Foto des Tages
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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Hanmer Springs - Waihi Beach] Datum [11.11.06-15.11.06] Reisetag [188 - 192] Temp. [ca.19]
62. Tierabenteuer

In Hanmer Springs liessen wir die Touris mit all ihren Moeglichkeiten allein. Als die heimatstolze Motelbesitzerin uns fragte, was sie uns denn schoenes empfehlen koennte, sagten wir nur lakonisch: „Ach danke, wir wollen hier nichts machen.” Wir haetten ja schon gern noch mal Tontauben geschossen (auf Tom lastet immerhin schwer, dass ich hierin besser bin als er (Wie ich hier dargestellt werde! Zu gegebenem Zeitpunkt werde ich hierauf zurueckkommen! Bis dahin erkenne ich an, dass Katrin damals besser war.)), aber die wollten den doppelten Preis von Wanaka, da koennen sie auf ihre bloeden Tauben alleine schiessen! Zum Ausgleich liess mich Tom beim langweiligen Minigolf verlieren Aha!, was fuer ein toller Ort! Ein guter Grund, abzureisen (war sowieso geplant). Gegen Mittag kamen wir in Kaikoura an der Ostkueste an. Hier hatten wir grosses vor! Das Wetter war genial, so dass wir auch sofort zur Tat schritten und uns auf eine Albatrosbootstour buchten.

Nur 8 Leute und der Skipper fuhren auf einem kleinen Boot auf das Meer hinaus. Schon nach kurzer Zeit wurden wir fuendig. In der Naehe eines Fischerbootes duempelten jede Menge Seevoegel herum, darunter viele Albatrosse. Was fuer riesige Voegle das sind, viel groesser als Schwaene! Und wenn sie fliegen, sehen sie am schoensten aus. In Neuseeland findet man die groessten Albatrosse der Welt mit einer Fluegelspannweite von mehr als 3 Metern. Wir schossen wie im Wahn ein Foto nach dem anderen. Auf einmal kamen eine Menge Delphine vorbei und schwammen eine Weile um uns herum. Als ob dies noch nicht genug waere, kam eine Robbe des Wegs und drehte sich neugierig und froehlich staendig um die eigene Achse.

Etwas spaeter sahen wir weitere Delphine, diese hatten sogar eine Menge Babys dabei! Die Sonne strahlte, das Wasser war glasklar und ruhig, und man konnte die schoenen Delphine wunderbar beobachten. Was fuer eine Kombi: Albatrosse (und andere schoene Seevoegel), Delphine und Robben, alles auf einmal. Ich hatte heftigste Endorphinausschuettungen und der Kaeptn freute sich auch ueber meine Begeisterung. Das waren 3 Stunden Ausflug mit allem, was das Herz begehrt. Der Ausflug (80 NZD) ist unser absoluter Tipp fuer diesen Ort. Das Boot ist schoen klein (max. 12 Leute) und das Tiererlebnis ist garantiert. Wir haben ueber 300 Fotos geschossen! Aber keine Angst, wir haben schon ein paar wenige fuers Internet rausgesucht.

Am Sonntag habe ich gleich die naechste Tour rangehaengt: schwimmen mit Robben. Dazu verpackte man sich mal wieder in einen Neoprenanzug und es ging gleich von der Promenade ins Wasser. Wir schwammen zu einigen Felseninseln, auf denen wohl fast 100 Robben wohnen. Da sie ziemlich neugierig sind, kommen sie ab und zu ins Wasser und schwimmen um einen herum. Das war echt schoen. Man ist mit Schnorchel und Taucherbrille ausgestattet und kann sie gut beobachten (und sie einen auch). Eklig war allerdings, als ich ein wahrscheinlich totgeborenes Robbenbaby entdeckte, das unter mir auf dem Meeresboden rumduempelte. Es hat mich etwas abgestossen, dass wir die ganze Zeit ueber dieser Leiche rumgeschwommen sind... Mein Guide meinte nur, ist alles Natur. Na denn... Schoen war es trotzdem, und der Neoprenanzug haelt uebberraschend warm, wir waren ueber eine Stunde im 12 Grad kalten Wasser.

Waehrend Katrin durch den kalten Ozean schwamm, erkundete ich die Kaikoura Halbinsel. Wer will, kann hier eine schoene Uferwanderung machen. Die meisten Touristen begnuegen sich mit einem Blick auf die Felsbaenke am Rand des Parkplatzes, wo man bereits ein paar Robben sehen kann. Leider ist die Vernunft des Durchschnittstouristen meist vollkommen durch den „mein Superfoto-Wahn” ausgeschaltet. So wurde auch hier wieder ein Tier von klickenden Kameras „gestellt”. Der normale Sicherheitsabstand betraegt 10 m, aber die kleine Pocketkamera macht erst auf zwei Meter Entfernung eine vernuenftige Aufnahme. Also nichts wie ran, ist ja egal, wenn der Bulle sich bereits bedrohlich aufzurichten beginnt. Diese Tiere sind uebrigens weitaus schneller als man das den meist doesenden Fleischkloepsen zutraut. Endlich hatten die eifrigen Fotografen das Tier ins Wasser zurueckgetrieben. Irgendwann in naher Zukunft wird es der Mensch geschafft haben, dass man die Tiere an dieser Stelle nicht mehr zu Gesicht bekommen wird.

Am Nachmittag folgten wir einem Geheimtipp. In der Naehe einer Seehundkolonie an einer Felsenkueste fliesst in Fluss ins Meer. Ein ca. 10-minuetiger Weg fuehrte zu einem Wasserfall. Soweit das uebliche, aber in dem Pool unter diesem Wasserfall schwammen ein paar junge Robben! Es war unvorstellbar, aber sie klettern den steinigen, anstrengenden Weg von der Muendung bis zum Wasserfall hinauf, damit sie dann stundenlang in dem Pool umhertollen koennen. Wollen sie fressen, geht es wieder hinunter ans Meer zur Mutter, denn diese kommt nie zum Wasserfall. Die kleinen Robben waren extrem niedlich und so neugierig, dass sie ab und zu ganz dicht zu den in sie ganz vernarrten Menschen kamen.

Am Montag ging es zurueck nach Picton, von wo die Faehre zur Nordinsel abfaehrt. Da uns der Weg direkt an den Robbenbabys vorbeifuehrte, mussten wir gleich noch einmal hin, eines der suessen Dinger hat sogar an Toms Hand herumgeschnuppert. In Picton angekommen, buchten wir uns eine Faehre fuer den kommenden Morgen und mieteten uns in einem Backpacker ein, diesmals sogar mit gemeinsamen Klo… Aber das Sequoia Backpackers hatte eine coole Atmosphaere, alle waren Freunde, und man kam sich ein bisschen vor wie in einer entspannten Kifferkommune (ohne Kiffen, zumindest sichtbar). Den Nachmittag widmeten wir der Recherche ueber unsere Flugumbuchungsmoeglichkeiten, denn wir hatten ein paar zusaetzliche Ideen fuer die Fortsetzung unserer Reise entwickelt. Ich hatte in einer mehrstuendigen Aktion alle Fluege gefunden, die diese Ideen Wirklichkeit werden lassen koennen. Als ich dann allerdings abends beim Reisebuero und der Singapore Airlines anrief, konnte ich alles wieder in den Muell schmeissen, denn so flexibel wie gedacht, ist unser Ticket doch nicht. Ausserdem sind einige Fluege ausgebucht, und ueberhaupt muss man das alles vor Ort in einem Buero klaeren. Ich war etwas angenervt, weil ich mir das alles so schoen gedacht und erarbeitet hatte. Ausserdem hatte ich waehrend des Haengens in der Warteschleife fast eine halbe Flasche Rotwein ausgetrunken (weil wir noch eine Flaschenpost an diesem Ende der Welt versenken wollen und dazu eine Flasche brauchen), so dass ich ueberhaupt froh war, dass ich mich noch klar artikulieren konnte (Unsere bloede Alkoholenthaltsamkeit, ich brauche mehr Training!).

Ich hatte Katrins geniale Flugkombi bewundert, war aber gleichzeitg recht skeptisch (das ist keine Kunst, denn skeptisch bin ich fast immer - das ist eine Familienkrankheit), schliesslich drehten sich die geplanten Reisedaten fast alle um das heilige Weihnachtsfest, an dem sich die halbe Welt, die Familienbande pflegend oder genau diesen entfliehend, kreuz und quer ueber den Globus bewegt. Das kleine Besaeufnis als selbstauferlegte Heldentat zur Beschaffung einer Flasche fuer die Flaschenpost darzustellen, gefaellt mir gut. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen.

Der Abschied von der Suedinsel am Dienstag fiel uns zum Glueck nicht wirklich schwer. Wir haben hier soviel schoenes erlebt und nicht mehr das Gefuehl, dass uns etwas wesentliches entgangen ist. Die Faehrfahrt war anfangs schoen ruhig, trotzdem die Winde immer weiter auffrischten, war die See recht glatt. Je weiter wir uns Wellington naeherten, desto mehr aenderte sich die Lage. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Faehre neigte sich tatsaechlich um ein paar Grad zur Seite, so dass man die Wasseroberflaeche sehen konnte, wo man sonst nur den Horizont erwartete. Ursache hierfuer war der zunehmende Wind, der spaeter am Tag noch Geschwindigkeiten bis ueber 100 km/h erreichte. Der Winddruck brachte die grosse Faehre tatsaechlich ein wenig in Schraeglage.

Ich fand es ziemlich seltsam, dass man auf seinem Stuhl permanent nach links kippte und studierte schon mal in den Gesichtern der Angestellten, ob sich eine erste Anspannung zeigte. Man durfte auch nicht mehr raus zum Bug, weil man sich echt festhalten musste, um nicht umgeblasen zu werden. Als ich dann einen Matrosen fragte, ob das denn alles noch easy waere, das Schiff laege schliesslich so schraeg, dass man staendig das Wasser sieht auf der einen Seite, meinte er: „Das machen wir alles, damit es die Passagiere einfacher beim Rausgucken haben.” Und als er ganz ruhig seine Pomnmes weiter ass, konnte ich den Rettungsring wieder abstreifen (gedanklich natuerlich).

Katrins Sorge wurde noch dadurch angestachelt, dass cool sein beim Faehre fahren in der Cook Street alleine nicht immer ausreicht. Waehrend unserer Zeit in Neuseeland wurde bereits zweimal im Fernsehen von Ueberfahrten berichtet, bei denen die Leute 10 Stunden in rauer See auf der Faehre gefangen waren, weil das Einlaufen in den Hafen nicht moeglich war. Zudem wurde zwei Tage zuvor ein Untersuchungsbericht ueber das mangelhafte seemaennische Verhalten eines Kapitaens im Maerz dieses Jahres veroeffentlicht. Seine Faehre wurde zweimal von 14 (!) m hohen Wellen seitlich getroffen, und das Schiff war knapp vor dem Kentern. Seine Dusseligkeit bestand im wesentlichen darin, dass er es in zwei Stunden nicht schaffte, das Schiff aus dieser enormen Duenung herauszubringen.

Zum Glueck fuhren wir dann schon bald unter Land. In Wellington wurden wir von peitschendem Regen empfangen. Ueber die Kuestenstrasse surften wir in Richtung Norden. Unser kleines Auto huepfte bei jeder Boe hin und her. Das Regenwetter beschraenkte sich dann nur auf einen Bereich von 50 km und ziemlich abrupt fanden wir uns in strahlender Sonne wieder. Der Wind wehte trotzdem heftig, aber im Auto wurde es bullig warm. Unterwegs rief Katrin bei Singapore Airlines an, um herauszubekommen, welche Umbuchmoeglichkeiten nun tatsaechlich bestehen. Nach 20 min (!) in der Warteschleife sind wir jetzt immerhin auf eine Warteliste gerutscht. Nun hatten wir fuer die naechste Stunde mal wieder ein schoenes Thema. Um diesen Warteplatztermin herum bauten wir unsere naechsten 8 Wochen Reise herum. Planung ist das halbe Leben. Zu diesem Thema habe ich gerade eine guten Spruch gelesen: Wie bringt man Gott zum Lachen? Erzaehl ihm deine Plaene!

Unser Tagessziel war der Ort National Park (komischer Name), der ein guter Ausgangspunkt fuer den Tongariro Crossing Wanderweg ist. Der Weg dahin fuehrt durch eine spektakulaere Huegellandschaft, die von tiefen Flusstaelern durchschnitten wird. Das ganze erinnerte mich stark an eine Modelleisenbahnlandschaft, wo auf kleinsten Raum Huegel untergebracht werden muessen und das Geld nicht mehr fuer die (so teuren) Modellbaeume reicht. Puenktlich zu unserer Ankunft im Ort National Park, zogen sich die Wolken zusammen. Das war schon eine gute Grundlage fuer unseren Plan, nun endlich den Tongariro Wanderweg zu gehen (17 km). Immerhin war der Weg jetzt acht Wochen nach unserem ersten Besuch schneefrei, dafuer versprach der Wetterbericht fuer die naechsten Tage nichts gutes.

Ich versuchte, Katrin so gut als moeglich von diesen Informatioen abzuschirmen. Sie malte sich das ganze eh schon als Horrortrip mit intensiven Lebensgefahreinlagen aus. Es half aber alles nichts. Bereits die Frau an der Rezeption unseres Motels bombadierte uns (ungefragt) mit „beangstigenden” Informationen. Als dann noch ein Shuttlebus mit einer kleinen Horde Wanderer, die den Weg heute gegangen waren, von Katrin interviewt wurde, wusste ich eigentlich schon, dass diese Tour wohl nicht stattfinden wird. Wir hoerten alles von furchtbar bis sauschwer. Furchtbar, weil heute Winde bis 100 km/h die Leute fasst von der Hochebene geweht hatten. Schwer, weil unter solchen Bedingungen und dann noch in der Wolkendecke so ziemlich alles „Schei…” ist. Der einzige Lichtblick war der Wetterbericht, der behauptete, dass am naechsten Morgen der Regen von Sonnenschein abgeloest werden koennte und die Winde sich legen wuerde. Naja, der Regen am Fenster versprach trotzdem nichts gutes. Auf jeden Fall buchten wir keine Shuttletour zum Beginn des Tracks, die Wahrscheinlichkeit fuer vernuenftige Bedingungen schienen doch zu gering.

Das kann ich hier ja nun nicht so stehenlassen! Dass wir den Weg auch am naechsten Tag nicht gegangen sind, lag nun mal daran, dass es die ganze Nacht und auch am Morgen ununterbrochen regnete. Und ich zitiere Herrn Oberwandererklugschawaetzer Tom: „Da kannste machen, was du willst, im Regen laufe ich nicht!” Ich moechte nicht verschweigen, dass diese Wetterwendung mir eine gewisse Erleichterung brachte, allerdings war ein Teil von mir auch durchaus bereit gewesen, sich diesem Abenteuer zu stellen (dieser Teil muss irgendeine Ecke im Hirn gewesen sein, meine Beine waren es bestimmt nicht). Aber der liebe Gott wollte mich vor der Strapaze bewahren und sandte seine Regenwolken, amen.

Stattdessen fuhren wir an die Ostkueste zur Halbinsel Coromandel. Und siehe da: der herrlichste Sonnenschein empfing uns an dieser Ecke, hier gehoerten wir doch hin! Gegen 13 Uhr waren wir schon am Ziel und sagten uns, dass es ja auch nicht schlecht ist, hier in der Sonne am Meer abzuhaengen, anstatt sich um diese Zeit etwa in der Mitte der Wanderung auf dem Berg zu befinden, ich bereits ausgelaugt und die Schnauze voll und Tom auch nur halbfroh, weil nass und durchgepustet.

Unterwegs wollten wir uebrigens noch die Kulisse den Hobbit-Teil vom Herrn der Ringe anschauen, allerdings befindet sich der ehemalige Filmset auf einer Privatfarm und die wollen fuer die Ruinenbesichtigung 50 NZD pro Person, ein ganz schoener Nepp, nicht mit uns! In Waihi Beach mieteten wir uns ins Obergschoss eines Privathauses ein, das wir schon ganz am Anfang der Reise in einem B&B Fuehrer entdeckt hatten. Hier sitze ich nun gerade auf unserem Balkon mit Blick auf den nur 30 Meter entfernten Strand. So ein Haus direkt am Meer war schon immer einer meiner Traeume, und es ist echt herrlich. Allerdings rauscht das Meer auch ganz schoen laut, ich weiss nicht, ob mich das dann doch irgendwann stoeren wuerde.

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