Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Der Hotelluxus ging leider am Donnerstag zu Ende. Zum Wohle des Reisebudgets zogen wir in ein Appartment Hotel in unmittelbarer Naehe zum SkyTower. Das ganze kostet nur 125 NZD (ca. 65 Eur). Wir waren wieder angenehm ueberrascht ueber diese Schnaeppchenpreise fuer die Unterkuenfte. Wer will, kann auch in einem der zahlreichen Backpacker Hotels absteigen und damit sein Uebernachtungskosten auf ca. 30 Eur druecken. Wir freuten uns ueber unsere Kueche, allerdings war das Appartment ziemlich kalt und wir brauchten mit dem kleinen elektrischen Heizkoerper und mit Hilfe des zweckentfremdeten Herdes ein paar Stunden, um das ganze auf eine halbwegs vernuenftige Temperatur zu bringen.
Das Einchecken bescherte uns dann ein ziemlich ungerechtes Parkticket fuer 40 NZD. Wir standen in der 5 Minuten Lieferverkehr Parkbucht und hatten uns nach 7 min das Ticket eingehandelt. Alles Bitten und Betteln und auch heftiges Schimpfen half nichts. Der Knoellchenverteiler behauptete, er kann das Ticket nicht mehr aus dem System nehmen. Mehrmals rutschte mir fuck ueber die Lippen (Katrin beruhigte mich ein bisschen und versuchte es mit weiblichem Charme, leider auch vergeblich). Wir koennten uns ja beschweren und wahrscheinlich haetten wir damit Erfolg ... Etwas geladen machten wir uns auf den Weg aus der Stadt heraus. Wir mussten endlich mal unser ueberfluessig gemietetes Auto bewegen.
Unterwegs fruehstueckten wir noch schoen in einem der Yuppiestadtteile nit gewisser Neu-Prenzlauerberg-Anmutung. Zahlreiche Mitdreissigermuetter trafen sich beim Edelitaliener zum Fruestuck und Schwaetzchen, waehrend ihre Maenner bei SAP und Co. das Geld ranschafften.
Unser Ausflug fuehrte uns zur Muriwai Beach. Sehnsuechtig schauten wir auf den schier endlosen feinen, schwarzen Sandstrand und die grossen Wellen. Wir waren ueberrascht, das Wasser war nicht unendlich kalt (wir mussten naemlich durch einen Zufluss waten und blieben dann gleich barfuss, was uns zu echten Schwarzfussindianern werden liess), spaeter sahen wir sogar ein paar harte Surfer, die in den Wellen unterwegs waren. Beim Bau einer Sandburg troesteten wir uns, dass wir uns in ein paar Wochen hier sicherlich in ein prima Badevergnuegen stuerzen koennen. Also Geduld. Die eigentliche Attraktion an dieser Beach ist jedoch eine Toelpelkolonie, die hier und nur hier als einzigem Ort in Neuseeland nistet. Toelpel? Ich kenne eine Menge Toelpel, aber warum das jetzt ploetzlich Voegel, etwas groesser als Moewen, sein sollten - man lernt halt nie aus. Pflanzen und Voegel sind nicht so sein Thema...
Die Brutplaetze verteilen sich ueber einige hundert qm auf zwei kleinen vorgelagerten Felsinseln. Von ganz nahen Aussichtspunkten kann man das Treiben (zum Teil im wahrsten Sinne - in ein oder zwei Wochen beginnt die Brutperiode) der Voegel prima beobachten. Die Nistplaetze werden jedes Jahr immer wieder von den gleichen Paaren besetzt und ein Nest ist ziemlich genau 70 cm vom naechsten Nest entfernt. Es war wirklich erstaunlich: nicht nur der Mensch neigt zu hingezirkelten Vororten, die Nester waren wie auf dem Schachbrett angeordnet, und jedes Grundstueck war gleich gross! Die Toelpel haben die bisher nicht erklaerbare Angewohnheit, in ihrem ersten Lebensjahr mehrere tausend Kilometer zur australischen Ostkueste zu fliegen und dort fuer ein paar Jahre zu bleiben, nur um dann zum ersten Brueten wieder an ihren Geburtsort zurueckzukehren. Bei diesem Ausleseprozess stirbt ein grosse Anzahl der Voegel, da sie die Strecke ohne Zwischenstop bewaeltigen muessen. Das ist dann wohl auch der evolutionaere Zweck des Ganzen.
Das Ausflugsrestaurant in Strandnaehe bescherte uns dann vollkommen ueberraschend wunderbare Fish und Chips zum Schnaeppchenpreis. Das waren praktisch die ersten Fish und Chips meines Lebens, die mir wirklich geschmeckt haben. Auch die ersten 100 km Linksverkehr meisterten wir beide gemeinsam ganz gut und so hatten wir bis auf das (ungerechte) Parkticket einen tollen Tag hinter uns.
Am Freitag taten wir mal wieder etwas fuer die Allgemeinbildung und besuchten das Auckland War and Historic Museum. Es befindet sich in einem der Parks, die ueberall auf den alten Vulkanhuegeln angelegt wurden. Es gibt viele Rasenbowlingfelder, ein nationaler Freizeitsport Neuseelands. Der akkurate, kurzgeschorene Rasen zeugte von britischer Akkuratesse. Das Museum ist riesig und hat diverse Abteilungen, was dazu fuehrte, dass wir uns trennten. Ich besuchte zunaechst eine Ausstellung ueber die Entwicklung der Kindererziehung in Neuseeland. Dann geriet ich versehentlich in eine Wikingerschau (das war aber die falsche Baustelle) und fand dann die wirklich aeusserst interessante Sammlung der polynesischen Inseln mit vielen Exponaten von uralt bis aktuell, was meine Lust, eine der Suedseeinseln zu besuchen, erneut anfachte. Aber Neuseeland ist ja schliesslich auch eine Suedseeinsel!
Ich dagegen interessierte mich mehr fuer die gesammelten kriegerischen Auseinandersetzungen, an denen sich Neuseeland dank seiner britischen Kolonialmutter im reichlichen Ueberfluss beteiligen durfte. Erstaunlicherweise wurden wir Deutschen nicht als die Oberboesen dargestellt, obwohl der Erste und Zweite Weltkrieg einen Schwerpunkt bildeten. Beim Krieg aus neuseelanedischer Sicht geht es also nicht so sehr um den boesen Feind (der hatte zumindest zum Teil erklaerbare Gruende), sondern vielmehr um das Feld der Ehre (mit all seinen Abscheulichkeiten). In der knappen Zeit schaffte ich dann noch einen kurzen Abstecher in die Sonderausstellung ueber den Vulkanismus, der fuer Neuseeland als unmittelbar ueber einer sehr aktiven Faltungs- und Hotspot - Zone liegendes Land eine grosse Rolle spielt.
Zurueck wanderten wir ueber den Liebespfad, das Unigelaende und extrem steile Vulkanhuegelparks (man musste geschickt den flachesten Weg herausfinden) zurueck zum Hotel. Inzwischen war es ordentlich kuehl geworden und unsere hawaiiverwoehnten Weicheikoerper konnten mit den bisschen duennen Klamotten, die wir so mithaben, kaum mehr warm werden. Das eisige Hotelzimmer half auch nicht weiter. Also verzog ich mich in eines dieser herrlich muffigen Internetcafes (dort zahlt man nur 1 Euro pro Stunde und hat es warm, nebenbei kann man sogar noch ins Internet). Ich recherchierte mal wieder ausfuehrlich die Idealstrecke fuer unsere Familientour durch Suedafrika. Im Gegensatz zu unserer eigenen Art zu reisen, haben meine Eltern leider nur 14 Tage zur Verfuegung und so bedarf es einer genauen Planung zur Optimierung (ist aber auch ein geliebtes Hobby von mir).
Waehrend sich Katrin aushaeusig vergnuegte, durfte ich einen Feueralarm im Hotel miterleben. Jedes Zimmer ist mit einer kleinen, aber extrem lauten Troete ausgestattet, deren Alarmton durch Mark und Bein geht. Schnell die wichtigsten Sachen zusammengesammelt und dann raus auf die Strasse, wo bereits 6 Feuerwehrautos versammelt waren. Das Ganze war dann blinder Alarm und die halbe Stunde in der Nachtkaelte nur bedingt unterhaltsam.
Fruehaufsteher Tom zog auf Broetchensuch- und Fruehfototour durch die Stadt und war erstaunt, dass diese vor 10 Uhr morgens wie ausgestorben war, ganz im Gegenteil zu Hawaii, wo er immer viele Leute auf seinen Fruehtouren traf. Ich habe mich sofort an die staedtische Nachtvogelkultur angepasst, blieb meistens bis 1 oder 2 Uhr nachts auf und schlief am Samstag erstmal bis nach 10. Herrlich! Entsprechend spaet begann der eigentliche Tag, zumal ich noch ein paar Buchungen etc. im Internet durchfuehrte, und das dauert halt immer so seine Zeit. Irgendwann ging es doch noch los und wir zogen zum Harbour, ein grosses Kneipengebiet mit Yachthafen. Die Neuseelaender und insbesondere die Aucklaender sind verrueckte Segler und ganz stolz darauf, dass sie einmal den America's Cup gewonnen haben. Das Gewinnerboot wurde als Ikone vors Maritimmuseum drapiert. Das doofe kalte Wetter hat der ganzen Gegend natuerlich etwas von ihrer Attraktivitaet genommen, und es war auch nicht gerade viel los, aber im Sommer ist es da bestimmt toll. Muessen wir also noch mal vorm Weiterflug hin. Wir haben auch die beruehmte 5-Grad-Bar gefunden, wo man bei minus 5 Grad mit dicken Klamotten seinen Drink schluerft, umgeben von Eisskulpturen. Ein komischer Miniraum, manche Ideen sind wohl eher ueberfluessig... Kalt war uns schon genug, also zogen wir uns lieber in ein schoenes Cafe zurueck. Abends kochte ich ein ordentlich scharfes Tikka Masala, was uns wenigstens von innen waermte.