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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Perth - Sydney] Datum [23.12.06-26.12.06] Reisetag [230 - 233] Temp. [ca.32]
73. Weihnachtsfest

Am Samstagmorgen stellten wir endlich mal wieder einen Sack Bilder ins Internet, ja ja, die Hausaufgaben… Danach begann die Freizeit, fuer uns hiess das ab an den Strand. Die Scarborough Beach musste ich aus zwei Gruenden sehen: ersten sollte es hier gute Wellen geben, und zweitens hatte Tom hier vor 22 Jahren nach seiner Ankunft in Australien die ersten Naechte verbracht (am Strand schlafend!). Tom wurde es auch gleich ein bisschen historisch zumute. Und auch die Wellen liessen uns nicht im Stich: eine schoene Brandung wirbelte einen Haufen Leute durcheinander. Wir beschlossen, Boogieboards auszuleihen. Das wurde dann allerdings eine halbe Odyssee, denn wir brauchten ewig, bis wir einen Laden fanden, der nicht nur verkaufte, sondern auch auslieh. Aber die Muehe wurde zehnfach belohnt, denn diese Wellen brauchten sich nicht hinter Hawaii zu verstecken! Wir waren super gluecklich und rauschten 1,5 Stunden durchs Wasser.

Die Aktion machte gut K.O., und wir strichen den naechsten Programmpunkt, welcher ein Besuch im Botanischen Garten (zu meiner grossen Verwirrung kam dieser Vorschlag sogar von Tom!) sein sollte. Wir hatten inzwischen auch 36 Grad im Schatten und das machte praktisch bewegungsunfaehig. Die Spanier wissen, was man bei solchen Temperaturen macht- eine Siesta! Halb vor uns hindaemmernd berieten wir nochmal die aktuelle Geschenksituation. Wir hatten naemlich noch nichts fuereinander, und es war schliesslich schon der 23.12. am spaeten Nachmittag. Irgendwie war es uns ploetzlich doch komisch, und so zogen wir schnell noch mal in die Stadt, allerdings nur, um die Geschaefte bereits geschlossen vorzufinden… Wir ueberlegten kurz, ob wir nun die Oeffnungszeiten am 24.12. nutzen sollten, aber da wollten wir viel lieber baden gehen, und so kam es, dass wir uns das erste Mal am 24. nichts, aber auch gar nichts, schenkten. Immerhin hatten wir uns ja schon Robbie als offizielles Geschenk gegoennt, aber wenn so etwas schon eine Weile her ist, fuehlt es sich auch nicht mehr wie ein richtiges Weihnachtsgeschenk an. Aber wir sind hier im Dauerabenteuer, und was soll man sich da noch gross irgendwelche Konsumgueter antun?! Zumal wir diese eh nur rumschleppen muessten…

Heiligabend - Ach das waren noch Zeiten, als man diesem Tag ueber Wochen entgegenfiebern konnte und sich nur einmal im Leben den ganzen Spass nahm, indem man schon vorher alle Geschenke bei den Eltern ausspioniert hatte. Hier dagegen: gleissende Sonne und Temperaturen, die langsam ueber die 30° Grenze kletterten. Ein normaler Tag in Perth begann, und wir bereiteten uns auf das „andere” Weihnachten vor. Eine kleine Enttaeuschung wurde uns am Morgen bereitet. Der Indische Ozean, der uns gestern noch die Superwellen beschert hatte, war heute fast spiegelglatt. So klemmten wir uns die Ausleihe der Bretter. Stattdessen fuhren wir wieder an die Cottesloe Beach.

Der Strand war gut gefuellt. Fuer viele Australier ist der 24. Dezember wirklich kein besonderer Tag. Das merkt man schon daran, dass die Geschaefte, wie an jedem Sonntag, bis 17 Uhr geoeffnet haben. Am Strand liefen dann auch keine Weihnachtsmaenner herum, sondern es wurde Beachlife as usual geboten - tobende Kinder, gockelnde Kerle und gickelnde Girls und Lifeguards, die bei diesem Wetter nun wirklich gar nichts zu tun hatten. Wir sprangen ins Wasser und froehnten dann der deutschen Baukunst, indem wir eine kleine Sandburg mit reichlich Muschelverzierung bauten. Wir freuten uns, als eine Familie sich auf unser Kunstwerk stuerzte, sobald wir fertig waren, und das ganze um ein paar Anbauten erweiterte.

Wir fuhren zu Guy und Anja, und um den ganzen Fest zumindest etwas weihnachtliche Stimmung zu verschaffen, bastelte ich mir selber eine riesige Portion Kartoffelsalat. Lavena legte sich auch wieder maechtig ins Zeug, und so wurden zwei weitere leckere Salate erstellt. Leider wurde die Stimmung ein wenig eingetruebt. Sowohl Jana als auch Anja hatten sich eine Magen- Darmgrippe eingefangen, die wohl gerade in Fremantle grassierte. So waren die beiden dem Klo naeher als einer gemuetlichen Weihnachtshektik. Ich bewunderte Anja, die ,obwohl selber heftig angeschlagen, noch immer fuer das Baby ein paar beruhigende Worte fand und dem armen Kind durch diese ungewohnte Situation half. Gegen Abend begann es dann aber beiden ein kleines bisschen besser zu gehen, und beim Geschenke auspacken guckte die Kleine schon wieder ganz lustig auf das Chaos, das ihr Bruder verbreitete.

Montag und wir sind schon wieder auf Achse. Schnell griffen wir dem Moechtegern Kuechenchef Guy noch ein wenig unter die Arme. Seine Aufgabe war naemlich die Zubereitung des Truthahns fuer das grosse Festmahl, das traditionell am 25. Dezember begangen wird. Guy machte zwar viel Wirbel und wollte die gesamte Kueche fuer sich haben, war dann am Ende jedoch ganz dankbar ueber die zahlreichen Tips von allen Seiten und mir wurde die Zubereitung der Fuellung fuer den Braten uebertragen. Am Ende wuerde er das ganze selbstverstaendlich als sein Meisterwerk verkaufen... Die Familie liess ihn gewaehren. Heute war auch der „echte” Geschenketag. Die Spannung war gross, wie Henrik nach dem gestrigen Superevent mit der Holzeisenbahn das Kinderfahrrad verkraften wuerde, das heute unter dem Weihnachtsbaum stehen wuerde. Doch aus dieser Freude wurde erst einmal nichts, denn in der Nacht hatte nun auch Henrik begonnen, sich fleissig zu uebergeben. Am fruehen Morgen war er dann schachmatt und wollte nur still im Bett liegen - sogar das Angebot auf Kinderfernsehen konnte ihn nicht mehr von seinem kleinen Kummer ablenken.

Wir fruehstueckten noch schnell ein paar arme Ritter und verabschiedeten uns dann von allen - wir hatten eine schoene Zeit hier in Westaustralien verbracht und das war zu allererst dieser lieben und lustigen Familie zu verdanken. Am Flugplatz rannte das ganze Personal, das sich die Weihnachtsschicht hatte ueberhalsen lassen, mit Weihnachtszipfelmuetzen oder Rentiergeweihen auf dem Kopf herum. Ueberall brandete einem das Merry Christmas entgegen. Wir waren gespannt, was uns Qantas wohl als Weihnachtsmahl in dem tatsaechlich fast komplett ausgebuchten Jumbo kredenzen wuerde. Die Enttaeuschung war dann mittelgross - kein leckerer Braten oder aehnliches, sondern nur die ueblichen Flugzeuggerichte. Immerhin gab es fuer alle eine grosses Schokoladeneis. Zumindest mich stimmte das ganz zufrieden - ich bin eben ziemlich einfach gluecklich zu machen.

Der Flug nach Sidney schafften wir in erstaunlich schnellen 4 Stunden, hier halfen wohl die Auslaeufer der beruehmten Roaring Fourtys mit, die uns Richtung Ostkueste schoben. Wieder einmal wurden wir um zwei Zeitzonen zurueckkatapultiert und so konnte wir gleich nach Ankunft und Einzug in unser Hotel mit der Suche nach einem Lokal fuer das Abendessen beginnen. Nun darf man aber den Ernst der Lage nicht unterschaetzen - der 25. Dezember verwandelte auch ein „Wir haben immer offen” Dienstleistungsland wie Australien in eine ebensolche Wueste. Letztendlich landeten wir in Chinatown, die direkt neben unserem Hotel liegt und assen beim Japaner unser Festessen. Katrin kaempfte schon den ganzen Nachmittag mit ihrem Magen, wie es aussah, hatte sie den Weihnachtsvirus unserer Gastgeber abgefangen - erstaunlich war nur die Geschwindigkeit, mit der es hier zur Sache ging. Im Hotel angekommen, dauerte es dann leider auch nicht mehr allzulange … Katrins erschoepfte Nachtruhe wurde durch gelegentliche stuermische Ausfluege ins Bad unterbrochen. Ich hoffte nur, dass sie nach ein paar Stunden damit durch sein wuerde.

Boxing Day oder zweiter Weihnachtsfeiertag. Boxing Day, weil nach frueherer britischer Tradition dies der Tag war, an dem es endlich die Geschenke gab. Die Geduld hat heute natuerlich keiner mehr und der Boxing Day ist zu einem Konsumhammer verkommen. Am Boxing day oeffnen die Geschaefte „endlich” wieder und beginnen mit einer Aktion, die mit unserem Winterschlussverkauf vergleichbar ist. Und zumindest hier in Sidney ging die Konsumrechung auf - die Strassen waren gefuellt, und Menschenmassen stuermten die Laeden . Teilweise mussten die Laeden den Zugang zu den Laeden reglementieren und es bildeten sich lange Schlangen vor den Laeden - crazy. Im Fernsehen wurde berichtet, dass der Umsatz gegenueber dem Vorjahr um ca. 5 Prozent angezogen hat.

Ich kann das alles bestaetigen, aber Katrin zog es vor, lieber auf dem Zimmer zu bleiben (inzwischen hatten sie leichtes Fieber) und die Virusinfektion auszuschlafen. So machte ich mich alleine auf die Socken und wollte eigentlich den Start des Segelrennens Sidney - Hobart beobachten. Ich liess diese Plaene bald fallen, denn auch ich merkte, dass ich mich wohl angesteckt hatte und begann, etwas auszubrueten. Das konnte ja heiter werden.

Also, von dem Start des Sidney - Hobart Rennens habe ich nicht mehr gesehen als ein paar Mastspitzen am fernen Horizont. Trotzdem ein paar Worte zu diesem angeblich oder wirklich haertesten Segelrennen der Welt. Inzwischen schaffen die Hochleistungsyachten die Strecke von gut 1.000 km in etwa 25 Stunden, allerdings nur, wenn das Wetter mitspielt. Die „Haerte” dieses Rennens erklaert sich naemlich zum grossen Teil aus den meist sehr rauhen Bedingungen auf dem Wasser. Vor 10 Jahren hat dieses Rennen ein furchtbares Ende genommen. Von den etwa 120 gestarteten Yachten kamen gerade einmal 45 in Hobart an, dem Rest spielte eine heftiges Sturmtief auf das Uebelste mit. Dabei waren zerfetzte Segel noch das kleinste Uebel. Mehrere Boote kenterten und einige verloren die Masten. Das ganze Abenteuer kostete 6 Menschenleben, und das Ueberraschenste an diesem Fiasko ist die Tatsache, dass ein Blick auf die Wetterbilder ausgereicht haette, um zu sehen, dass das alles nur schiefgehen konnte. Der ueberzogene sportliche Ehrgeiz und der fehlende Mut, die Boote zu warnen, ergaben zusammen die Mischung, die fast alle Yachten mit vollen Segeln in die Katastrophe segeln liess.

So sausten die Yachten nach Hobart, waehrend ich mich durch das sommerliche Sidney schleppte. Der Weg bis zum Sidney Opera House und den angrenzenden botanischen Garten zieht sich ganz schoen - belohnt wird man jedoch durch super Ansichten auf die Stadt. Das dachten sich dann wohl auch die anderen Touristen, und ich war ueberrascht, wieviele Leute tatsaechlich ueberall unterwegs waren. Bei der Oper angekommen schwanden meine Kraefte dann vollends dahin und ich war heilfroh ueber die Busverbindung, die mich zum Hotel zurueckbrachte. Katrin huetete weiter das Bett und ich beschloss, mich gleich dazu zu legen. Am Abend bekam ich dann leichtes Fieber, und gemeinsam daemmerten wir durch den Rest des Tages - was fuer ein Weihnachtsfest.

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