Foto des Tages
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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Taupo - Taupo] Datum [20.09.06-23.09.06] Reisetag [136 - 139] Temp. [ca.16]
49. Hausaufgaben mit Speedeinlagen

Der Mittwoch gehoerte der Internetgemeinde. Katrin machte die „Ich zieh jetzt durch” Schicht. Tagebuch aktualisieren und endlich die ersten Neuseelandbilder mit Kommentaren versehen. Die schiere Masse machte es zu einem echten Job. Sieben Stunden spaeter und ein bisschen durch den Wind (bin scheinbar keine harte Bueroarbeit mehr gewoehnt...) wurde dann „fertig” verkuendet. Nun kam mein Part. Nochmal durch alles durchgehen, hier und da eine Ergaenzung und ein paar Bilder mehr in die Auswahl. Dann noch die Bilder fuer das Uebertragen vorbereiten. Waehrenddessen kuemmerte ich mich um meine Tiere: ich rupfte tonnenweise Quecken und Loewenzahn heraus, worauf sich die verfressenen Viecher wie wild stuerzten. Besonders crazy waren die Haehne, die sich staendig vor meine Fuesse stuerzten, um mich aus ihrem Revier zu vertreiben. Waren offensichtlich wild auf Broilerfussball. Es wurde spaeter Nachmittag, bevor wir nach Taupo fuhren, um das ganze dann noch auf den Server zu laden. Schwupp war die naechste Stunde weg. Immerhin konnten wir uns an dem schoenen Sonnenuntergang erfreuen.

Wahrend Katrin sich dem Internet widmete, machte ich mich alleine auf die Socken. Ich musste doch erkunden, was es nun genau mit den vielen fast einen Meter im Durchmesser messenden Roehren in der Landschaft auf sich hatte. Das Raetsel ist einfach und in dieser geballten Form ziemlich beeindruckend. Seit Mitte der sechziger Jahre wird hier in der Gegend geothermische Energie gewonnen. Die Geysire werden sozusagen angezapft. Man pumpt Wasser bis in eine Tiefe von bis zu 2000 m. Durch den dort herrschenden Druck und die Temperatur wird hieraus ueberheisses Wasser, das mit hohem Druck und einer Temperatur von ca. 260 Grad durch Bohrloecher an die Oberflaeche gelangt. Durch Expandieren des ueberheissen Wassers entsteht Dampf, der ueber mehrere Kilometer lange Roehren bis zum Kraftwerk geleitet wird. Die Turbinen liefern dann fleissig Strom und wenn man sich die vielen Roehren betrachtet, gewinnt man den Eindruck, dass sich das ganze auch lohnen muss. Was ist das mal wieder spannend, da konnte ich ja in Ruhe am Computer sitzen und habe nichts verpasst...

Meine ausserbueroliche Aktivitaet des Tages bestand aus Schwimmen und auch Herr Tom konnte nach mehreren Aussetzern mal wieder zur Teilnahme ueberredet werden. Im Taupo Spassbad gab es auch diverse Sportschwimmbecken und zur Feier des Tages goennte ich mir eine Planuebererfuellung von 20 Prozent und schwamm 1.200 m (Tom wie immer 1,5 km). Um den Fitnesseffekt noch etwas laenger anhalten zu lassen, assen wir nur noch Salat im Pub und es gab auch kein Bier. (Also nicht so ein dolles Abendessen.)

Der Donnerstag begann ein wenig traurig, wir mussten die schoene Farmunterkunft und vor allem unsere Farmtiere verlassen. Die naechsten Gaeste wollten ihr Glueck mit den Tieren versuchen. Wir fuhren ca. 10 km weiter nach Kinloch. Unser neue Heimat war eine sehr gezirkelte, neue Villa auf einem grossen Stueckchen Land. Wir bezogen einen Anbau mit Blick auf einen ebenso gezirkelten Garten. Landschaftlich sozusagen eine englische Gartenenklave. Es war ja alles ganz vornehm, aber mir hatte der wilde Bauernhof viel besser gefallen.

Wir machten uns wieder 60 km in Richtung Rotorua auf. Das Waimangu Tal bietet eine ca. 4 km lange Wanderung (immer bergab) durch ein thermalisch sehr aktives Gebiet. Nach dem Investment von 28 NZD pro Person darf man das Tal auch tatsaechlich betreten, dafuer bekommt man immerhin eine Busrueckfahrt vom Ende des Weges. Das Tal beherbergte Anfang des 20. Jahrhunderts fuer vier Jahre den weltgroessten Geysir und bis 1886 zwei sehr beruehmte Sinterterassen. Das Tal selber bekam seine jetzige Form bei einem gewaltigen Vulkanausbruch des Tarawera 1886 in ca. 30 km Entfernung. Die Terrassen wurden zerstoert und soffen dann noch in einem neue entstandenen See ab. Ueberall dampft es von den bewachsenen Kraterhaengen. Ein grosser Kratersee kocht an einigen Stellen lustig vor sich hin. Dampfschwaden ziehen ueber den See und das Wasser ist ziemlich sauer und etwa 50 Grad warm. Kein Platz fuer Fische also. Neue Terrassen beginnen sich hier und dort zu bilden. Dazu gibt es noch einen hellblauen Kratersee, der in einem mehrwoechigen Rhythmus den Wasserspiegel um ca. 5 m veraendert und schliesslich ueberlaeuft. Das Wasser dieses Sees ist so sauer, dass es sogar Algen in dem Bach zerstoert.

Der Bergabweg war ja meins, aber um dann doch noch ein paar sportlichere Akzente in die Unternehmung zu bringen, machten wir einen Seitenschlenker ueber einen kleinen Berg (schnauf!) mit Ausblick aufs Ganze. Die munteren Fluesschen im Tal waren weniger zur Abkuehlung geeignet, eine Quelle kam sogar mit 97 Grad aus dem Berg! Waere immerhin prima zum Spaghettikochen geeignet.

Auf dem Rueckweg nach Taupo goennten wir uns dann noch ein riesiges Schlammloch (ca. 100 m Durchmesser), indem es an vielen Stellen blubberte und zischte. Man musste aufpassen, dass man nicht ploetzlich eine Ladung heissen Schlamm abbekam. Die aktiven Stellen im Schlammloch veraendern die Intensitaet andauernd, und wir blieben hier fast eine halbe Stunde um uns an dem Spektakel zu ergoetzen. Ein Geblubber und Gefurze! Natuerlich stank es wieder abartig nach faulen Eiern.

Am Freitag wartete ein neues Abenteuer auf uns: eine Jetbootfahrt auf dem Waikato River. Um zwei Uhr wird fuer eine halbe Stunden der Abfluss eines hoehergelegenen Stausees geoeffnet und dadurch die eh schon grosse Wassermenge im Fluss weiter erhoeht. Die Fahrt kostet pro Person 75 NZD, leider wie viele der Attraktionen hier nicht gerade billig.

Mit dem Spritzwassermantel sieht man etwa so aus wie die Boesen Reiter bei 12 Uhr Mittags. Darueber kommt dann die Schwimmweste. Ins Jetboat passen maximal 12 Personen und wir bekamen die Ehrenplaetze neben dem Fahrer. Der hielt auch keine allzulangen Vortraege (In den USA haetten wir die ersten 30 min mit Sicherheitshinweisen verbracht) und ab ging es. Das einzige Handzeichen, das erklaert wurde, war das Ruehren des Arms in der Luft, was eine 180 Grad Drehung mit dem Jetboat ankuendigte. Wir waren gespannt. Mit einer Geschwindigkeit von 75 km/h jagte das Boat dann ueber den Fluss. Es wird nicht per Schraube angetrieben, sondern per lenkbarem Wasserstrahl (dem Jet eben). So bleibt man wenigstens nicht mit der Schraube irgendwo haengen. Kurzzeitig zweifelten wir am Geisteszustand unseres Fahres - er heizte mit voller Geschwindigkeit auf Baumstaemme und Felsen zu, um kurz davor abzubiegen.

Die Spins hielten uns auf Trab (man haelt sich wirklich besser gut fest) und der Atem stockte, wenn es mit vollem Speed ueber die Stromschnellen ging. Das war eh die Lieblingsstelle des Kapitaens. Insgesamt rauschten wir diesen Abschnitt wohl 5 mal rauf und runter. Durch den Platz ganz vorne durften wir alles hautnah erleben und zeitweilig hatten wir eher das Gefuehl zu fliegen. Dann erwischte uns der Kapitaen eiskalt. Im Ueberschwang hatten wir nicht mitbekommen, dass er sich seinen eigenen Spritzwasserschutz bis ueber die Nase gezogen hatte - im naechsten Augenblick sausten wir schon wieder durch die Stromschnelle, diesmal bekamen wir jedoch eine volle Ladung Wasser ab! Das landete dann wunderbar in dem Regencape und lief innen entlang bis in die Hose - ein Gefuehl wie eingepinkelt. Zum Glueck war das Wasser nicht so elend kalt. Die halbe Stunde verflog im Nu. Gluecklich, ueberlebt zu haben, stiegen wir vom Boot. Das hatte sich wirklich gelohnt und war auch nicht wirklich schlimm.

Weil wir heute noch nicht genug neues erlebt hatten, ging es gleich weiter mit dem naechsten Programmpunkt. Wir wollten Golfabschlaege auf einer Garnelenfarm ueben. Klingt ziemlich absurd - ist es eigentlich auch. Also die Driving Range ist ein Podest, der vor mehreren Pools zur Garnelenaufzucht aufgebaut wurde. Jeder Pool hat etwa eine Breite von 25 m. Landet der Ball also nach dem Abschlag am Ende des zweiten Pools, so hat man ca. 50 m geschafft. Die Baelle selber schwimmen im Pool und werden irgendwann vom Wind an ein Ufer getrieben. Wir investierten in 20 Baelle (10 NZD) und nach kurzer Zeit hatten wir zwar immerhin zwischen 20 und 50 m geschafft, aber auch alle Baelle verballert. So machte ich mich auf die Socken und fischte (unerlaubt, aber easy) noch mal 30 Baelle aus den Teichen und wir verbesserten unsere Abschlagsweiten auf 50 bis 75 m (so kurz vorm Vollprofi).

Um dem Tag die sportliche Kroenung zu geben, gingen wir nochmal ins Schwimmbad und schwammen relativ einsam unsere Bahnen. Was tut man nicht alles, um fit zu bleiben.

Der Samstag wurde mit getrennter fakultativer Freizeit begonnen. Klassisch dabei auch die Aufteilung - Katrin kuemmerte sich um die Waesche (mache ich gelegentlich auch selber) und schrieb fleissig E-Mails (sie lag mal wieder ordentlich zurueck im Beantworten, man kommt zu nichts!), waehrend ich in Taupo ein Fahrrad auslieh. Auf einem recht exotischen Mountainbikeweg entlang des Waikato Flusses drehte ich eine 2,5 stuendige Runde. Der Weg hatte es in sich und im Nachhinein war ich sehr froh, dass ich ein Mountainbike und kein normales Fahrrad bekommen hatte. Der Weg war teilweise nur einen Meter breit, daneben ging es 5 m abwaerts. Ein begrenzender Zaun? Fehlanzeige, aber das ist vielleicht auch besser so, sonst wuerde man vielleicht ganz schnell darin haengen bleiben. Das Wetter zeigte sich zum Glueck auch von seiner besten Seite: strahlender Sonnenschein. Das mit dem strahlend kann man hier auch getrost woertlich nehmen. Neuseeland befindet sich inzwischen im Einzugsbereich des antarktischen Ozonlochs (ich glaube, das Ozonloch gibt es nur in der Antarktis, oder?) und in der Zeitung wird den winterweissen Kiwis die dringende Empfehlung gegeben, sich vor der starken UV-Strahlung zu schuetzen.

Den Nachmittag verbrachten wir dann lieber wieder gemeinsam (eigentlich haengen wir fast immer wie die Kletten aneinander - das ist doch sehr schoen, wir koennten uns schliesslich bei der Intensitaet auch mit Messer und Gabel an die Gurgel gehen). Wir entdeckten unser neuestes Hobby und drehten eine Runde ueber den 9-Loch quasi-oeffentlichen Golfkurs von Kinloch. Nicht, dass wir inzwischen Golfen koennten (woher auch), aber wir hatten unseren Spass und haben den Kurs sogar in endlicher Zeit geschafft, ohne den Ball in das Loch tragen zu muessen. Der ganze Spass war recht guenstig, bezahlte wurde durch Geldeinwerfen in eine honesty box (Ehrlichkeits - Kiste). Hier zu doll zu beschummeln, kam uns etwas primitiv vor und so beteiligten wir uns mit 30 NZD. Die Leihgebuehr fuer die Schlaeger (vornehmer: Clubs), die hier zur Selbstbedienung bereitstanden, haben wir uns dann allerdings geschenkt.

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