Foto des Tages
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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Kihei - Hana] Datum [03.09.06-06.09.06] Reisetag [119 - 122] Temp. [ca.28]
44. Der fruehe Vogel faengt den Wurm

Ein typischer Sonntagsausflug. Wir fuhren 40 km entlang der Nordwestkueste von Maui. Die Strasse nach Lahaina war nicht wie am Freitag komplett gesperrt, das Buschfeuer war inzwischen unter Kontrolle. Lahaina ist in etwa das, was Rothenburg ob der Tauber fuer Deutschland ist: Ein historisches Vorzeigestaedtchen mit einer wechselhaften Geschichte und ein Touristenmagnet. Der Ort kann tatsaechlich auf eine lange Geschichte zurueckblicken. Bereits im 18 Jahrhundert wurde er Ort der Dreh- und Angelpunkt fuer das Koenigreich von Hawaii. Von hier wurden Nachbarinseln erobert und Feldzuege (eigentlich im wesentlichen Bootszuege) vorbereitet.

Spaeter kamen dann die westlichen Eroberer, die fortschrittliche Technik und die schnoede wirtschaftliche Macht und uebernahmen den Ort mehr oder weniger schnell. Waehrend des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts war Lahaina ein landwirtschaftliches Zentrum und ein grosser Versorgungsstuetzpunkt fuer Walfaenger. Dann schlug der Tourismus zu und erstaunlicherweise wurde der Ort nicht komplett niedergewalzt. Vielmehr blieben viele der alten Holzbauten in ihrer urspruenglichen Form erhalten und Neubauten wurden diesem Stil angepasst. So ist der Ort touristisch zwar ueberlaufen, strahlt aber trotzdem einen „pazifisch-tropischen” Charme aus.

Die Ortsmitte wird von einem grossen Kunstmarkt vor dem alten Courthouse gebildet. Dieser Platz wird von einem riesigen Banyan Baum (ein Luftwurzler) ueberdeckt. Dieser spendet angenehmen Schatten und bildet ein unendliches Fotomotiv. Ich konnte nicht aufhoeren, den Baum zu fotografieren, allerdings ein schwieriges Projekt mit nicht sehr zufriedenstellendem Ergebnis. Die Aeste haben sich inzwischen in alle Richtungen fast 100 m (!) ausgebreitet, wobei alle 15 m eine Luftwurzel den Ast auf dem Boden abstuetzt. Sehr beeindruckend!

Nach unserer Tour durch den Ort gingen wir ins Kino. Das beeindruckenste war zunaechst der muffige, feuchte Geruch - in etwa so, als saesse man inmitten seiner verschwitzten Socken. Nach einer Weile gewoehnten wir uns daran und der Film Little Mrs Sunshine tat sein uebriges, uns auf andere Gedanken zu bringen. Ein schoener Film und endlich mal wieder etwas, was an dem ueblichen Hollywood Mainstream vorbeigeht.

Der Montag stand im Zeichen des Internets. Da ich an „normalen” Tagen praktisch ueberhaupt nicht mehr mit der Programmierung bzw. Gestaltung unserer Seite vorankomme (Die Zeit wird durch das Tagebuch und die Vorbereitung der Fotos aufgefressen), war es mal wieder an der Zeit, hier was zu tun. Irgendwann in ferner Zukunft wird es dann eine Vorauswahl fuer die Fotos geben, damit ihr nicht immer einfach „Alle ” hingeklatscht bekommt. Damit das ganze nicht ein kompletter Stubenhockertag wurde (Moechte nicht unerwaehnt lassen, dass ich derweil endlich mal wieder 1 km im oertlichen Freibad schwimmen war und das auch noch gratis. Naja, die Wahrheit ist auch, dass ich am Vormittag geschafft habe, nach dem Fruehstueck noch mal drei Stunden zu schlafen.), sind wir am spaeten Nachmittag noch in das nahe gelegene Puo Tal gefahren. Ein sehr fruchtbares und enges Tal, in dem sich vier Fluesse vereinigen. Durch diese landschaftlichen Gegebenheiten wurde dieser Ort schon sehr frueh besiedelt, und manche Schlacht tobte durch das Tal. Wir erlebten den ganzen Ort als eher unspektakulaer, vielleicht lag es an den (hier fast immer) tiefhaengenden Wolken, oder daran, dass wir uns bei der Anfahrt dreimal verfahren hatten.

Das lag wahrscheinlich daran, weil wir als supererfahrene Reisende ja gerne mal ohne Strassenkarte rumfahren, man koennte auch sagen, wir vergessen sie oefter... Mir gefiel besonders gut, dass die Wanderkarte am Zielort uns bat, 30 Minuten fuer den Anstieg zur Aussichtsplattform einzuplanen, was in Echtzeit nur eine Strecke von 5 Minuten war. Hallo? Nach kurzem Verweilen begnuegten wir uns zum Abschluss des Tages mit einem Feierabendbad im Meer.

Unser Reisefuehrer pries ausserordentlich den Sonnenaufgang auf dem Haleakala Vulkan (3.000 m) an. Zu Toms unendlichem Erstaunen habe ich diese Tour genehmigt, was bedeutete, dass wir bereits um 3.15 Uhr in der Frueh aufstanden, um rechtzeitig auf dem Berg anzukommen, denn man musste ca. 2 Stunden Fahrtzeit einplanen. Ich habe unseren Wandertag fachmaennisch vorbereitet mit leckeren Lachsbagels und Bratklopsen (nein, nicht extra gebraten, sondern Reste vom Vorabend), Kaffee und Getraenken. Mitten in der Nacht machten wir uns also auf den Weg durch die Finsternis. Die Anreise war entsprechend wenig spektakulaer, Gott sei Dank hatten wir die Klopse. In engen Serpentinen schlaengelten wir uns den Berg hinauf, gelegentlich sahen wir mal ein Autoruecklicht am Horizont. Um so erstaunter waren wir, als wir am Ziel ankamen: Die anderen waren auch schon alle da! Ca. 200 Leute draengelten sich regelrecht auf einer Stelle mit guter Sicht auf die demnaechst erscheinende Sonne! Es gab hier mehr als einen Ort, von dem aus man den Sonnenaufgang wunderbar beobachten konnte, aber der Draengelort war so schoen einfach mit dem Auto zu erreichen - 100 m laufen haette fuer manchen in der dritten Reihe schon viel gebracht. Fairerweise muss man zugeben, dass herumirren im Zwielicht nicht jedermanns Sache ist.

Wir konnten es kaum fassen, wo kamen die denn alle ploetzlich her? Um wenigstens ein bisschen Romantik zu erhaschen, kletterten wir noch ein Stueckchen weiter rauf, wo mit uns nur noch 20 Mann die Erscheinung zelebrierten. Ja, die Sonne gab ihr bestes, es war unwahrscheinlich schoen, wie sie ueber die dekorativen Wolken kletterte (06:08 Uhr) und ganz langsam die Vulkankegel beleuchtete. Wir mussten uns besonders viel kuessen, wahrscheinlich haben das Sonnenaufgaenge so an sich, sollte ich vielleicht doch oefter frueh aufstehen? Hier entsteht der irrefuehrende Eindruck, dass ansonsten nicht gekuesst wuerde!

Nachdem die oertlichen Reiseveranstalter die Sonne also angeknipst hatten, war es fuer die Reisegruppen Zeit fuer den naechsten Programmpunkt. Jetzt begann etwas unserer Meinung nach sehr affiges: Horden fuhren mit dem Fahrrad die 3.000 m bergab, was an sich ja nicht schlecht sein muss, aber die Grueppchen rollten in strengem Reglement hinter ihrem Fuehrer her und alles ziemlich lahmarschig. In Amerika ist naemlich alles, alles ansatzweise gefaehrliche von spaeteren Zivilklagen bedroht, so dass niemand mehr ein Risiko eingeht. Armes Land! Fuer diese Downhill Abenteuer - 30 Meilen bergab, zahlt man ab 63 USD. Das Fahrrad wird selbstverstaendlich im Anhaenger hochgefahren.

Ja, die Massen waren nun weg und wir konnten in Ruhe den Gipfel besichtigen, hier wachsen aussergewoehnliche Silberschwertpflanzen, welche sehr selten sind. Auf dem Rueckweg besichtigten wir noch eine Bromelienzucht (irre grosse Blumen!). Unsere perfekt vorbereiteten Bagels assen wir allerdings erst auf der Rueckfahrt kurz vorm Ziel, da es uns zum Fruehstuecken einfach zu zeitig war. Zum Ausgleich meines Fruehaufstehens ging ich (nach immerhin 6 Stunden Fruehschicht) erstmal schnell 2 Stunden pennen.

Am fruehen Nachmittag suchten wir eine Weile nach einem schoenen Bodyboardingstrand. Das Suchen hat sich dann auch gelohnt, denn wir fanden eine Beach mit Gigantowellen, die uns ein paar Mal auf den Sand knallten, so dass wir leicht laediert und K.O. waren, als wir nach 1,5 Stunden endlich aufhoerten. Wir hatten aber Termine, denn wir wollten ins Theater! Im Maui Theater in Lahaina laeuft die Show UUUUUUUUUUUUU Oder so aehnlich, wieder einer dieser Katastrophennamen - der grosse Vorteil fuer Deutsche: die Aussprache ist typisch Deutsch, also kein Kaugummi im Mund notwendig, eine Art Musical ueber die Geschichte Hawaiis und den Glauben der Hawaiianer an die "einheimischen" Goetter. Eine sehr schoene Show mit hawaiianischen Gesaengen und Taenzen (aber keine Hulashow) und vor allem mit viel Trommeln, wobei die Drummer sich in Extase trommelten und voellig ausflippten. Auf dem Heimweg sang ich mein neu gelerntes Hawaii-Lied ueber Pele, die Goettin des Feuers und der Vulkane (naja, ich sang irgend so ein Ukuluku lukuluku jamma) und derartig inspiriert machten wir noch einen Abstecher zum Strand, um die Goettin des Mondes mit einer Marlboro Light zu gruessen.

Da wir unser schoenes Heim in Kihei nur bis Mittwoch buchen konnten, machten wir uns an die suedliche Umrundung der Insel. Wir fuhren ca. 120 km, davon fuehrt die Haelfte der Strecke entlang der schroffen Lavakueste und vorbei an recht trockenem Gebiet. Diese Trockenheit wandelt sich innerhalb von 20 km in einen tropischen Urwald. Allein dieser Wechsel ist schon die Fahrt wert. Die Kuestenstrasse verliert nach und nach diese Bezeichnung und auf einer Laenge von gut 30 km holpert man eher ueber eine gewundene Piste. Wir als alte Hasen nahmen das natuerlich easy hin, man muss einfach etwas mehr Zeit einplanen und dann geht das schon. Am lustigsten sind die Begegnungen mit entgegenkommenden Autos auf den oft einspurigen Strassen. Wer weicht aus oder setzt zurueck? Ein schoenes Spiel fuer Alphatierchen.

Ganz nebenbei fuhren wir (ohne es zu merken) am Grab von Charles Lindberg vorbei, der hier (sehr abgelegen) seine letzten Lebensjahre verbrachte. Kurz vor Hana durchquert man kurz einen Auslaeufer des Haleakala Nationalpark. Der Park dient an dieser Stelle eher als Einnahmequelle, denn um die beruehmten 7 Pools eines Flusses zu besuchen, der hier in mehreren Wasserfaellen aus den Bergen herunterkommt, kommt man nicht umhin, auf dem Parkplatz 5 USD abzudruecken. Dafuer sind die anderen dann auch da und wer will, darf in einem der Natorpools baden gehen (Katrin wollte), welche die Wasserfaelle gebildet haben. Wer mutig genug ist, kann dann noch aus ca. 6 m Hoehe vom Felsen unter dem Beifall des mitfuehlenden Publikums in den Pool huepfen. Das ist strengstens verboten, machen aber trotzdem viele. Besonders gerne natuerlich juengere Maenner fuer ihre noch jungen Frauen, also gemeint ist das Alter, in dem man sich und der Welt noch alles beweisen muss. Lustig war zuzugucken, wie der Reihe nach das coole Grinsen beim Aufstieg in eine eher versteinerte Miene beim Absprung verwandelt wurde.

Schliesslich landeten wir in Hana. Ein tropischer Ort am Meer, beherrscht von viel Regen und dem Wunsch, sich nicht dem kommerziellen Tourismus hinzugeben. So gibt es hier nur ein megateures Resort (Appartment von 500 USD aufwaerts) und ein paar wenige einfache Unterkuenfte. Wir stiegen bei Joe's ab, wo wir fuer 50 USD zumindest ein sauberes Bett mit Gemeinschaftsbad bekamen. Abendessen gab es dann (ueberteuert, aber OK) im Ranch Restaurant, in dem sogar eine Gitarrengruppe ihr bestes gab. Das war dann leider im wesentlichen Liedgut im Stil von „Countryroad take me home …” und wir verzogen uns bald nach dem Essen in unser schlichtes Heim.

Fuer mich war es mehr oder weniger das erste Hostel, und ich muss sagen, als verwoehnte (Dienst)reisende war das ja nicht so meins... Waehrend Tom wie immer ins Bett fiel und einschlief, hatte ich als Nachtaktive ja auch etwas mehr vom Etablissement. Seeehr bescheiden und vor allem heiss und feucht. Ich freute mich trotzdem ueber die billige Rate, meine Freude wurde allerdings in dem oertlichen Teuerrestaurant wieder reduziert, denn hier wurden unsere Ersparnisse fast wieder aufgefressen (von uns). Oh Wunder: am naechsten Morgen wachte ich erfrischt auf und hatte das erste Mal seit Wochen in einem Bett geschlafen, das wie fuer mich gemacht schien! Es lebe das Hostel!

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