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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Victoria - Whistler] Datum [29.07.06-31.07.06] Reisetag [83 - 85] Temp. [ca.22]
33. Fruehstueck mit Kakadus

Der Samstagmorgen begann mit grosser Herrlichkeit. Wir nahmen Platz im feudalen Fruehstueckszimmer und schlemmten uns durch selbstgebackene Broetchen und Ruehreier mit selbstgefangenen Krabben - also richtige Krabben, so ca. 20 cm gross - . Wir waren etwas traurig, dass wir im Bauch keinen Platz mehr fuer den leckeren Kuchen hatten. Am Nebentisch sass ein oesterreichischer Generalkonsul mit seiner Familie und schwatzte uns in breitem Wienerisch zu.

Zum Nachtisch wurden uns die Kakadus des Hauses kredenzt - natuerlich nicht zum Verspeisen - : mir wurde erst mal einer auf den Arm gesetzt, sehr suspekt mit seinem grossen Schnabel so dicht vor meinem Gesicht! Nach ein paar Minuten entspannte ich mich jedoch, das Tier hatte eine kuschelige Position gefunden und liess sich so richtig durchkraulen. Das war sehr seltsam, diese scheinbar zerbrechlichen Papageienknochen so durchzuknuddeln. Insgesamt gab es drei Kakadus, einer davon spricht ca. 30 Woerter, wir wurden mit lautem "Hello" und "What shall we do?" beschallt. Es war sehr gemuetlich und wir blieben ewig im Fruehstueckszimmer und der Kueche haengen. Auch unser Zimmer war sehr schoen, es war Gustav Klimt gewidmet, welcher mit der Familie der Patentante von Vanessa, unsere Vermieterin, ein enges Verhaeltnis hatte. Was fuer Verwicklungen!

Wir verliessen Vancover Island mit der Faehre (Womit sonst?). Von Victoria aus ist man nach ca. 30 min in der Schwartz-Bay, von dort legt die stuendlich verkehrende Faehre nach Vancouver ab. Fuer ca 63 CDN bekommt man einiges geboten. Die Faehre schlaengelt sich mit grosser Geschwindigkeit durch die Inselwelt vor Victoria Island und ueberall kann man die Sommerhaeuser der wohlhabenden Vancouveraner bestaunen. An der engsten Stelle der Passage, eine ziemlich schmale Fahrrinne zwischen zwei Inseln, gibt es dann die lakonische Ansage „Rechts koennen Sie ein paar Orcas sehen.”. Grosses Gewusel auf der Faehre und alles stuermt auf die rechte Seite, wo man tasaechlich vier Orcas munter herumschwimmen sah. Alles inklusive auf dieser Faehrfahrt. Ich fand das ja nicht so lakonisch, vielmehr war ich etwas traurig, dass ich gerade innen sass und Tagebuch schrieb, so dass ich das Prusten leider nicht hoeren konnte. Ja, so ein Job in der IT Branche...

In Vancouver angekommen bezogen wir erst einmal unser naechstes Bed and Breakfast Domizil, dass aber nun wirklich nicht mehr mit den Vorlagen der letzten Tage mithalten konnte. Dieses B+B war eher ein Hotel und hatte mit der persoenlichen Atmosphaere unserer vorherigen Entdeckungen nichts gemein. Aber es kann ja auch nicht in diesem Dauerstakkato weitergehen, das waere ja zuviel des Guten! In Vancouver waren wir eigentlich eh nur auf der Durchreise zum Rodeo. Leider stellten wir durch nochmalige Recherche fest, dass das Rodeo irgendsoein unbedeutender Kinderkram war. Wir waren ziemlich enttaeuscht, da wir ohne das Rodeo als Ziel Vancouver Island noch etwas laenger genossen haetten. Aber nochmal zurueck wollten wir nun auch nicht mehr. Zur Entschaedigung gingen wir abends nach Downtown Vancouver, wo uns zu Ehren ein gigantisches Feuerwerk veranstaltet wurde.

Na ja, uns zu Ehren ist ein bissel uebertrieben, es waren auch noch ca. 500.000 andere Besucher da. Der eigentliche Anlass ist eine Art internationaler Feuerwerker-Wettbewerb und heute am Samstag war also China dran. Insgesamt gibt es vier teilnehmende Laender (Italien, China, Tschechien und Mexico) und jeder will gewinnen. Entsprechend legen sich alle ins Zeug und um es kurz zusammenzufassen: Der absolute Oberknaller. So ein Feuerwerk haben wir beide noch nicht gesehen. Das Feuerwerk wurde nicht einfach nur so abgeschossen, denn ganz wichtig ist, dass das alles auch noch synchron zur spielenden Musik ist. Also bei Ta Ta muss es auch ordentlich Bum Bum machen ... Alles klar? Auf jeden Fall haben die es geschafft mit ihren Raketen ein explodierendes Herz von ein paar hundert Metern Groesse in den Himmel zu zaubern, da blieb einem die Spucke weg. Und man glaubte, manche der Druckwellen der explodierenden Feuerwerkskoerper zu spueren. Auch wenn ich mich wiederhole: Es war unglaublich und am Mittwoch werden wir natuerlich wieder hingehen, wenn die Tschechen ihr bestes geben.

So, also kein Rodeo, was nun? Wir sassen etwas ratlos da mit unserer freien Zeit. Irgendwie hatten wir alles gesehen, was wir sehen wollten. Da kam uns die rettende Idee: wir fliegen einfach eher nach Hawaii! Ja, das war die Loesung und es ging auch ganz easy umzubuchen. Ergo fliegen wir nun am Freitag den 4. August nach Honolulu. Bei uns brach auch gleich eine gespannte Erwartung aus und ich studierte den kompletten Hawaii-Reisefuehrer. Ich kann es kaum mehr erwarten und verbringe die letzten Tage hier schon halb abwesend.

Na ganz so abwesend fuehle ich mich noch nicht, aber auch bei mir macht sich eine grosse Vorfreude auf das warme Meer breit. Kanada ist nun mal defenitiv kein Land fuer Badeurlaub und Berge haben wir inzwischen auch reichlich gesehen. Ihr merkt, wie wir gestrickt sind, dass wir beide keine richtig sesshaften Gestalten sind. Es muss immer was neues her, wenn das Alte ausreichend erkundet wurde. Also noch immer keine Gefahr in Verzug, dass wir ploetzlich irgendwo kleben bleiben.

Da uns Wildernessfreaks ein fuenftaegiger Aufenthalt in Vancouver zu lang vorkam, ging es noch ein letztes Mal in die kanadischen Berge, unser Ziel war Whistler. Von Vancouver mit seinen Straenden und Haefen faehrt man nur ca. 130 km an einer schoenen Kuestenstrasse entlang und schwupps befindet man sich praktisch in den Alpen (oder so aehnlich). Whistler ist ein hochtouristischer Skiort mit vielen Liften und Skipisten. Ich finde, im Sommer strahlt so ein Ort ja immer eine Art von Falsche-Zeit-Atmosphaere aus, denn Skiort bleibt Skiort und irgendwie laufen die Leute immer etwas verloren herum. Es gab aber auch welche, die hier gerade richtig waren: es fand naemlich eine Mountainbikewoche statt. Obercoole Biker fuhren ueber unglaublich halsbrecherische Konstruktionen (schmale Bretter in zwei Meter Hoehe usw.). Die armen Eltern dieser Typen muessen ja einen Nervenzusammenbruch bekommen, wenn sie das sehen…

Unser Hotel war uebrigens ganz schoen, wir hatten ein Studio mit Kueche gemietet. Die Anmietung war etwas strange, man konnte in der Information eine Gratisnummer anrufen, die einem die guenstigsten Hotelpreise vermittelte. Wir prueften dies noch an der Rezeption nach und tatsaechlich hatten wir ca. 30% gespart. Wir mussten also an der Rezeption warten, bis das Fax von dieser Telefonvermittlung eintraf, denn das Hotel selbst konnte keine guenstigen Preise anbieten. Verstehe das, wer will.

Ich fand den Ort auch sehr seltsam, aber fuer Wintersportler wahrscheinlich ein Paradies. Ich habe zuvor noch nirgends gesehen, dass man an sovielen Stellen praktisch von der Piste ins Hotel fahren konnte. Und zum Lift sind es von ueberall auch nur ein paar hundert Meter. Die Strecke zwischen Vancouver und Whistler wird gerade vierspurig ausgebaut. Schon jetzt braucht man nur eine gute Stunde, dann ist man da. Also, wenn jemand eine Stadt mit hohem Freizeitwert sucht: Wie waere es mit Vancouver? Schnee und Meer in max. einer Stunde Entfernung. Arbeitskraefte suchen die hier wie verrueckt, wie koennte es anders sein? Zurueck zum Strassenbau. Hier werfen die Winterspiele 2010 in Vancouver ihre Schatten voraus. Whistler wird dann das Austragungszentrum fuer fast alles und entsprechend boomt in Whistler alles. Der ganze Spass soll am Ende 1,3 Mrd CDN kosten, aber das woppen die hier, glaube ich, relativ locker.

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