Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Montag, und wir waren etwas aufgeregt. Heute sollten endlich Bewi und Sandra zu uns stossen. Der erste „richtige” Kontakt mit der Heimat nach genau 8 Monaten unserer Reise. Welche Geschichten wuerden sie mitbringen? Wie wuerden wir selbst uns nach so langer weisamkeit in einer kleinen Reisegruppe fuehlen, in der man ploetzlich wieder Kompromisse eingehen muss? Klingt natuerlich unheilsschwerer als es war. Eigentlich freuten wir uns nur doll auf die beiden, und wir waren uns ziemlich sicher, dass das zwei gute Wochen werden wuerden.
Doch zunaechst liessen wir den Condor starten. Aha? Unser Leihwagen fuer die naechsten zwei Wochen ist naemlich ein Toyota Condor. Noch nie davon gehoert? Wir bis vor kurzem auch nicht. Das scheint eher eine Modellreihe fuer den afrikanischen Markt zu sein. Nachdem wir das gute Stueck in Suedafrika im Strassenverkehr entdeckt hatten, waren wir beruhigt - die Karre sieht zwar beknackt aus, etwa wie ein grosser Schuhkarton auf Raedern, hat aber ordentlich Platz fuer Gepaeck und scheint hier im uebrigen sehr beliebt zu sein, ein gutes Zeichen. Als Schmankerl hat das Auto eine „Black Box” an Bord, ein Fahrtenschreiber, der sowohl die Position als auch Geschwindigkeit permanent aufzeichnet. Man scheint hier schon heftige Auseinandersetzungen nach Verkehrsuebertretungen oder Unfaellen gehabt zu haben…
Gegen Mittag schaukelten wir zum etwa 40 km entfernten Flughafen. Ich fuhr unser Auto mit ziemlichem Muffengang, denn es war ziemlich hoch, und ich hatte ja schon einige Male versagt… Aber hurra! Ich freundete mich superschnell mit dem Auto an. Vielleicht ist ja nun meine Autohoehenmacke endlich auf dem Wege der Besserung, diesen mentalen Defekt waere ich gerne wieder los!
Warum ist der Flughafen eigentlich so weit weg? Die flache Landschaft des Hochplateaus, auf dem wir uns befinden, haette auch eine unmittelbare Naehe zu Windhoek erlaubt. Vielleicht wollte man ja nur fuer eine Einnahmequelle der Shuttlebusse und Taxis sorgen? Auf den Weg jedenfalls kreuzte ploetzlich eine Gruppe von ca. 20 Pavianen die Strasse. Wir waren ganz aus dem Haeuschen - endlich die ersten afrikanischen Tiere! Zur Sicherheit kurbelten wir erst mal die Fenster hoch, so wie man das in jedem Safaripark lernt. Die einheimischen Autofahrer waren natuerlich ueberhaupt nicht beeindruckt und rauschten mit 100 km/h an uns und den Affen vorbei.
Auf dem putzigen Flughafen war nicht viel los. Die Maschine aus Johannesburg war fuer Stunden die einzige, und relativ puenktlich flogen die beiden Maedels ein. Als ich Sandra und Bewi entdeckte, musste ich erst einmal ein paar Freudentraenen abdruecken... Wir fielen uns in die Arme, und sofort begann das Geschnatter. 8 Monate getrennt, da staut sich trotz Telefon und E-Mail einiges an.
Im Hotel wurden die Winterklamotten abgeworfen und der Pool okkupiert. Die gut 36 Grad waren bestimmt ein ordentlicher Schock fuer die Winterfluechtlinge, selbst uns Dauersommerfrischlern war es heiss. Waehrend die durchgeleierten Nachtflieger ein wenig Schlaf nachholten, begaben Tom und ich uns auf Internetsuche. Ja, und da sassen wir dann eine gute halbe Stunde fest fuer die Uebertragung eines Tagebuchseintrages, der normalerweise 2 Minuten braucht. Wenn das schon in der Hauptstadt so lange dauerte, wie wuerde das erst in der Wildnis werden?
Nachdem wir die beiden Frauen wieder aus dem Koma erweckt hatten, fuhren wir zum Abendessen in Joe's Beerhouse, einer genialen Kneipe in Dschungel-Safari-Anmutung, riesig und voll besetzt. Bewi und ich entschieden uns gleich mal fuer eine Verkostung der Tiere, die wir in Kuerze zu sehen hofften und bestellten einen Wildspiess mit Fleisch vom Zebra, Kudu, Krokodil und Strauss. Ich nahm noch eine Portion Sauerkraut dazu, hmmm! Und weiter ging's mit ausfuehrlichen Berichten, was so los war in den letzten Monaten.
Am Dienstag begann die Abenteuerreise. Nach 100 km war es mit der Asphaltstrasse vorbei, die naechsten 250 km ging es ueber Schotterstrassen verschiedenster Qualitaet. Ruettel-Schuettelei und eine moerderische Hitze bestimmten die naechsten Stunden. Endlose, trockene Landschaften zogen an uns vorbei, gelegentlich mal ein einsames Haus oder eine Lodge oder eine Ziegenherde, die ueber die Strasse trottete. Mitten im Nirgendwo befand sich auch unsere Lodge. Da wir wegen der Hitze frueh losgefahren waren, kamen wir schon um 12 Uhr an. Gluthitze! Wir waren ueberrascht, wie gross die Anlage war. Im Haupthaus mit Restaurant, Bar und Lounge war niemand zu sehen. Alles schien wie ausgestorben. Irgendwo lag ein Zettel mit meinem Namen und zwei Zimmerschluesseln herum, wir klauten diese einfach und fielen erst einmal in einen Hitzeschlaf.
Zur Wiederbelebung ging es in den Pool, welcher in unueberwindlichen 70 m Entfernung lag, so dass wir fast mit dem Auto hinfahren wollten. (Ehrlich gesagt sind Sandra und ich sogar kurz hingefahren, das war aber zu peinlich, so dass wir das Auto schnell wieder zurueckbrachten). Bevor wir in das eklig truebe Wasser sprangen, gab es aber noch eine Ueberraschung: Am Pool rekelte sich ganz gemuetlich eine junge Dame. Nein, niemand im Bikini, sondern Sissi, ein Gepardenmaedchen! Hilfe, Raubtier am Pool! Aber Sissi war ein normales, faules, halt etwas groesseres Kaetzchen, das sich gerne kraulen liess.
Der Pool belebte uns endgueltig wieder, ein gewisses Halbkoma waere allerdings wuenschenswert gewesen, denn es rueckte QVC-Thomas an. Das war der Hotelmanager, ein Typ aus Hamburg mit Vollmeise, denn er sprach ein derartig kuenstliches Verkaeuferdeutsch, als wuerde er einen Messersatz bei QVC verkaufen (daher erhielt er auch gleich seinen Ehrennamen von uns). Er hatte allerdings auch etwas von einem Moderator fuer Seniorenvolksmusiksendungen. Nachdem er uns eingeschlichene Geistergaeste ganz, ganz herzlich willkommen hiess, wurden uns die verschiedenen Unternehmungen angepriesen.
Die erste begann gleich eine Stunde spaeter. Jacobus fuhr uns (sowie ein deutsches Ehepaar) in einem offenen Safariwagen durchs Gelaende. Dieses war uebrigens ein kleiner Ausschnitt des erbaermlich winzigen Privatgrundstuecks der Lodgebesitzer, welches nur 17.000 Hektar gross ist… Jacobus vom Stamm der Sana (Zitat QVC-Thomas: „Er spricht auch Ihre Sprache!”) zeigte uns Springboecke, Kudus und Schakale (Zitat QVC-Thomas:„Also der Jacobus! Es ist unuebertroffen, was der alles entdeckt! Aber er ist halt hier aus der Gegend, der kennt sich so gut aus, ich koennte Ihnen keinen besseren Fuehrer wuenschen!”). Ausserdem wurden uns die Heil- bzw. Zerstoerungskraft der Pflanzen erklaert sowie die getrocknete „Scheissevon eine Art Wolf” gezeigt, welche „die Frauen, wenn die haben die Baby geliefert” gegeben wird.
Als kleine Ueberraschung hatte der QVC-Thomas uns noch die Anwesenheit von ein paar Giraffen verschwiegen, welche zur Freude der Touris angesiedelt worden waren. Wir rumpelten ueber drei Stunden ueber die Felder, und der kleine Sohn von Jacobus freute sich immer diebisch, wenn die komische blonde Frau (das war uebrigens ich) hinter ihm rumschrie, wenn das Auto in eine akute Schraeglage geriet (ich arbeite noch immer am Umfall-Syndrom, so schnell geht das alles eben nicht…). Kolonial-total fuehlten wir uns, als wir im Sonnenuntergang auf einem kleinen Huegel mit Rundblick auf die schoene Umgebung einen Gin-Tonic tranken.
Spaeter in der Lodge gab es ein Abendessen-Buffet, auch hier wurde Wild serviert und wir konnten gleich noch mal die soeben gesehenen Tiere verkosten. Als Kulturbeitrag durften die (natuerlich schwarzen) Kellner ein paar schraege Lieder und Taenze auffuehren, was eine willkommene Abwechslung zu den herrlichen Volksmusikmelodien bot.
Am Mittwoch war schon um 5 Uhr Abfahrt ins Duenengebiet von Sossusvlei. Nur in den Morgen- und Abendstunden kann man die Landschaft so richtig geniessen, denn das Licht und die flach stehende Sonne liefern dann die besten Motive und Schattenspiele. Erst einmal mussten wir auf die Schnelle 140 km durch die einsetzende Daemmerung zuruecklegen. Das herrliche Farbenspiel der Wuestenlandschaft vertrieb schnell die letzte Muedigkeit, und die Temperaturen waren mit knapp ueber 20° mehr als ertraeglich.
Nach ca. 60 km sollte der Abzweig in den Nationalpark kommen. Die Entfernungsangabe zusammen mit der uns nicht ganz eindeutig erscheinenden Landkarte bescherte uns allerdings Kopfzerbrechen. Nun waren wir schon ewig ueber diese Piste gezuckelt, der Abzweig war aber noch immer nicht aufgetaucht. Wie konnte das sein? Waren wir zu bloed, auf den 3 Pisten durch die Wueste den richtigen Abzweig zu finden? Wir waren wohl zu weit gefahren und hatten den Abzweig verpasst. Ich wendete das Auto, und gemeinsam wurde die Karte studiert. Wir beschlossen, doch noch „bis zum naechsten Berg” weiterzufahren. Zum Glueck die richtige Entscheidung, denn nach knapp einem Kilometer erreichten wir den Abzweig. Hilfe, beinahe waeren wir so kurz vorm Ziel in die falsche Richtung, naemlich zurueck, gezuckelt!
Im Ort Sesriem standen wir ploetzlich vor einem verschlossenen Tor. Das wird naemlich erst bei Sonnenaufgang geoffnet, heute also gegen 6:15 Uhr. Das war genau eine Minute nach unserer Ankunft, perfektes Timing! Man entrichtet den Eintritt und landet unerwartet auf einer asphaltierten Strasse, die einen die naechsten 72 km durch eine weite Ebene, die links und rechts durch immer hoeher aufragende Sandduenen begrenzt wird, fuehrt. Auf einem der Parkplaetze sahen wir eine kleine Touristengruppe gebannt auf den Boden starren und mit gezuecktem Fotoapparat irgendetwas verfolgen. Eine nur etwa 30 cm lange Wuestenschlange wand sich unter dem Klicken der Kameras mit seitlichen schlaengelbewegungen in Richtung eines rettenden Busches.
Die Schlange sah wegen ihrer Groesse nicht sehr furchterregend aus, es wurde jedoch erklaert, dass dieses Tierchen sehr giftig ist. Ganz verrueckt war es, als die kleine Schlange, deren Hautzeichnung eine wunderbare Tarnung lieferte, sich binnen Sekunden in den Wuestensand eingrub, bis nur noch der winzige Kopf aus dem Sand lugte. Herzlichen Glueckwunsch, wie sollte man vermeiden, auf so ein getarntes Tier einfach draufzulatschen? Ich hoffte nur, dass die Geschichte stimmt, dass Schlangen normalerweise Reissaus nehmen, wenn man sich ihnen naehert.
Die letzten 5 km der Strecke zum Sossusvlei kann man nur mit Allradantrieb befahren. Wir machten uns also zu Fuss auf. Nach einem Kilometer entschieden wir uns, eine Duene zu besteigen, deren Grat entlang wir zwei winzige Leute hochstapfen sahen. So entging uns eine Seltsamkeit dieser Landschaft, naemlich der ausgetrocknete See (das Vlei im Namen Sossusvlei, wobei Sossus fuer Wasser steht), der nur alle Jubeljahre mal mit Wasser gefuellt wird. Voraussetzungen dafuer ist, dass es ein paar hundert Kilometer weiter in den Bergen im Landesinneren ausgiebig regnet. Dann fuellt sich das Flussbett eines Wuestenflusses, der hier inmitten des Duenenmeeres endet.
Dafuer konnten wir unsere Energie bei der Besteigung der Duene verballern, die sich ca. 250 m ueber das Niveau der Ebene erhebt. Der Anblick dieser Sandberge beeindruckte mich zutiefst. Der sichelfoermige Grat, den wir entlangwanderten, strahlte eine unglaubliche Aesthetik aus. Allerdings wird einem auch sehr schnell bewusst, warum es mindestens 200 Filme ueber verdurstende Menschen in der Wueste gibt. Wohin wir auch blickten: ein Sandmeer, ueber dem die fruehe Morgensonne bereits begann, das Gebiet in einen Backofen zu verwandeln. Der Sand auf der Duenenkante war an einigen Stellen fast hart, aber meistens so, wie man sich die Wueste vorstellt - einen Schritt vor, zwei zurueck. Der Weg auf die Kuppe der Duene floesst einem ziemlichen Respekt ein. Nach den ersten 100 Hoehenmetern faengt man dann an, an seinem Verstand zu zweifeln- wer zwingt mich denn hier nun wieder hoch? Der Ego und die Gruppendynamik half uns aber allen ueber die ueblen Anstiege hinweg. Mit ein paar Pausen und viel Wasser sassen wir eine Stunde spaeter tatsaechlich auf der Spitze der Duene und konnten, nachdem wir Katrin schon wieder bergab geschickt hatten, die unglaubliche Weite der Landschaft in Ruhe geniessen. Hallo! So eine Unverschaemtheit! Schliesslich hatte ich eine Stunde lang akute Atemnot und daher ziemlichen Redestillstand, das wird man doch mal ausgleichen duerfen, nachdem man es geschafft hat!
Mit haengender Zunge und ausreichend verschwitzt erreichten wir das Auto und machten uns wieder aus dem Staub. Im wahrsten Sinne des Wortes, wir kippten zunaechst ein Kilo Sand aus jedem Schuh... In der prallen Mittagssonne mussten wir 140 km zu unserer Lodge zurueckruckeln. Vollkommen erschossen war dann sogar der Weg zum Pool zu weit. Eine schnelle Dusche half genauso gut, das Gemisch aus Schweiss und rotem Sand von der Haut zu bekommen. Das Mittagsschlaefchen zur Siestazeit endete so, wie solche Ruhephasen immer enden. Man wird scheinbar wach, weiss trotzdem nicht, wo man eigentlich ist und fuehlt sich wie im Delirium. Ein probates Gegenmittel war der Sprung in den wirklich kuehlen Pool, von dem wir uns die naechsten Stunden nicht mehr wegbewegten.
Gepard Sissi sorgte am Pool noch fuer eine kleine Einlage. Sie streunte herum und wollte ueber die Mauer springen, schaffte dies aber irgendwie nicht. Als sie dann auf unserem Tisch stand, war das der ideale Zeitpunkt fuer ein paar Bilder von „Katrin mit Raubtier”, allerdings war ich ueberrascht, wie uebel diese kleine Katze stank. Ploetzlich wurde klar, warum: Das kleine Stinktier hatte waehrend des Modelshootings auf den Tisch geschissen!
Vor dem Abendessen besuchten wir noch Sissis Eltern im Raubtiergehege (was man sich so haelt als Lodgebesitzer), dort wohnten auch Lisa, die Leopardin, und zwei Luchse. Ein Leopard kann eine Beute von bis zu 300 kg auf einen Baum hinaufschleppen, um sie in Ruhe zu verzehren! Zu den Geparden und Luchsen durfte man direkt hinein, man sollte nur in der Gruppe bleiben. Diese Katzen fluechten normalerweise vor dem Menschen, man darf sich nur niemals hinhocken, dann halten sie einen vielleicht doch fuer's Abendbrot. Abends spielten wir eine Runde Romme, welche sich auf Grund unser Bergsteigereinlage und des fruehen Aufstehens (und weil Tom nicht gewann) bald aufloeste.
Als bereits erfahrene Wuestenfuechse begannen wir auch den Donnerstag etwas frueher. In den Morgenstunden pendelte die Temperatur um ertraegliche 26°. Wir brausten auf der Schotterpiste die 70 km bis Sesriem. Gleich hinter unserer Lodge ueberholten wir einen Reisebus, der einen Wildunfall hatte. Ein etwa hirschgrosser Kudubulle lag erledigt neben der Strasse. Die Vorderseite des Busses war ein Schlachtfeld, der Kuehler im Eimer und die Windschutzscheibe zertruemmert. Die Teilnehmer der Bustour wurden von dem Personal der Lodge in Ersatzfahrzeugen zu den Duenen gekarrt (bestimmt wieder Organisationsstress fuer den armen QVC-Thomas). Vor Wildunfaellen wird in jedem Reisefuehrer gewarnt, sie sind eine der haeufigsten Unfallursachen in Namibia.
In Sesriem besuchten wir den Sesriem Canyon, der sich bis zu 30 m tief in die Ebene hineingefressen hat und nur alle paar Jahre einmal Wasser fuehrt. Im ausgetrockneten Flussbett kann man den Canyon ein gutes Stueck entlangwandern; wir waren fasziniert von den steilen Waenden, den Hoehlen und den gruenen Pflanzen, die hier ueberleben koennen, obwohl sie nur gelegentlich Wasser abbekommen. In einem Seitenarm des Canyonsystems fand sich tatsaechlich ein kleines Wasserloch, das viele Voegel anzieht. Gegen 10 Uhr begann schon wieder die taegliche Hitzewelle, worauf wir schnell ins Auto fluechteten und uns auf den Weg machten.
Laeppische 320 km spaeter kamen wir in Swakopmund am Meer an. Davor quaelten wir uns ueber die Pisten, die eigentlich in ziemlich guten Zustand sind, bei denen man aber selten schneller als 80 km/h fahren kann und permanent auf der Hut sein muss, dass man nicht doch in einen sandigen Abschnitt geraet oder in einer Kiesspur die Richtung verliert. Die Landschaft war faszinierend karg, in Kombination mit der grossen Hitze und der Laenge der Strecke geraet man allerdings in ein gewisses Halbdelirium. Um so gluecklicher waren wir alle, als wir endlich das Meer und unser neues Zuhause fuer die naechsten drei Tage in Swakopmund erreichten.
Die Frauengruppe war noch voller Elan, animiert von der schoenen Wohnung mit kleiner Kueche, und brach gleich in Richtung Supermarkt auf, um fuers Abendessen einzukaufen. Ich besorgte Badehandtuecher und musste mal wieder feststellen, dass es auch hier keinen Internetzugang gibt. Das wird wohl in den naechsten Wochen schwierig mit aktuellen Tagebuchgeschichten und Bildern! Wir versuchen unser bestes, koennen aber fuer nichts mehr garantieren. Naja, nach so einem langen Tagebucheintrag tut ja eine Erholungspause ganz gut...
In Erwartung des beruechtigt eiskalten Meeres gingen wir die 20 m von unserem Hotel zum Strand, der hier leider etwas steinig ist. Ein Lodgemitarbeiter meinte, das Wasser waere „auf jeden Fall unter 20 ° und eine Herausforderung”. Aber mit ein wenig Mut kamen wir schnell ins Wasser, und die Kaelte fuehlten wir eigentlich erst, nachdem wir wieder in der Wohnung angekommen waren. Nach Wueste und Hitze war diese Abkuehlung mehr als willkommen. Baden im Meer Anfang Januar kann ja auch ruhig mal mit kaltem Wasser verbunden sein! Ich hatte so meine Problemchen in der Ueberwindung der Steine (habe halt so zarte Fuesse), und waehrend ich noch rumzickte, wurde mir eine tote Robbe vor die Nase gespuelt, was mir das Baden endgueltig verekelte. Schon die zweite tote Robbe (die andere war das tote Robbenbaby in Neuseeland), langsam reicht's!
Nach dem Abendessen starteten wir noch eine Romme Runde, bei der ich maessig erfolgreich auf mein Kartenglueck hoffte. Immerhin hielt ich bis 23 Uhr durch, ohne dass ich am Tisch einschlief. Der Tag hatte doch ganz schoen Energie gekostet, das Fahren auf diesen Pisten erforderte volle Konzentration. Katrin hielt wie immer laenger durch, bewundernswert, dachte ich noch, bevor ich vom Meeresrauschen ins Traumland weggerissen wurde.