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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Christchurch - Alexandra] Datum [14.10.06-17.10.06] Reisetag [160 - 163] Temp. [ca.17]
55. Ostkueste

Am Freitagabend begann nun mein Gospelworkshop, der bis Sonntag ging. Erst kam ich mir etwas komisch vor, da sich alle zu kennen schienen. Das Alter war eher etwas reifer, nur wenige waren in meinem (auch schon mittleren) Jahrgang. Es wurde nicht lange gefackelt und gleich mit dem Singen gestartet. Wir haben in den 2,5 Stunden des ersten Tages schon 3 Lieder einstudiert, mannomann! Gospel sind geil, sie besitzen das, was ich bei Musik mag: Inbrunst und einen guten Rhythmus. Ich habe mich bei den Tenoeren eingeordnet. Auf Sopran hatte ich keine Lust und der Alt war mir zu voll, dafuer gab es nur zwei maennliche Tenoere und diese Stimmlage schien mir ein guter Mix aus meiner eigentlichen Sopranstimme und meiner Leidenschaft fuers Tiefersingen (ich haette ja zu gern eine Stimme wie eine fette Schwarze) zu sein. Die meisten der Mitsingenden sind in einem Chor aktiv, mir wurde erzaehlt, dass es in Christchurch eine aktive Chorgemeinde gibt. Entsprechend hoch war die Qualitaet unseres Gesangs: Als Tom mich abholte, war er erstaunt, wie gut wir uns nach der kurzen Zeit schon anhoerten. Das gute am Chor ist, dass man sich schoen mit einordnen kann, man wird von den anderen praktisch mitgezogen. Auf dem Nachhauseweg traellerte ich dann das einzige Lied vor mich hin, das ich mir gemerkt hatte.

Am Samstagmorgen, waehrend Katrin noch ihrem Gospelworkshop entgegenschlief, machte ich mich auf Richtung Arthurs Pass Nationalpark. Die Landschaft hatte mich bei der Durchquerung der Insel so fasziniert, dass ich nun unbedingt hier noch etwas mehr unternehmen wollte. Dafuer nahm ich dann die 150 km (einfach) zusaetzliche Fahrt gerne in Kauf. Alleine schon diese Fahrt ueber die Canterbury Ebene den schneebedeckten Gipfeln entgegen lohnt den Aufwand. Mein erster Kurzabstecher fuehrte mich dann in das Broken River Skigebiet. Auf einem besseren Feldweg geht es zum Skilift, der ziemlich versteckt in einem Waldgebiet liegt. Der Wintersport hatte sich hier fuer dieses Jahr schon verabschiedet.

Ich wunderte mich erneut, wie anders hier das Thema Wintersport gehandhabt wird. Man faehrt auf einem eher versteckten Waldweg bis zu einem kleinen Parkplatz, laesst sich mit dem einzigen Lift bis auf 1800 m hochtransportieren und faehrt dann auf der einzigen Piste los. Keine Skischaukeln, keine grossen Skihuetten, kein Rami-dami auf den Bergen. Wenn es sein muss, laeuft man auch ein paar hundert Meter (bergauf), um den naechsten Startpunkt fuer die Abfahrt zu erreichen. Einen solchen Weg waehlte ich auch, aber schon nach einer halben Stunde hatte ich auf 1400 m die Schneegrenze erreicht, Gipfelstuermen war heute also nicht drin.

In der Naehe des Arthur Pass befindet sich das Waimakariri Flusstal, dessen Geroell und Wasser die Grundlage fuer die fruchtbare Canterbury Ebene bildet. Entlang dieses Flusstals machte ich mich nun stromaufwaerts auf die Socken. Leider war der Ausgangspunkt etwas unguenstig gewaehlt, und ich musste mehrmals durch das steinige Flussbett hindurch waten. Barfuss im kalten Wasser auf dem steinigen Untergrund war es zwar sehr erfrischend, aber bei einer Wassertiefe von fast einem Meter musste ich stark aufpassen, nicht versehentlich ein komplettes Vollbad zu nehmen.

Die Wanderung fuehrte mich immer weiter den hohen Gipfeln entgegen. Leider war das Wetter durchwachsen, die Berge vor mir wurden fast permanent von dunklen Wolken eingehuellt. Ich selber lief jedoch noch in dem weiten, sonnigen Flusstal. Es war interessant zu sehen, wie die Berge hier die Wetterscheide zwischen der enorm regenreichen Westkueste und der doch eher trockenen Ostkueste bilden. Knapp 23 km spaeter erreichte ich dann wieder das Auto und war auch ganz froh, die Heimreise antreten zu koennen. Die ersten 5 km Wanderung auf dem groben Kies des Flussbettes war doch recht beschwerlich und fuer die Fussgelenke keine leichte Uebung.

Waehrend Tom also seine Wasserwanderung durchfuehrte, hatte ich Tag 2 des grossen Gesanges. Von 10 bis 16 Uhr ging es diesmal. Zu Beginn gab es erstmal eine Begruessungsrunde; ich schlug mich tapfer mit meiner kleinen Ansprache. Es stellte sich heraus, dass noch drei weitere Deutsche dabei waren, alle lebten aber schon viele Jahre in Neuseeland. In den Pausen wurde ich herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen, man fand es allgemein sehr erstaunlich, dass ich an so einem Workshop teilnahm, man trifft hier wohl kaum Reisende bei so etwas. Ich wurde auch gleich fuer mehrere Choere angeworben, was natuerlich mit unserem Reiserhythmus nicht vereinbar ist. Es war sehr interessant herauszufinden, wieviele Leute aus irgendwelchen Laendern eingewandert waren, es gab ehemalige Englaender, Amerikaner, Suedafrikaner und Australier, und eine Lieblingsbeschaeftigung ist das Diskutieren der jeweiligen nationalen Eigenheiten.

Die Lieder waren genial. Tony Backhouse, der den Workshop durchfuehrte, ist ein ziemlich angesehener Spezialist fuer Gospelmusik und hat die Stuecke selbst arrangiert. Er sprang zwischen den einzelnen Stimmen hin und her, waehrend wir uns mit unserer einen Stimme quaelten. Es ist wahrscheinlich fuer die meisten schwer nachzuempfinden, aber das Singen in der Gemeinschaft machte mir riesigen Spass. Man kam sehr schnell voran, und durch die grosse Gruppe bekam das ganze eine unheimliche Power. Wir lernten an diesem Tag 5 weitere Lieder, ich fand das ziemlich anspruchsvoll. Ich habe Choere eigentlich immer ziemlich altbacken gefunden und dabei an so etwas wie die Fischerchoere oder Stephanie Haertel gedacht. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, dass, wenn ich zu Hause (wo immer das spaeter sein wird) einen Chor finden werde, der so etwas aehnliches fetziges singen wuerde, wie wir hier, ich dort auf jeden Fall mitmachen werde. Singen ist gut fuer das Herz und die Seele!

Katrin berichtete mir begeistert von ihrem schoenen Tag im und mit dem Chor und ich freute mich sehr, dass es ihr so einen grossen Spass machte. Ueber diese Freude hinweg daemmerte ich sehr fruehzeitg ins Traumland hinueber, die Wanderung, das fruehe Aufstehen und die frische Luft forderten ihren Tribut.

Am Sonntag kannte ich nun schon viele Leute, und es wurde immer lustiger. Wir drehten noch mal voll auf. Ich hatte meine Digitalkamera mitgebracht, um im Videomodus wenigstens ein paar der Lieder aufzunehmen und nicht alles wieder zu vergessen. Und am Nachmittag hatten wir sogar einen Auftritt! Der Workshop fand in einem grossen Kulturcenter statt, wo staendig jede Menge los ist. Neben vielen Werkstaetten gibt es am Wochenende einen Kunstmarkt, Strassenkuenstler, jede Menge Kneipen, Kinos und Cafes. Entsprechend gross war unser Publikum und wir gaben alles. Tom, der natuerlich auch zum Zuhoeren angereist war, meinte, die Qualitaet unseres Auftrittes nach gerade einmal 2,5 Tagen wuerde so manchen Chor in Verlegenheit bringen, der ewig rumueben wuerde und auch nicht wesentlich besser waere. Naja, ich glaube, das lag hauptsaechlich daran, dass unter uns jede Menge geuebter Saenger waren (nicht nur solche Partysaenger wie ich).

Anschliessend hockten wir noch ein paar Stunden in grosser Runde in einem Pub. Ich habe einige Telefonnummern mitgenommen mit dem Versprechen, sich doch mal zu treffen. Meine Christchurch- Saengerphase sollte naemlich noch nicht zu Ende sein, denn ich hatte in unserer Gruppe tatsaechlich eine Gesangslehrerin gefunden, mit der ich mich fuer ein paar Einzelstunden und einen weiteren Eintagesworkshop zum Thema Afrikanische Musik verabredete. Das sind doch ideale Vorbereitungen fuer unsere Reise nach Afrika! Ich war jedenfalls obergluecklich, an dem Gospelsingen teilgenommen zu haben, hat es doch zwei der mir liebsten Sachen vereint: mit Leuten ins Gespraech zu kommen und zu singen!

Katrins zweite Karriere gedieh also wunderbar. Ich hatte mir fuer diesen Tag den Besuch des Airforce Museums vorgenommen. Das ist ziemlich liebevoll gestaltet und glaenzt nicht so sehr mit einer grossen Masse an Flugzeugen, sondern mit einer besonderen Liebe zum Detail. Ich erwischte eine Tour durch den Bereich, in dem die Flugzeuge restauriert werden. Der Fuehrer durch diesen Bereich war eine alter Airforce Haudegen, mit einem sehr britischen Sinn fuer Humor. Beim Betrachten des ganzen Flugzeugschrotts und der zerlegten Motoren schlug mein Technikerherz gleich ein wenig hoeher. Diese alte Technik kann man meist noch auf Anhieb verstehen und so manches Schmankerl des Motorenbaus weckt doch Erstaunen. Techniker verstehen, was ich meine.

Der geschichtliche Teil ueber den Aufbau der Neuseelaendischen Airforce, die ganz stark von privaten Geldgebern gefoerdert wurde(!) ist natuerlich mal wieder an die beiden Weltkriege gebunden. Diesmal jedoch kamen die Deutschen und die Japaner gar nicht so uebel davon. Man ist hier wohl nicht sonderlich nachtragend. In der Hauptausstellungshalle gibt es ein paar Flugzeuge zu besichtigen, nur hatte ich dafuer einen unguenstigen Tag erwischt, denn heute gab es hier ein Militaerkonzert, und fuer die schoene Stimmung hatte man die Ausstellungshalle abgedunkelt. Trotzdem verbrachte ich dort ein paar Stunden, und die weiteren geplanten Vorhaben vielen wegen Zeitmangels aus. Schliesslich wollte ich ja die Gesangsgoettin bei ihrem grossen Auftritt begleiten.

Ausserdem versuchte ich, den Chor aufs Bild zu bannen. Wegen der besseren Akkustik hatten sie sich in den Schatten einer Kirchenmauer gestellt. Das machte meine Aufgabe ungleich schwerer. Nach einer Weile gab ich dann das Fotografieren auf und lauschte lieber dem schoenen Gesang. Ich war sehr beeindruckt und fand es faszinierend, was dieser zusammengwuerfelte Haufen Menschen in diesen paar Stunden zustande gebracht hatte. Da war wohl eine ganze Menge Talent versammelt.

Am Montag verliessen wir Christchurch. Allerdings nur fuer ein paar Tage, denn unsere Rueckkehr fuer die Fortsetzung meiner rasanten Gesangskarriere war ja schon beschlossen. Ich habe damit natuerlich unsere Reiseplaene ordentlich durcheinander gebracht, denn die Suedinsel ist gerade durch ihre einzigartigen Wandergebiete eine der Hauptattraktionen Neuseelands. Ich weiss es sehr zu schaetzen, dass Tom seine Ambitionen hinter meine zurueckgestellt hat! Mich macht die neue Konstellation viel gluecklicher, als den 20. Berg zu bestaunen oder gar zu besteigen. Fuer Tom gilt dies allerdings nicht, um so wertvoller ist sein OK zu unserem erweiterten Stadtaufenthalt. Das muss wohl Liebe sein! So ist es!

Mit dem zukuenftigen Socializing-Projekt im Hinterkopf konnte ich mich ueber die bevorstehenden Naturwunder noch mehr freuen. Die begannen auch gleich hinter Christchurch. Auf der Inlandroute entlang des Highways 72 faehrt man durch die Canterburry Ebene, durch das vertraute, malerische Bild von gruenen Huegeln mit Schafen, schoenen Flusstaelern und hohen Bergen im Hintergrund. Wenn dann noch der Schaefer die Herde ueber die Strasse treibt, man im Auto sitzt und die Schafe mit ihren Laemmchen bloekend vorbeiziehen, sitzt man mitten in der Rosamunde Pilcher Idylle. Schoene Landschaften, Mama!

Unser Ziel war jedoch die Kueste. In Oamaru gibt es Pinguine zu bestaunen, da wollten wir hin. Der Gott des Tourismus hat diesem Ort gleich zwei Kolonien beschert. Da Pinguine tagsueber weit entfernt vom Ufer im Meer fischen, muss man sich zu ihrem Feierabend am Ufer einfinden, um sie auf dem Heimweg zu sehen. Die Gelbaugenpinguine haben als erste Schichtende, also fuhren wir zu ihrer Kolonie. Man stand ca. 20 m ueber dem Meeresspiegel auf einem Steilkuestenfelsen, in den sie ihre Uferhoehlen eingegraben haben, um dort zu uebernachten. Durch den dicken Seetang war es gar nicht so leicht zu erkennen, wann nun einer der dicken Dinger ans Ufer segelte. Wenn sie dann aber ueber den Strand wackelten, konnte man sich nur noch totlachen. Es sah einfach zu drollig aus!

Unsere Freude wurde leider durch eine unglaubliche Kaelte getruebt. Wir standen auf unserem Hochstand in einem eiskalten, starken Wind. Wir hatten das Gefuehl, dass die Sturmmaschine aus dem Antarcticcenter angeworfen worden war. Die Neuseelaender koennen es auch kaum fassen, was fuer einen unnormal kalten Fruehling sie gerade erleben. Wir haben hier echt Pech, alle erzaehlen uns, dass es normalerweise sehr schoen ist um diese Zeit…

Wir bibberten also bei etwa 12 Grad und eisigem Wind und wollten schon aufgeben, aber ein einheimischer Pinguinfan meinte, wir sollten unbedingt aushalten. Und es lohnte sich, denn die Pinguine kletterten tatsaechlich den ganzen Felsen hinauf, so dass sie schliesslich nur noch ca. 3 m weit entfernt waren und uns mit ihren seltsamen, gelben Augen neugierig anschauten. Es ist unglaublich, wie die Viecher mit ihren fetten Koerpern und den kurzen Beinen diese steilen Felsen hinauf eierten! Ich glaube, ich habe in Zukunft einigen Erklaerungsbedarf beim Versagen am Berg... (Ich sage nur fette Koerper und kurze Beine.)

Zum Erhalt der eigenen Pinguinfigur gingen wir erst mal in einen Pub zur Energiezufuhr und zum Aufwaermen. Oamaru ist ein Ort mit einer einzigartigen Architektur. Als ein Einheimischer am Anfang des 20. Jahrhunderts hier eine Maschine fuer Kuehltransporte erfand, erlebte der Ort einen gigantischen Boom, der sich in vielen repraesentativen Gebaeuden aus dieser Zeit widerspiegelt. Da sie erst ca. 100 Jahre alt sind, sind sie ziemlich gut erhalten. Unser Pub befand sich in einem fast originalen Hafengebiet aus den 20er Jahren und sogar der Tresen war noch aus dieser Zeit. Meine Lammhaxe war nicht viel juenger als der Tresen (etwas sehr zerrig), mit Kartoffelbrei und Erbsen seit Ewigkeiten mal ein typisches neuseelaendisches Essen. Nach diesem Erlebnis wusste ich allerdings wieder, warum wir dauernd bei Thai und Indien landen. Briten koennen einfach nicht kochen und ihre Auswanderer entsprechend auch nicht. Tom hat nicht viel herumexperimentiert und ist wie ueblich bei Fish und Chips gelandet. Das ist das einzige, was sie kochen koennen, aber diese Fettbombe kann man ja nicht dauernd essen.

Gestaerkt begaben wir uns zur zweiten Pinguinkolonie. Puenktlich wie mit der Stechuhr kommen die kleinen, nur ca. 30 cm grossen Blau-Pinguine von der Schicht, sobald die Sonne untergeht. Man sitzt wie in einer Art Theater und die Buehne ist der Strand. Bei einem Licht, dessen Spektrum die Pinguine nicht wahrnehmen, kann man alles genau sehen. Nachdem zunaechst ein paar vereinzelte ankamen, ging es ploetzlich los: Ca. 40 Pinguine kamen gleichzeitig ans Ufer. Es sah so irre aus, mit ihren schwarz-weissen Anzuegen wirkten sie wie eine Horde Bankangestellter, die zuegig nach Hause eilten. Sie liefen in einer langen Schlange (wie ein Fussgaengerstrom) den Strand hinauf. Ploetzlich teilte sich der Pulk, und sie eilten in ihre Haeuser. Ich glaube, sie sagten immer noch ganz kurz „Tschuess bis morgen!” zu ihren Kollegen.

Ein paar blieben allerdings auch stehen und quatschten erst mal ne Runde, wahrscheinlich hatten sie gerade Stress mit ihren Ehepartnern und keine Lust, nach Hause zu gehen. Aus einigen Haeuschen hoerte man auch ein grosses Gezeter; uns wurde erklaert, dass dann ein Nebenbuhler zu Hause angetroffen wurde. Gelegentlich kamen auch tatsaechlich drei Pinguine aus dem Bau und meckerten aufeinander ein. Ich fand die Fremdgeher ja selten bloed, sie wissen doch genau, dass der Alte bei Sonnenuntergang auftaucht, koennen sie sich nicht vorher verduennisieren? Wir schauten uns das Spektakel fast 1,5 Stunden lang an, es kamen noch mehrere „Busladungen” Pinguine ans Ufer. Ich hatte mir wie ein Seniorenteller meinen Schlafsack mit zum Sitz genommen und wollte gar nicht mehr aufstehen. Tom war das natuerlich viel zu peinlich, er war dann auch ordentlich durchgefroren (wer schoen sein will, muss leiden).

Zum Aufwaermen bekamen wir einen Tee bei unserem Vermieter. Wir wohnten mal wieder privat, diesmal bei einem ehemaligen, alleinstehenden Lehrer, welcher sich ueber unsere Gesellschaft sehr freute. Wir schwatzten miteinander bis kurz vor Mitternacht. Uebrigens war er auch Musiklehrer, es scheint mich nun zu verfolgen! Sein Haus stand an einem ziemlich steilen Huegel und wir hatten aus unserem Zimmer einen genialen Blick ueber die Stadt bis zum Meer. Auch beim gemeinsamen Fruehstueck quatschten wir weiter, der Typ war echt nett.

Weiter ging es Richtung Sueden, immer an der Kueste entlang. In der Naehe von Moeraki gibt es am Strand ein seltsames Naturphaenomen zu bestaunen: die Moeraki Boulders. Das sind kugelrunde, grosse Steine, die am Strand herumliegen. Es ist wissenschaftlich nicht genau geklaert, wie sie entstanden sind, man nimmt an, dass sie eine Art Kristalle sind, die sich von innen nach aussen geformt haben. Sie sehen aus wie riesige Kanonenkugeln, wie von Menschenhand geschaffen. Ein geniales Fotomotiv, entsprechend lange war unsere Verweildauer (wenn Sie wissen, was ich meine...).

Weiter gings und schon gabs den naechsten Abzweig: Am Shag Point leben einige Seeloewen und Robben. Zunaechst war niemand zu sehen und wir suchten uns ein windgeschuetztes Eckchen, um die stuermische See zu bestaunen. Und ploetzlich reckte sich kurz vor uns eine neugierige Robbennase aus dem Wasser. Etwas weiter pennten ein paar Seeloewen, unterbrochen durch den Kampf um den sonnigsten und windstillsten Platz (konnten wir verstehen, war bei diesem Wetter entscheidend).

Um die Tiershow komplett zu machen, wollten wir in der Naehe von Dunedin noch eine Albatroskolonie besichtigen. Die Fahrt dorthin war sehr abenteuerlich. Man fuhr eine kurvenreiche Strasse entlang, welche sich direkt am Ufer entlangwand. Es gab kaum Seitenstreifen, geschweige denn Leitplanken, und oft waren es nur 30 cm bis zur Uferkante. Entsprechend viel Geschrei gab es dann…

Im Albatrosbesucherzentrum stand ein ausgestopfter Albatross, der war groesser als ein Schwan! Meine Aufregung stieg. Bei einem kurzen Abstecher in die Cafeteria schwatzte eine Koechin mit uns, welche uns erklaerte, dass sie eine Bekannte aus Deutschland hat, die aus Magdeburg kommt. Also, sie haette ja nie gedacht, dass die Kommunisten aus dem Osten so nett sein koennten!...

Leider, leider wurde es mit den Albatrossen dann nichts, denn bei denen war gerade Uferbesiedlung und Nestbauphase, wobei sie auf keinen Fall gestoert werden duerfen. Ich war ziemlich traurig, denn diese Gelegenheit werde ich wohl nie wieder haben. Die Bockwurst vor der Nase... Der gesamte Felsen war eine einzige Brutzone, hunderte Seevoegel verschiedenster Art flogen herum und trugen Schnaebel voller Baumaterial durch die Luft. Ab und zu sah man auch mal einen Albatros herumfliegen (wenigstens was).

Wir beschlossen, unsere Restzeit vor der Rueckkehr nach Christchurch im Gebirge zu verbringen und fuhren von Dunedin aus ueber 250 km ins Land hinein. Wir wollten so dicht wie moeglich an Queenstown herankommen. Durch eine ziemlich ausgedoerrte Gegend fuhren wir bis Alexandra, wo wir in einem perfekten Timing fast das letzte Motelzimmer des Ortes erwischten. Passend zur Fernsehshow „Downsize me!” assen wir nur einen Salat zum Abend. Tom war von der Kaelte bei den Pinguinen etwas angedatscht (ja, ja, wer keine Seniorendecke haben will!) und begab sich fruehzeitig in eine Heilschlaftherapie.

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