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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Captain Cook - Captain Cook] Datum [26.08.06-29.08.06] Reisetag [111 - 114] Temp. [ca.27]
42. Ab- und aufgetaucht

Obwohl wir dringende Vorschlaege zu allen moeglichen Superzielen erhielten, ignorierten wir diese unauffaellig und begaben uns einfach zur naechstgelegenen Beach. So naechstgelegen war diese dann allerdings nicht, denn den richtig schoenen Traumsandstrand gab es erst nach einer knappen Stunde Fahrt. Alle anderen Straende auf dem Weg dorthin hatten irgendwelche dicken Steine in Ufernaehe, wir wollten aber mal wieder gepflegt boogieboarden. Hapuna Beach war die Reise wert: einen derartig weichen Sand findet man wohl nicht so schnell wieder. Leider waren die Wellen etwas Pipikram, aber wir waren froh, nach all den Vulkanen ueberhaupt mal wieder zu baden. Unsere Riesensandburg behauptete sich eine ganze Weile gegenueber der aufkommenden Flut - deutsche Ingenieurbaukunst eben!

Am Abend gingen wir dann endlich mal wieder ins Kino und sahen World Trade Center, einen allerdings mittelmaessigen Heldenfilm mit „Die guten gehen am Ende in den Irak-Message”. Na ja, wir sind halt in Amerika... Ich fand den Film nicht ganz sooo schlecht. Immerhin hat man bei Nicolas Cage mit Originalstimme nicht permanent das Gefuehl, dass er jetzt gleich losheult. Ich kaaann den nicht ab! Da hilft auch keine Originalstimme mehr. Im uebrigen sieht man ihn zum Grossteil des Films im Halbdunkel bis zum Hals im Schutt eingeklemmt - ob er dafuer die gleiche Gage wie sonst auch immer bekommen hat?

Am Sonntag waren wir dann wieder fuer etwas Kultur empfaenglich und fuhren in die Stadt der Fluechtlinge, welche den sehr einfach auszusprechenden Namen Puuhonua o Honaunau traegt. Hawaii war frueher nicht ohne, es gab jede Menge Tabus und wenn jemand eines brach, wurde er den Goettern geopfert oder einfach aufgegessen. Die einzige Moeglichkeit, diesem Schiksal zu entgehen, war es, zur Stadt des Koenigs zu schwimmen, weil dort kein Blut vergossen werden durfte. Wer also die wilden Wellen ueberstand und in der Koenigsstadt ankam, wurde in einem Ritual gereinigt und durfte wieder in sein Heimatdorf zurueckkehren. Auf dieser Landzunge sind auch etliche Koenige begraben und die Hawaiianer verehren diese Staette als heiligen Ort. Wir liessen die spirituelle Atmosphaere auf uns wirken. Auch ein paar Meeresschildkroeten moegen diese Stelle und kommen hier an den Strand zum Ausruhen. Direkt nebenan ist ein beliebtes Schnorchelgebiet und wir tauchten mal wieder ab, immer schoen die dicken Wellen im Blick, die einen ganz schoen durchruettelten, wenn man ihnen zu nahe kam.

Wir sind jetzt 16 Wochen oder 113 Tage unterwegs. Das erste Drittel unserer Reise liegt inzwischen hinter uns. Junge, wie die Zeit vergeht! Hawaii hat sich zu unserer beider Ueberraschung zu einem echten Reisejuwel entwickelt. Eigentlich nur als Zwischenepisode zwischen Kanada und Neuseeland geplant „wir machen ein bisschen Strandurlaub”, sind wir inzwischen der Vielfaeltigkeit dieser Inselwelt erlegen. Jede Insel hat ihre eigene Charakteristik, ueberrascht durch spektakulaere Variationen der Themen Vulkan, tropisches Klima, wilder Pazifik und einem Bevoelkerungsmix aus Hardcoreamerikanern und Eingeborenen Hawaiianern. Wer den weiten Flug nicht scheut, sollte nach unserer Meinung mindestens zwei, besser natuerlich drei Wochen Zeit mitbringen und sich dem Inselhopping hingeben. Es lohnt sich!

Am Montag wollten wir mal wieder etwas fuer unsere Bildung tun und fuhren zu einem Ort, an dem die Nutzung alternativer Energien erforscht wird. Die Ausstellung war allerdings etwas enttaeuschend und schon ziemlich hinueber. Man pumpt dort aus den Tiefen des Ozeans (es ist so tief durch die Vulkane - Mauna Loa, wir erinnern uns!) kaltes Meereswasser und stellt damit so einiges sinnvolles oder auch unsinniges (unserer Meinung nach) an. Besonders schoen schwachsinnig ist die Stelle, an der gezeigt wird, wie man mit dem kalten Meerwasser, das durch Schlaeuche geleitet wird, den Boden abzukuehlt - um damit Pflanzen anzubauen, denen es sonst hier zu warm waere! Amerika, du Land des unbegrenzten Glaubens an den groessten Schwachsinn! Natuerlich benoetigen die Pumpen fuer das Tiefseewasser keine Energie - zumindest in den USA ist das so - Energie ist einfach da und wenn nicht, dann gehen wir nach Nahost und holen sie uns- Hauptsache die Klimaanlage laeuft Tag und Nacht.. Ein staendig wachsender Technologiepark zuechtet Kaltwassergarnelen und gleichzeitig Algen, um diese zu fuettern. Besonders mager war die Demonstration der Solarenergiegewinnung, da kann man als Deutscher wohl nur muede laecheln. Aber das Erdoelland USA hat auf diesem Gebiet sicher auch nur ein bedingtes Interesse.

Ja, das war es nicht so fuer uns, dann schnell doch lieber etwas sinnvolles machen und ab an den Strand. Unsere geliebte Hapuna Beach freute sich, uns zu sehen und wir tobten mal wieder endlos durch die Wellen, bis wir ploetzlich alle von den Rettungsschwimmern aus dem Wasser gepfiffen wurden. Man hatte ganz in Strandnaehe drei Tigerhaie gesehen! Nun wurden wir Zeugen, wie professionell man in Amerika auf eine Bedrohung der Bevoelkerung reagiert: innerhalb von Minuten waren wirklich komplett alle aus dem Wasser und da sogar die Zufahrt zum Strand gesperrt wurde, durften wir nicht mal mehr im Sand rumliegen. Dazu kreiste auch noch ein Hubschrauber endlose Runden und verlieh dem Event erst die richtige Dramatik. Puh, da hatten wir ja noch mal Glueck gehabt, besser als Bein ab!

Ein paar Tage spaeter lasen wir in der Zeitung, dass der Strand auch an den Folgetagen mehrfach gesperrt werden musste. Die bis zu 5 m langen Haie wagten sich bis in 50 m Uefernaehe und die versammelte Wissenschaft steht vor einem Raetsel. Irgendetwas muss die Tiere anlocken, eventuell ein Tierkadaver, denn ueblicherweise halten sich die Haie nicht in solcher Naehe zum Ufer auf. Vielleicht sind sie ja scharf auf deutsches Touristenblut? Das waere doch was fuer die Bildzeitung! Vielleicht werden sie aber auch von arabischen Terroristen ferngesteuert - die Welt ist ja nun leider voll vom Boesen.

Den Abend verbrachten wir im Touristikzentrum Kailuna Kona und waren erstaunt, dass es dort ziemlich ruhig zuging. Da sind wir aber als Spanien- oder Tuerkeireisende ganz andere Action gewoehnt. Ueberhaupt scheinen hier die Uhren etwas anders zu laufen, der Tag beginnt generell etwas frueher und endet dementsprechend auch eher. Muss wohl am fruehen Sonnenuntergang (so kurz nach Sieben) liegen.

Der Dienstag begann bereits um 7:30. Wir wollten mit einem Kajak zum Captain Cook Monument paddeln. Da hiess es frueh aufstehen, das Kajak von Kurt auf das Mietauto stemmen und runter in die Bucht fahren. Der Grund fuer die fruehe Tour war die Moeglichkeit, Delphine zu sehen, die oft morgens in die Bucht kommen. Der zweite Grund waren die anderen Touristen, die sich spaetestens gegen Mittag in Heerscharen in der Bucht zum Schnorcheln einfinden.

Die Delphine suchten wir vergeblich, dafuer konnte man in dem extrem klaren Wasser bereits beim Paddeln viele Fische sehen. Wir waren ein wenig enttaeuscht ob der fehlenden Delphine, aber die Natur kann man zum Glueck nicht zwingen und so gaben wir uns direkt vor dem Denkmal fuer Captain Cook, der hier 17hundertirgendwas von den Einheimischen massakriert wurde, dem Schnorchelerlebnis hin. 1 1/2 Stunden spaeter und vollkommen aufgeweicht wussten wir, warum diese Bucht so gerne besucht wird. Es ist faszinierend, diese Unterwasserwelt kennenzulernen und immer wieder ueberraschend, welche Vielfaeltigkeit die Natur unter der Oberflaeche des Meeres birgt. Wir sahen grosse Korallen, dazwischen tummelten sich unglaublich viele, bunte Fische. Katrin konnte gar nicht genug bekommen und haengte nochmal eine halbe Stunde dran, waehrend ich noch ein wenig ueber die Kuestenfelsen streifte und mich wieder der Vielfalt der Menschen hingab, von denen mehr oder weniger nur die Schnorchelenden und Hinterteile aus dem sehr ruhigen Wasser ragten.

Das Schnorcheln und Paddeln hatte uns dann doch ganz schoen ausgelaugt und den Nachmittag verpennten wir dann beide mehr oder weniger. Am Abend konnten wir uns dann doch noch aufraffen und Proviant fuer mein naechstes Abenteuer besorgen. Was hatte er jetzt schon wieder vor?

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