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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Auckland - Port Macquarie] Datum [25.11.06-28.11.06] Reisetag [202 - 205] Temp. [ca.28]
66. Heisser Empfang

Am Samstag begann das Australienabenteuer. Fuer viele von Euch wird jetzt bestimmt endlich wieder etwas mehr Spannung in die Reise kommen. Ja Australien, was verbindet man damit nicht alles! Vor allem rot, heiss, ein gluehender Fels im nirgendwo, der nun offiziell nicht mehr Ayers Rock heissen soll, sondern der nun einen Aborigini Namen (Uluru) verpasst bekommen hat. Da weiss man gleich, dass die Aussies also auch ordentlich Dreck am Stecken haben, wenn man nun nachtraeglich solche vollkommen sinnlosen Massnahmen ergreift. Die paar Aboriginis, die hier noch nicht am staatlich (finanziell) unterstuetzten Suff gestorben sind, werden es wohl zu schaetzen wissen.

Nein, wir sind ja nicht hierher gekommen, um zu sticheln. Ganz im Gegenteil. Sidney legte sich gleich ordentlich ins Zeug. Uns empfingen herrliche 28 Grad. Die gut 3,5 Std. Flug vergingen wie im ebendiesen und statt unseres eigentlich angemieteten Kleinwagens bekamen wir ein ordentliches Geschoss (Hurra!!), in dem wir tatsaechlich unser gesamtes Gepaeck locker im Kofferaum unterbrachten.

Hurra, ich bin in Australien! Unglaublich, aber ich habe gegenueber Australien gleich so etwas wie Liebe auf den ersten Blick empfunden. Als wir ueber die Harbour Bridge in Sidney fuhren und ich einen kurzen Blick auf die beruehmte Oper werfen konnte, dachte ich nur: ja, ja, ja!! Da irgendein Event in Sidney stattfand, waren die Hotels ziemlich ausgebucht, so dass wir beschlossen hatten, unsere Stadtbesichtigung um das Robbie Williams Konzert herum zu verlagern, und wir brausten gleich ab in Richtung Norden. Wir hatten vor, soweit wie moeglich bis zum Great Barrier Reef heranzukommen, diese laeppische Entfernung von etwa 1.500 km konnte man nicht frueh genug angehen.

Unsere Nachmittagsfahrt brachte uns bis nach The Entrance. Das war nur eine kleine Zwischenstation, aber hier ging es schon los mit der faszinierenden Natur: The Entrance bezeichnet sich als die Pelikan-Hauptstadt Australien. Die unheimlich grossen Voegel tummelten sich entsprechend zu hauf im Hafengelaende. Waehrend wir an der Pier zu Abend assen, wunderten wir uns ueber das unglaublich heftige Vogelgezwitscher um uns herum, und siehe da: hunderte bunte Papageien schlugen ihr Nachtquartier in den Baeumen um uns herum auf! Spaetestens jetzt wurde mir klar, dass Australien sehr speziell ist.

Am Sonntag liessen wir uns in der Touristeninfo von The Entrance beraten, wo die schoensten Orte an unserer Strecke in Richtung Norden liegen wuerden. Unsere Fahrt immer an der Ostkueste entlang fuehrte uns dann bis nach Port Macquarie, wo wir uns fuer drei Naechte in einem schoenen Hotel mit Blick auf den Strand, an dem heftig gesurft wurde, einquartierten. Nachdem wir in unseren letzten zwei Wochen in Neuseeland doch ziemlich viel herumgefahren waren und eine Menge Sehenswuerdigkeiten hintereinander konsumiert hatten, wollten wir es uns auf jeden Fall mal wieder am Meer gemuetlich machen.

Die Strassenschilder wiesen uns schon bei der Anreise darauf hin: Port Macquarie liegt in Australiens dichtestem Koalagebiet. Daher gibt es in der Naehe des Ortes einen kleinen Wildpark mit Koalas zum Anfassen. Da mussten wir natuerlich sofort am naechsten Morgen hin! Zweimal taeglich werden die Koalas von einem Tierpfleger herausgeholt, und man darf sie streicheln. Sie sollen das auch sehr moegen (hoffentlich). Die Koalagehege waren sowieso sehr offen, und so konnte man die putzigen Viecher gut sehen. Ueblicherweise trifft man den Koala allerdings beim Pennen an, denn er schlaeft 18 bis 20 Stunden am Tag. Dabei haengt er sich an irgendeinen Ast und bildet ein rundes, knuffiges Knaeuel. So einen Teddy haetten wir am liebsten als Haustier mitgenommen!

Und die Koalas waren nicht das einzige Highlight dieses Parks, denn am Eingang konnte man gehaeckselte Maiskoerner kaufen, die man dann an die Kaenguruhs verfuettern konnte! Und tatsaechlich: sie frassen uns aus der Hand! Meine Begeisterung war natuerlich grenzenlos. Sie waren ganz zutraulich und hielten die fuetternde Hand schoen mit ihren Pfoten fest. Sie muemmelten so gemuetlich vor sich hin, und es dauerte so seine Zeit. Die beste Gelegenheit, diesen Wahrzeichen Australiens ganz nah zu sein.

Mein freuhmorgendlicher Spaziergang entlang der Hafenmole von Port Macquarie brachte auch eine Ueberraschung. Schwamm doch ein ziemlich grosser Delphin in Ufernaehe vorbei, und niemand war sonderlich aufgeregt deswegen. Aha, man ist hier wohl eher an Natur gewoehnt, oder einfach abgebruehter. Ich fand es jedenfalls spannend und vielversprechend. An unserem Hausstrand waren auch schon morgens um 5:30 Uhr die ersten Surfer unterwegs. So waren wir also fast wieder bei hawaiianischen Verhaeltnissen gelandet. Ueber den Tag zogen dann immer mehr Wolken auf, so verschoben wir unser ersten Badeausflug bis zum naechsten Tag. Eines unserer Mottos: Der groesste Luxus ist es, die Dinge die man hat, nicht zu nutzen… Aber vor uns lagen ja zwei Wochen Strand und Meer, da konnten wir es langsam angehen, und das erst recht im leichten Nieselregen (wenn auch warm). Die australischen Nachrichten freuten sich ueber den einsetzenden Regen, den diese entschaerften die Lage an der „Es brennt ueberall” Front. Ich dachte nur bei mir: „Nicht schon wieder schlechtes Wetter”. Dafuer bekamen wir dann am Abend ein spannendes Gewitter geboten, und der Wetterbericht versprach Besserung fuer den naechsten Tag.

Der versprochene Wettersegen setzte am Dienstag dann eine Temperaturmarke, die uns hoffentlich nicht die ganzen naechsten Wochen verfolgen wird. Im chatten wurden 33 ° geboten. Zum Glueck wehte die ganze Zeit eine angenehmen Briese vom Meer. Wir nutzten die Gunst der Stunde und machten uns zum gut gefuellten, aber nicht ueberfuellten Strand auf. Das heisst, wir gingen die 200 m von unserem Zimmer bis ins Wasser und gaben uns den wundervollen Wellen hin. Das Meer ist angenehm frisch, aber nicht kalt, und wir beglueckwuenschten uns, dass wir jetzt nach Hawaii drei Monate ohne Baden durchgehalten hatten. Fuer die Menschendichte im Wasser gab es auch einen Grund. Eigentlich liegt Macquarie an einem kilometerlangen Sandstrand, aber dort, wo wir waren, gab es Rettungsschwimmer. Die markierten den sicheren Schwimmabschnitt mit ihren Fahnen, und weil es im Wasser ein paar Felsen gab, war dieser nur ca. 50 m breit. Ausserdem zeigte die markierte Flaeche eine Stelle mit geringer Unterstroemung. Die Masse der Badenden draengte sich nun in diesem Abschnitt, schon komisch, wo wir doch aus unserem Fenster die ewig langen, leeren Straende gesehen hatten. Aber mit dem australischen Meer ist das ja so eine Sache, und bei unserem ersten Sprung ins Wasser gingen wir mal lieber auf Nummer Sicher.

Endlich wieder baden! So befluegelt ging es gleich weiter zu einem Freibad, dass ein 50 m Sportbecken hat. Wir waren in den letzten Wochen etwas faul, zudem war die ungewohnte Laenge ein echter Killerfaktor. Wir waren erstaunt, was das fuer ein Unterschied ist, auf einer 50 m Bahn zu schwimmen. Man hat ja auch nur die Haelfte der (kurzen) Wendepausen.Mit anderen Worten: die uebliche Schwimmleichtigkeit ging uns etwas ab, trotzdem beweaeltigten wir tapfer das selbstauferlegte Pensum. Ich bekam hierfuer dann am Nachmittag gleich die Quittung. Insgesamt fast zwei Stunden Sonne auf den ungeschuetzten Ruecken fuehrten zu einer deutlichen Verfaerbung. Na ja, selber Schuld halt. Zum Glueck war der Sonnenbrand sehr begrenzt und auch nicht bis zum Blasenwurf (das habe ich zum Glueck noch nie geschafft). Die schlaue Katrin schwamm mit T-Shirt und eingeschmiert und bekam deshalb nur eine lila Nase, weil sie diese vergessen hatte. Nicht auszudenken, wie ich ohne Schutz ausgesehen haette!

Neben dem Schwimmbad gab es eine Buecherei, und weil wir noch immer nicht im Besitz eines (hier megateuren!) Reisefuehrers sind, musste ich mich ein wenig belesen. Ein Bildband zeigte die Pracht des Landes in all seine Farben. Er war auch der letzte Anstoss, mich von unserem „Durchquerungsabenteuer” zu ueberzeugen. Bei unserer Routenplanung fiel uns naemlich auf, dass die Inlandsfluege um Weihnachten herum immer teurer werden, und nun haben wir beschlossen, von Perth nach Sidney zurueck mit dem Auto zu fahren (von ganz West nach ganz Ost). Das werden tausende Kilometer durch staubiges Land, aber irgendwie ist das Australien, und das wollen wir erfahren (im doppelten Wortsinn).

Jeden Nachmittag um drei Uhr gibt es eine sehr spezielle Fuehrung in Macquerie: Man kann das Koala Krankenhaus besichtigen! Ja, inmitten dieses Koalagebietes haben Privatleute diese Einrichtung gegruendet, um verletzte Koalas aufzupaeppeln und im besten Fall eines tages wieder in die Wildnis zu entlassen. Auf der Tour erfuhren wir, dass die Koalas besonders durch Buschfeuer, Baumassnahmen, Hunde und den Autoverkehr gefaehrdet sind. Man konnte auf Fotos sehen, was fuer halbtote Tiere dort noch gerettet werden konnten, die nach ein paar Monaten wieder gut drauf waren.

Ende des 19. Jahrhunderts hat man wie fast alles auch die Koalas wegen ihres Fells gejagt, und dabei innerhalb von ein paar jahren Millionen Tiere getoetet. Einen umfassenden Schutz haben Koalas erst seit ein paar Jahren, aber der bewahrt sie halt nicht automatisch vor den Gefahren der modernen Zivilisation. Zur Zeit befanden sich ca. 20 Patienten im Krankenhaus, so pennend im Baum haengend waren sie von ihren Geschwistern aus dem Zoo kaum zu unterscheiden. Einige wurden gerade mit Milch aus einer Kanuele gefuettert. Die kleinen Koalas sind ziemlich schwer zu erkennen, wenn sie als kleines graues Knaeuel im Baum verwurschtelt sind, bestimmt rennt man im Wald an denen vorbei und sieht sie nicht. Um so besser, wenn man sie an solchen Orten schoen dicht vor der Nase hat.

Das tatsaechliche „Tierhighlight” in diesem Hospital war jedoch eine riesige Spinne, die Thomas entdeckt hatte. Nachdem die coole Bemerkung einer Frau „Ach, eine Tarantula! Die springen auch.” mir das kalte Grauen ueber den Ruecken gejagt hatte, wurde der Spruch noch korrigiert zu „Ach nein, das ist nur eine Baumspinne. Tarantulas sind viel groesser.”. HILFE!!!

Abends assen wir bei einem Italiener, der uns fragte, woher wir kaemen und bei Deutschland laessig abwinkte und meinte „Na dann wird es euch auf jeden Fall schmecken.”. Tat es aber nicht, wahrscheinlich war er schon zu lange von Sizilien weg. Ich haette das jedenfalls besser hinbekommen. Anschliessend suchten wir erstaunlich lange nach einem Pub (ich hatte mir Australien immer als eine grosse Kneipe vorgestellt), dafuer durfte ich dort sogar indoor rauchen und das versoehnte mich mit meinem Desaster beim Billarspielen.

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