefallen waere. Wenn man auf die Karte schaut, ueberrascht das nicht so sehr, da die Grenze fast ueberall exakt entlang des 49 Breitengrades verlaeuft. So liegen Victoria und Teile der Insel geographisch schon weit im noerdlichen Teil des US Bundesstaat Washington.

Die besondere Atmosphaere macht den Besuch dieser Stadt zu einem echten Erlebnis und an jeder Ecke gibt es interessante Fotomotive. Wo findet man schon einen Jachthafen, in dem grosse Faehren anlegen und sich dazwischen Wasserflugzeuge tummeln. Dann wieder die vielen Touren, die mit grossen Schlauchbooten hinaus zu der Kueste fahren, wo man dann auf Wal- Safari geht (Walsichtung wird garantiert). Die Hauptstrassen am Hafengebiet bestehen fast nur noch aus Souvernirlaeden, wobei hier tatsaechlich auch sehr viel interessantes Kunstgewerbe der indianischen Ureinwohner angeboten wird. Wir kamen beide (wieder) zu dem Schluss, dass es sich wohl ganz gut leben lassen wuerde.

::©Copyright 2006  :: Thomas Arndt & Katrin Münch :: Impressum