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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Princeville - Princeville] Datum [15.08.06-17.08.06] Reisetag [100 - 102] Temp. [ca.27]
39. Humuhumunukunukuapuaa

Dienstag. Wir sind also nicht um 8 am Beginn des Kalalau Trails aufgeschlagen, aber immerhin um 9 ging es dann los. Um diese Zeit ist man bei weitem nicht mehr der Erste und es war wieder einmal erstaunlich, wieviele Fruehaufsteher hier existieren. Meine These diesbezueglich ist die Vermutung, dass hier alle vom amerikanischen Kontinent mit einer Zeitverschiebung von mindestens drei Stunden aufschlagen. In der kurzen Urlaubszeit schaffen es die meisten nicht, die innere Uhr neue einzustellen und so hat man hier morgens um 5:30 erstaunlich viele Geister, die auch ruhelos durch die Gegend ziehen. So etwas kann ich ja gar nicht verstehen...

Wir wagten uns nicht an den kompletten Wanderweg. Die 18 km sind nur etwas fuer Profis und am Ende wartet nichts auf einen als ein Zeltplatz ohne alles, d. h. man muss das ganze dann auch wieder zurueck. Wer diesen Trail machen will, braucht neben einer guten Kondition dann auch noch eine Erlaubnis der Parkverwaltung. Das ist angesichts der Masse von Leuten, die sich hier z. T. auch erheblich ueberschaetzen, wohl keine schlechte Idee, denn sonst waere hier wohl bald alles kaputtgetrampelt. Die ersten 2 Meilen zur Hanakapia Beach geht es zunaechst steil hinauf, wobei sich auf dem Weg die eine oder andere Fussangel in Form einer Wurzel befindet. Belohnt wird man durch wunderbare Ausblicke auf die Na Pali Kueste mit vielen Buchten. Diese Buchten sind haeufig zu Fuss nicht zu erreichen, wer hier anladen moechte, muss also eine der zahlreichen Bootstouren mitmachen. Bei Bootstouren wird wiederum dringend empfohlen, schon am Vorabend die erste Antiuebelkeitstablette einzunehmen, Hawaii-Wellen, you know? Kam uns etwas doof vor, mehrere Stunden auf einem Boot mit Kotzgefuehl zu hocken. Knapp zwei Stunden spaeter hatten wir die Strecke geschafft. Das mag einem recht langsam vorkommen, zeigt aber nur, dass der Trail kein easy going Wanderweg ist. Zwei Stunden dauerte es vor allem wegen mir... Ich bin bergauf eher etwas schwaechlich, und bergauf ging es reichlich. Ueberhaupt ist Wandern in den Bergen nur so bedingt ein Vergnuegen fuer mich. Klar, es gibt schoene Aussichten, aber muss man sich dafuer nun sooo doll anstrengen? Also waehrend der Wanderung denke ich permanent ans Ziel... Wenn ich es dann aber geschafft habe, kann ich mich im Rueckblick doch noch darueber freuen.

Die Hanakapia Beach ist dann aber eine tolle Belohnung fuer die Muehen. Aber auch hier wird dringend vor dem Baden gewarnt. Eine Schild mit einer Art Strichliste weiss von 82 getoeteten Besuchern dieses Strandes zu verkuenden. Zum Glueck muendet hier der Hanakapia Fluss in das Meer und hinter einer geschuetzten Sandbank am Strand kann man im kuehlen Suesswasser baden. Der Strand wird von Steilklippen umrandet und bei Ebbe kann man deren Verlauf ein kleines Stueck am Ufer folgen. Ich wollte noch ein bisschen mehr sehen und so trennten wir uns fuer ein paar Stunden. Katrin marschierte in aller Ruhe den Weg zurueck, waehrend ich das Flusstal hinauf weitere 2 Meilen zum Hanakapia Wasserfall wanderte. Der Weg wurde noch einen Zacken schaerfer und ohne vernuenftiges Schuhwerk sollte man hier wirklich nicht sein Glueck versuchen.

Die 1,5 Stunden bis zum Wasserfall sind eigentlich physisch nicht so anstrengend, aber man muss sich extrem konzentrieren und auch das ermuedet dann ganz schoen. Belohnt wird man durch einen grandiosen Blick auf den Wasserfall, der sich ca. 80 m in die Tiefe stuerzt. Am Fuss des Falls waren noch ca. 30 andere Menschen und nach der Hitze der Wanderung war das Bad im grossen Becken eine prima Erholung. Zurueck ging es dann im Schweinsgalopp. Schliesslich lagen jetzt vier Meilen vor mir und ich hatte nur noch 1,5 Stunden Zeit bis zum verabredeten Treffen mit Katrin. Habe ich natuerlich nicht in der Zeit geschafft. Der Pfad an der Kueste entlang lag inzwischen in der prallen Sonne und die erfrischenden Winde des Morgens hatten sich inzwischen in Luft aufgeloest. Zu meiner eigenen Beruhigung war ich nicht der einzige, der mit knallroter Birne und fetten Schweissperlen auf der Stirn den Weg entlangtrottete. Die Anzahl der Pausen nahm dann auch schnell und drastisch zu. Dumm war auch, kein Wasser mitzuhaben, die einzige Wasserflasche hatte Katrin mitgenommen. Ja, wir hatten natuerlich nicht daran gedacht, zwei Wasserflaschen mitzunehmen, wie daemlich, wenn man sich dann trennt. Meine Ruecktour war dann auch mit staendigem Nachdenken ueberschattet, wo ich fuer den Rueckkehrer Tom nur Wasser herbekomme. Ich habe dann wie eine Art Mantra einen Wasserspender am Ende (bzw. Anfang) des Wanderweges herbeigesehnt und siehe da - meine magischen Kraefte hatten einen herbeigezaubert, so dass ich fuer Tom 1,5 Liter Wasser bereithielt. Am Ende (zwei Stunden spaeter) hing mir die Zunge vertrocknet aus dem Hals und die erste Weg fuehrte zum Wasserspender am Strand. Den Rest des Tages gaben wir uns der koerperlichen Agonie hin, beide waren wir gut geschafft und wirklich voller Respekt vor allen, die 18 km bis an das Ende des Trails in 8 bis 10 Stunden schaffen. Das sind dann aber solche Reinhold Messner Typen.

Nach dem anstrengenden Vortag suchten wir uns am Mittwoch etwas leichteres fuer unser Programm. Da unser erster Schnorchelausflug auf der Insel Oahu eher maessig beeindruckend verlief, wollten wir an der Kee Beach nochmal unser Glueck versuchen. Maske und Schnorchel gibt es fuer nur 5 USD in Hanalei zu leihen und so machten wir uns erneut auf zur Kee Beach, die uns sehr empfohlen wurde. Und diese Empfehlung war dann auch goldrichtig. Erstaunlicherweise konnte ich mit der Taucherbrille fast normal gut unter Wasser sehen. Das muss irgendwas mit den unterschiedlichen Brechnungsindizes zu tun haben. So musste ich mich also nicht nur auf Berichte von Katrin verlassen, sondern entdeckte sogar zuerst die grossen (bis zu 1 m langen) Wasserschildkroeten, die sich an dem Korallenriff in Ufernaehe herumtrieben. Ansonsten sah man grosse Mengen sehr bunter Fische und das ganze erinnerte ein bisschen an „Findet Nemo”. Dabei war auch der Nationalfisch von Hawaii, der Humuhumunukunukuapuaa. Der heisst wirklich so und der Trick bei der Aussprache ist eigentlich nur, dass man sich Zeit laesst und das ganze auf reichlich Wortdoppelungen basiert. So wird es doch schon viel klarer: Humu Humu Nuku Nuku Apuaa, oder? Das Korallenriff selber war nicht gerade besonders schoen anzuschauen. Teilweise konnte man in ca. 50 m Entfernung vom Ufer auf diesem Riff stehen, da es nur einen halben Meter mit Wasser bedeckt war. Viele Zeitgenossen machen das dann auch gerne und zertrampeln dabei dann das eine oder andere. Die menschliche Ignoranz treibt leider doch zu gerne seine Blueten. Zudem ist die geballte Sonnencremedichte hier auch nicht zu unterschaetzen, aber ohne geht es auch nicht. Schnell war eine Stunde rum und in dieser Zeit brennt die Sonne erbarmungslos auf den Ruecken. Ohne Schutz hat man sich auf diese Art schnell den Urlaub versaut. Ich habe mich ueber die Korallenriffkaputtlatscher tierisch aufgeregt. Tom meinte dann aber, gut dass sie sich alle hier zusammenrotten, dann bleibt wenigstens der Rest der Korallenriffe unzerstoert. Das hat mich ein wenig getroestet, aber dieses die Natur-gehoert-mir-Gehabe besonders der Amis geht mir echt auf den Senkel. Ich moechte hier nicht von Muell und Energie (Klimaanlagen) anfangen...

Zur weiteren Gestaltung des Tages gingen wir in den Limahuli (botanischen) Garten bei Haena. Der Eintritt mit 15 USD ist nicht gerade familienfreundlich, aber im nachhinein fiel uns auf, dass man ohne grosse Anstrengung diesen Betrag auch haette minimieren koennen, weil keine Sau irgendwelche Tickets kontrollierte. Ich bin dann ganz begeistert durch die Anlage gestreift und habe mich an jeder Pflanze erfreut, waehrend Tom etwas gelangweilt neben mir herlief. Frueher fand ich Pflanzen ja auch eher langweilig, aber mit dem gehobenen Alter ist bei mir ein grosses Interesse entstanden. Und auf Hawaii gibt es nun jede Menge Pflanzen zu bestaunen, herrliche exotische Blumen, die bei uns wohl ein Vermoegen kosten wuerden und wuchernde Gruenpflanzen, die hier in der feuchten Waerme ideale Bedingungen vorfinden.

Zur Abrundung des Tages veranstalten wir mal wieder unser privates Wimbledon Turnier. Immerhin konnten wir sicher sein, dass einer aus der Familie gewinnt. Die Nutzung des Tennisplatzes und die Leihe der Racks war gratis und im Flutlicht und bei ertraeglichen 26 Grad gaben wir dann eine Stunde den letzten Rest von dem, was wir noch an Energie ueber hatten. Schachmatt und schweissgebadet taumelten wir zurueck aufs immer. Eine weitere Folge der mitgebrachten Season 2 von 24 fiel der Muedigkeit zum Opfer.

Am Donnerstag frueh ging ich zu meiner ersten Surfstunde. Man konnte fuer 40 Dollar eine 90-minuetige Unterweisung erwerben, das kam mir als Schnupperkurs gerade recht. Das Ganze fand an einem sehr versteckten Strand statt, zu dem man durch eine Strasse mit Gesperrt-Schild hinfahren musste, also ein wirklicher Geheimtipp. Hier fanden wir endlich die Wellen, die wir die ganze Woche lang vergeblich fuer unser Boogieboard gesucht hatten, allerdings hatten wir die Boards schon zurueckgegeben... Nach einer kurzen Trockenuebung ging es auch gleich in die Wellen. Ja, und dann folgten 90 Minuten rein in die Welle, rauf aufs Brett, runterfliegen und wieder zurueck kaempfen. Ich fand das ganz schoen schwierig und kam auch nur sehr selten und ziemlich kurz zum Stehen. Dafuer war ich aber am Ende absolut ausgepumpt, denn die Aktion war enorm anstrengend. Ich bin nach dem Surfabenteuer erst mal sofort in unserer Badewanne eingeschlafen... Am Nachmittag streiften wir dann noch ein wenig durch unseren schoenen Nachbarort Hanalei. Wir assen einen Burger beim beruehmten BubbaBurger, schauten uns die Kirchen des Ortes an und besuchten die Schule, welche zu meiner Freude fuer Gaeste geoeffnet ist (hauptsaechlich kommen aber Lehrer zur Besichtigung). Unsere Zeit auf Kauai ging zu Ende, und ich wusste, dass ich mich in diese Insel verliebt hatte. Uns war klar, dass es den kommenden Orten schwer fallen wuerde, diese Erlebnisse zu toppen. Aber das hatten wir schon ein paar Mal auf unserer Reise gedacht…

Uebrigens, wer glaubt, dass das Bild vom Humuhumunukunukuapuaa getrickst ist, der liegt vollkommen richtig. Mit der Kamera tauchen waere wohl keine gute Idee. Aber eine Postkarte abfotografieren bedarf auch einer ruhigen Hand. Man muss es ja keinem erzaehlen …

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