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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Oshakati - Windhoek] Datum [05.02.07-08.02.07] Reisetag [274 - 277] Temp. [ca.30]
84. Abschied in Sicht

Montag, alle Geschaefte waren wieder offen, so konnten wir uns gleich um den platten Reifen kuemmern. Waehrend Katrin sich den Marktplatz in Oshakati anschaute, wurde ich gleich an der ersten Ecke bei einem Eingaragenreifenservice fuendig. Ob man den Reifen noch reparieren koenne? Ein kurzer Blick auf den Reifen genuegte zu einem eindeutigen Ja. Ich war zwar noch immer leicht unsicher, weil man hier vermutlich alles noch repariert, wenn es nicht in Fetzen zerborsten ist, jedoch der Reparaturpreis von 27 NAD (ca. 3 Eur) ueberzeugte mich. Der eingefahrene Nagel war dann gar keiner, sondern eine 8 Zentimeter lange Schraube! Das Loch wurde gestopft und von innen so etwas wie ein Reifenflicken aufgeklebt. Das sah nicht so schlecht aus, und der Reifenmensch wirkte auch nicht so, als ob er das das erste Mal macht. Die Dichtheit wurde in einem grossen Wasserbecken geprueft, das Auswuchten fiel dann aber dem superguenstigen Preis zum Opfer. Ist auch egal, fuer einen Ersatzreifen reicht es noch allemal.

Ich hatte derweil viel Spass auf dem Markt, welcher fuer die Einheimischen stattfand und nicht fuer die Touris. Es gab jede Menge Hirse und die dazugehoerigen Zerkleinerungsinstrumente, ein paar Lebensmittel und relativ wenig Nippes. Besonders toll war die Fleischecke. Natuerlich ohne Kuehlung, aber das kennt ja jeder Tunesienreisende. Beinahe haette ich ueber einen schwarzbefellten Rinderkopf steigen muessen, der mitten auf dem Gang lag (!), und waehrend ich noch darueber staunte und ich mich langsam rueckwaerts bewegte, waere ich dann fast ueber 4 Rinderfuesse inklusive Hufe gestolpert. Was fuer in Gruselkabinett! Es ist ja nicht so, dass ich kein Fleisch esse, aber in geschmackvolle Steaks geschnitten machen sie einen ganz anderen Eindruck…

Wieder vollstaendig ausgeruestet rollten wir weiter. Die Fahrt durch das sogenannte Ovamboland war sehr interessant. In dieser dichtbesiedelten Gegend wohnen 50% aller Namibier, und man fuhr praktisch permanent an kleinen Siedlungen oder auch traditionellen Krals vorbei. Jede Menge Kuehe standen links und rechts an der Strasse, und immer wieder mussten wir anhalten, um einen kleine Ziegenherde ueber die Strasse zu lassen. Ganz heiss waren jedoch die vielen kleinen Bars, die es in jedem noch so winzigen Oertchen gab. Sie bestanden aus Betonkaesten, die etwas groesser als eine Garage waren und trugen die herrlichsten Namen, welche von „Push it Bar” bis „Acapulco Beach Bar” (und das fern ab von irgendwelchen Gewaessern) reichten. Es war eine schoene Beschaeftigung waehrend der Fahrt, diese irrwitzigen Namen zu studieren. Auf jeden Fall droehnte aus den Bars schon am hellerlichten Vormittag eine ohrenbetoerende Musik heraus.

In der Naehe von Ondangwa sollte es eine alte Missionsstation geben, die von Finnen gegruendet worden war und jetzt als Museum mit zugehoerigem Dorf der „Wilden” ausgebaut war. Nachdem wir schon wieder fast eine halbe Stunde durch den Ort geirrt waren, gaben wir diesmal die Suche auf. So religioes sind wir beide dann doch nicht, um hier extra Kopfstaende zu machen. 10 km nach dem Ort tauchte ploetzlich doch der richtige Abzweig auf. Wir waren ueberrascht, denn unsere eigentlich gute Strassenkarte war hier offensichtlich falsch. Erfasst vom ploetzlich wiedererwachten religioesen Eifer und das ganze als Gottes Fuegung betrachtend standen wir kurze Zeit spaeter in dem alten Missionshaus. Die Anlage der Mission war wenig spektakulaer, das Museum jedoch strahlte einen gewissen Charme aus.

Besonders interessant war die enge Verbundenheit mit Finnland, die im Museum gerne und oft betont wurde. Die Existenz des Museum schien im wesentlichen auf diese Voelkerfreundschaft zurueckzufuehren zu sein und war somit von der Ausstattung und den Exponaten auf dem Stand der Eroeffnung 1995 eingefroren. Die leicht verblichenen Bilder ueber die Eroeffnung zeigten jedenfalls die finnische Koenigin (ich haette nicht zu sagen gewusst, dass Finnland eine Monarchie ist) (stimmt ja auch nicht, sie wurde als First Lady bezeichnet!), die hier freudig und mit grossem Brambram empfangen wurde. Wir streiften noch einmal eine schnelle Runde durch das nachgebaute Ovambodoerfchen und fanden ein Kleinod fuer die richtig Abenteuerlustigen. Man kann hier in drei originalen Ovambo Huetten tatsaechlich uebernachten! Als Konzession an westliche Lebensgewohnheiten gibt es immerhin ein Bettgestell. Zur Kroenung wird man noch mit traditionellem Essen versorgt, das gleich nebenan gekocht wird. Die Anlage sah jedoch nicht so aus, als wuerden sich die Touristen um diesen Huettenzauber kloppen. Das waere auch sehr seltsam, Ovambohuetten! Das einzige, was man da hat, ist ein Regenschutz, aber das ist auch alles. Echt nur was fuer die ganz Harten.

Mal wieder fuhren wir in den Etosha Nationaplark ein, diesmal aus nordwestlicher Richtung kommend. Wir waren erneut ueberrascht, wie unglaublich flach dieses Gebiet ist, dafuer war es gegenueber unserem letzten Besuch schon um einiges gruener. Wir rollten an den obligatorischen, neugierigen „ich stell mich neben die Strasse” Giraffen vorbei und kurz vor dem Hauptort Namutoni am Osteingang des Parkes bekamen wir noch ein paar Elefanten zu Gesicht. Wir waren happy, denn in der Regenzeit und besonders im oestlichen Parkbereich sind Tiersichtungen nicht gar so haeufig, hier gibt es an vielen, auch abgelegeneren Orten genug Wasser, so dass die Tiere nicht unbedingt an die erschlossenen Wasserloecher kommen muessen. In Namutoni kann man sich wieder in der staatlich gefuehrten Ferienanlage einmieten. Die Besichtigung der Bungalows war ein grosses Ahaerlebnis, sowohl die Anlage als auch der Bungalow selbst waren uns aus unserem Besuch an der Suedseite des Parks bekannt. Fast erwarteten wir, dass Sandra und Bewi um die Ecke kommen wuerden.

Mangels ueberzeugendem Tierreichtum am Wasserloch kratzten wir schnell die Kurve. Vor dem Parkeingang muesste was besseres zu finden sein. Wir landeten in der Mokuti Lodge, nur zwei km vom Eingang entfernt und eher eine grosse Ferienanlage als eine kleine, einfache Lodge. Nachdem sich Katrin wieder als gnadenlose Verhandlerin erwies, landeten wir in einem Luxusbungalow, fast der gesamte Rest der 110 (!) Bungalows war ausgebucht. Wir stuerzten uns in unseren neuerlichen Luxus und in den wirklich riesigen Pool. Es hatte uns mal wieder echt hart getroffen… Wir nahmen uns sogar vor, hier mal wieder Tennis zu spielen, dieses Vorhaben fiel dann aber dem abendlichen leichten Regen zum Opfer. Was Tom sich immer so heimlich vornimmt! Also auch ohne Regen haetten wir garantiert kein Tennis gespielt, denn wer ist schon so verrueckt und spielt bei 30 Grad und drueber so ein anstrengendes Spiel?

In unserem Zimmer gab es noch eine Riesenueberraschung, wir konnten ARD empfangen!! Wir guckten gleich 3x Tagesschau und freuten uns wirklich. Das Highlight des Tages waren gerade die erschossenen Chinesen in Sittensen, das war es, was von unserer Momentaufnahme der deutschen, aktuellen Geschehnisse blieb. Es war allerdings echt gemein, dass wir genau einen Tag nach dem Handballendspiel an diese Fernsehquelle gekommen sind, das waere ja zu schoen gewesen. Spaet abends sah ich noch einen Programmhinweis, der fuer den naechsten Tag den zeitlichen Rahmen absteckte: Um 14.05 Uhr gab es Biathlon-WM!

Imerhin blieb uns noch der Dienstagvormittag fuer eine kleine Stippvisite im Etosha Park. Wir fuhren eine grosse Runde um die Fischerpfanne, das ist ein riesiger See, der bei Regen etwa kniehoch mit Wasser bedeckt ist und damit mehreren hunderttausend Flamingos beste Brutbedingungen schafft. Allein: es hatte noch nicht geregnet, die Fischerpfanne war komplett trocken und daher kein einziger Flamingo zu sehen. Echt schade. So gab es das uebliche, allerdings ohne Elefant oder Loewen. Das tierische Highlight waren drei Warzenschweine, eines davon ein Ferkel (heisst das Warzenferkel?), die auf ihre putzige Art mit steil nach oben ragenden Schwanz vor uns davonrannten. Wir nahmen es gelassen, wartet doch schon die Tierwelt Suedafrikas auf uns, und da ist es gar nicht so schlecht, wenn man schoen „ungesaettigt” bleibt.

Am Nachmittag lagen wir in Afrika auf dem Bett und schauten Biathlon im europaeischen Schnee. Das wird wohl unser einziges Rennen fuer dieses Jahr bleiben, sehr seltsam, wo wir in unserem normalen Leben kaum einen Lauf versaeumt hatten (zumindestens an den Wochenenden). Um so wertvoller waren diese 1,5 Stunden. Abends schalteten wir allerdings doch wieder um und ab, denn es gab nur irgendwelche doofen Dauerserien. Dafuer schlugen wir uns mal wieder den Wanst am leckeren Bueffet voll, allerdings mit leichter Reue, denn Namibia ist nicht gerade das Figurerhaltungsparadies. Es gibt oft Bueffets, wodurch man meistens mehr isst, als man will, man sitzt oft im Auto, und durch die Hitze mag man sich sowieso nicht besonders viel bewegen.

Voller Elan zogen wir am Mittwoch in Richtung Sueden. Unser Ziel war der Waterberg Nationalpark in der Naehe des Ortes Otjiwarongo. Dieser riesige Tafelberg versprach unter anderem ein paar Wanderwege, sogar mit einem kleinen Hoehenunterschied. Die Landschaft sauste an uns vorbei, der Ort Tsumeb auf dem Weg fiel uns vor allem durch seine Ordentlichkeit auf, hier schien einiges an Geld haengen zu bleiben, und der Reichtum der zahlreichen Minen in der Umgebung strahlte auch auf die viertgoesste Stadt Namibias ab. Schon der Sparmarkt, in dem wir Reiseprovinat kauften, ueberraschte durch sein ungewoehnlich grosses Angebot. Ansonsten passierte nicht viel auf der Strecke, und die ersten 380 km waren ziemlich schnell erledigt.

Hinter Otjiwarongo bogen wir in Richtung Waterberg ab. Von hier an verdaddelten wir die naechsten zwei Stunden und weitere 140 km mit der Suche nach einer Unterkunft. Das staatliche gefuehrte Nationalparkcamp direkt am Fuss des Waterbergplateaus hatte zwar eine landschaftlich reizvolle Lage, doch der uns angebotene Bungalow strahlte wieder den uns schon bekannt vorkommenden Ferienheimcharme aus. Hier wollten wir heute nicht bleiben, die unverrueckbaren, getrennten Betten an den entgegengesetzten Waenden festigten unseren Entschluss. Weiter ging es zu einer 8 km entfernten Wilderness Lodge, deren Zufahrt dem Namen alle Ehre machte. So mussten wir von der Piste aus nochmals 20 min fahren, bis wir endlich vor der Rezeption standen. Katrin freute sich schon halb ueber den Preis, denn in den umgerechnet 100 Euro sollten hierin die komplette Verpflegung und eine gefuehrte Wanderung auf den Tafelberg enthalten sein. Es stellte sich dann aber heraus, dass der Preis pro Person gemeint waren, und wir machten auf dem Absatz kehrt.

Im Reisefuehrer wurde eine weitere interessant klingende Lodge erwaehnt, bei der man sogar Nashoerner zu Gesicht bekommen sollte. Da wollten wir nun hin, mussten dazu aber zunaechst komplett zurueck bis zur Hauptstrasse. Zwanzig Kilometer weiter suedlich standen wir dann vor verschlossenem Tor. Der Anruf bei der Lodge war nicht sehr ergiebig, denn die Frau am anderen Ende verstand kaum Englisch. Unter Katrins Zuhilfenahme einiger ausgedachter Worte in Pseudoafrikaans bekamen wir dann heraus, dass die Lodge zwar theoretisch geoeffnet ist, sogar Zimmer frei waeren, der Manager aber im Ort ist, niemand einen Schluessel fuer das Tor hat (! - Gefangenenlager?) und wann der Manager zurueckkaeme, wusste man nicht.

Schweren Herzens fuhren wir wieder fast 40 km zurueck und fanden endlich eine Lodge, die preislich guenstig war und deren Zimmer fuer unsere Ansprueche ausreichten. Das hoert sich ja so an, als ob wir extrem anspruchsvoll seien… Nee, nee, dieses Zimmer war megaeinfach und ein bisschen abgegessen, aber in Kombination mit dem Preis war es OK. Wir finden es immer schlecht, wenn man fuer ein maessiges Zimmer einen unverschaemten Preis will, aber wenn der Preis angemessen ist, koennen wir auch gerne mal schoen einfach uebernachten. Der Mix ist eigentlich gerade spannend. Inzwischen war es fast 17 Uhr geworden, und wir schlugen die Zeit bis zum Abendessen tot. Ich freute mich ueber den Luxus einer Badewanne, waehrend Katrin sich der nun doch ueber 500 km, die wir gefahren waren, mit einem Nickerchen entledigte. Die daemliche Sucherei hatte uns beide ziemlich genervt! 140 km fuer eine Uebernachtung! Das Abendessen war OK, und immerhin schafften wir es noch, ein paar Bilder fuer das Internet zu beschriften.

Am Donnerstag erreichten wir erneut Windhoek. Die Einfahrt in die Stadt ist uns inzwischen fast heimatlich vertraut geworden, und als wir das Vondelhof Guesthouse ansteuerten, war es beinahe so, wie zu Hause anzukommen. Nee, Mama, ganz bestimmt nicht! Zuhause ist anders und viiiel schoener! Fuer unsere Verhaeltnisse ziemlich sofort fuhren wir ins Stadtzentrum, um ein paar Medikamente zu kaufen, um Katrins Klimaanlagen- Husten den Garaus zu machen. Gleich auf der Hauptstrasse fand sich auch ein Friseur. Obwohl auch ich mal wieder faellig waere, stuerzte sich nur Katrin in das Haarschneideabenteuer.

Das Art und Craft Center in Windhoek ist eine riesige Ansammlung von Souvernirlaeden und -werkstaetten in einem alten Brauereigebaeude. Hier muss man entweder ganz stark sein, oder man ist mit Sicherheit um ein paar hundert NAD aermer. Die angebotenen Schnitzereien, Webarbeiten, Schmuckarbeiten, Kunstfotos, Kleidung etc. waren von hoher Qualitaet und kamen nicht nur aus Namibia, sondern auch aus angrenzenden afrikanischen Laendern. Wir waren natuerlich nicht stark und erstanden eine kleine Gussfigur und zwei Stoffdrucke, nach denen wir schon lange gesucht hatten. Im Kunstcenter konnte man auch gleich sehr oekologisch angebautes Essen zu sich nehmen, das trotzdem gut schmeckte.

So gestaerkt brachen wir zur naechsten Reise-Grosstat auf: Waschtag war dringend angesagt. Ueber die letzten Tage hatten wir uns schon immer mit der kleinen Handwaesche im Waschbecken der Lodges gerettet. Diesmal war Katrin dran mit dem Ausharren vor der Waschmaschine und dem viel zeitaufwaendigeren Waeschetrockner. Waehrendessen war fuer mich nachmittaegliche Freizeit angesagt. Letztendlich kam auch an diesem letzten Tag in Windhoek alles wie immer. Von den wenigen Touristenattraktionen der Stadt sahen wir uns nichts an, keines der immerhin zahlreichen und eigentlich fuer jeden Geschmack vorhandenen Museen durfte uns als interessierten Besucher begruessen. Ja ja, hatte ich das nicht gleich gewusst?

Stattdessen stuerzten wir uns am Swimmingpool auf einen etwas aelteren Spiegel (Dez 2006) und sahen zu, wie sich ueber Windhoek ein Gewitter zusammenbraute. Unser namibisches Abschiedsessen war dann indisch, wir waren sehr beglueckt ueber diese willkommene Abwechslung. Nach mehreren Wochen Salat essen oder der Auswahl aus mehreren Fleischsorten mit Pommes fuehlten wir uns im kulinarischen Paradies. Selbstverstaendlich waehlten wir unsere Gerichte in der Variante „scharf ”, woraufhin wir mal wieder mit Schweissperlen auf der Stirn belohnt wurden. Die Abendbeschaeftigung drehte sich um die naechsten Reisetage. Eine Unterkunft in Port Elizabeth musste noch her, und ausserdem brauchten wir noch einen Mietwagen fuer die kommenden zwei Wochen mit Lili und Peter (Katrins Eltern, die wir am Sonntag in Port Elizabeth in Empfang nehmen werden). Den Mietwagen, einen grossen Allrad Wagen haben wir bei National zu verdaechtig guenstigen Konditionen geschossen. Mal sehen, was wir da tatsaechlich bekommen werden.

Namibia ein Reisetraum? Es kommt darauf an, was man sich von einer Reise nach Namibia erwartet. Fuer Easy Going Urlauber ist dieses Land wohl kaum die richtige Kost. Allein die grossen Entfernungen, meist ueber gute, aber dennoch anstrengende Pisten, lassen einem schnell den einfachen „Mal gucken Urlaub” vergehen. Sicherlich wird man in Deutschland auch Pauschalreisen buchen koennen, die dieses Manko umgehen, indem man von einer Attraktion zur naechsten mit kleinen Flugzeugen fliegt. Das wird dann aber mit Sicherheit an die Uebernachtung in „gehobenen” Lodgen gebunden sein und damit fuer viele unbezahlbar. Und einen sonnigen Badeurlaub mit eingesprenkelter Attraktion in Hotelnaehe sollte man hier auch nicht verbringen wollen. Das ist von Anbeginn eine Totgeburt. Es fehlt die dafuer verlockende Kueste und die entsprechende Infrastruktur. Wer sich doch ins Wasser wagen will, wird mit erfrischender Kaelte belohnt.

Mir hat das Land auf Anhieb gefallen, obwohl ich im Vorfeld gegenueber „Afrika” etwas skeptisch eingestellt war. Zutief waren in meinem Kopf die Bilder von unterdrueckten Schwarzen in der Zeit der Apartheit eingegraben, die auch hier in Namibia durchaus seine Spuren hinterlassen hat. Lange genug haben die Suedafrikaner hier als Besatzer ihr Unwesen getrieben. Und dann noch die Bilder in unseren Nachrichten von elendig hungernden Menschen, von bitterer Armut, von mordenden Guerilliakaempfern, die durch eh schon verwuestete Landstriche ziehen und sich an Genoziden unbeschreiblichen Ausmasses beteiligen. Bilder und Berichte von Korruption und gerne auch vollkommener Unfaehigkeit, sich modernen Lebenssituationen zu stellen. Das Schreckgespenst Aids, dass es z.B. in dem bitterarmen und eh schon geschlagenen Land Botswana geschafft hat, die durchschnittliche Lebenserwartung auf knapp 33 Jahre zu druecken.. So geistig vorbelastet war ich also in „Afrika” angekommen.

Nun ist es Unfug zu glauben, dass Namibia Afrika repraesentiert. Das ist so unsinnig wie von den Lebensgewohnheiten und Lebensbedingungen Griechenlands auf das Leben in Europa zurueckschliessen zu wollen. Will sagen: Namibia ist mit Sicherheit nicht Afrika, es ist ein afrikanisches Land, das mit vielen der oben genannten Probleme und Berichte, die in meinem Kopf herumschwirrten, mal in irgendeiner Form in Beruehrung kam. Nicht mehr und nicht weniger. Das Reisen in diesem Land ist fuer einen halbwegs reiseerprobten Zeitgenossen ueberhaupt kein Problem. Man sollte sich nicht auf eine Form von oeffentlichen Nahverkehr oder Fernverkehr verlassen, dieser existiert naemlich nicht. Also ist die Automiete ein Muss, aber ueberhaupt kein Problem. Aus unserer Sicht sollte man die Miete bei einem der groesseren Anbieter ueber das Internet direkt ueber die namibischen Webseiten bewerkstelligen. Das liefert die guenstigsten Angebote.

Bei der Auswahl des Fahrzeuges muss man sich nicht unbedingt gleich auf ein Allrad Fahrzeug stuerzen, bloss weil man sich im Land zum groessten Teil auf Pisten bewegt. Es ist erstaunlich, wohin man bei vernuenftiger Fahrweise mit einem „normalen” Auto kommt. Das 4x4 Auto sollten sich die schnappen, die es wirklich darauf anlegen, in die wilde Pampa zu fahren. Dazu gehoert dann aber auch gleich die entsprechende Zusatzausruestung, und man sollte gerne campen wollen. Das Finden einer Unterkunft stellte fuer uns die ganze Zeit ueberhaupt kein Problem dar. Zumindest in der Nebensaison (unser Winter) findet man in jedem Ort prima Unterkuenfte und beim Preis kann man dann auch noch nach Lust und Kaltschnaeuzigkeit verhandeln. Das Preisgefuege der Unterkuenfte ist ein Thema fuer sich. Je abgelegener die Lodge, desto hemmungsloser wird meist an der Preisschraube gedreht. Nicht immer bedeutet dabei ein hoher Preis eine unbedingt bessere Qualitaet. Wir bewegten uns auf einem Preisniveau zwischen 60 und 120 Euro pro Doppelzimmer pro Nacht und waren damit fast ausnahmslos gut bedient. Wer will, kann hier jedoch auch schnell 200 oder 300 Euro pro Nacht loswerden. Am besten bewaffnet man sich mit einem der Unterkunftsverzeichnisse, die an vielen Orten umsonst erhaeltlich sind.

Mit vielen Drumherum lege ich Namibia also dem Individualreisenden ans Herz. Belohnt wird man mit einem unglaublich „direkten” Natur- und Kulturerlebnis. Die Kargheit und Trockenheit ist gleichzeitig die groesste Staerke und Faszination des Landes. Die Fahrt durch die Duenenlandschaft des Sossusvlei mit dem Aufsteig in der beginnenden Tageshitze auf eine der Duenen, der Blick ueber die gigantischen Duenen bis an den Horizont, die Stille, die Farben des Sandes - ein Erlebnis, das sich tief in mein Gedaechtnis eingebrannt und ein Gefuehl von Ehrfurcht vor dieser Welt erzeugt hat. Oder das fuer mich absolute Highlight dieser fuenf Wochen in Namibia: der Sonnenuntergang im Etosha Park, auf der Bank sitzen, das Treiben am Wasserloch beobachten. Am Horizont taucht dann gegen die Sonne dieser Schatten auf, aus der Staubwolke wird mehr und mehr ein maechtiger Elefant. Das Auge scheint sich an das gelbe Gegenlicht zu gewoehnen, da erscheint noch so ein Schatten und noch einer.. Ein Schauer kroch mir ueber den Ruecken, ich war hin und hergerissen zwischen hektischem Fotografieren und dem Wunsch, einfach den Blick nur auf dieser Erhabenheit verweilen zu lassen. Alleine fuer diesen Anblick hat es sich gelohnt!

Und die Namibier? Wir sind durchweg auf nette und freundliche Menschen gestossen. Sicherlich, mitunter wird man auch einmal angebettelt, doch diese Erfahrungen halten sich in sehr engen Grenzen. Als Weissem branden einem keine merklichen Voruteile entgegen. Das mag vielleicht aber auch daran liegen, dass man doch ueberall als Tourist erkannt wird. Wie das Verhaeltnis Schwarz zu Weiss wirklich ist, laesst sich nur erahnen. In Namibia scheint eine politische Ausgeglichenheit und Ruhe zu herrschen. Die friedliche Koexistenz der verschiedenen Volksgruppen wirkt echt und trotz allem Schimpfen ueber den „Schlendrian” der Schwarzen entwickelt sich das Land scheinbar in eine positive Richtung. Gerade diese Veraenderung und weil wir es nicht geschafft haben, in den „gruenen” Caprivi-Streifen zu kommen, hinterlaesst bei mir schon jetzt das Gefuehl, dass wir in ein paar Jahren nochmals hierher kommen koennten. Ein schoener Gedanke.

Wie immer kommt mein Resuemee an zweiter Stelle, was es nicht einfacher macht. Namibia. Bei mir entsteht beim Gedanken an dieses Land so ein warmes, wohliges Gefuehl. Es ist ein spannendes Reiseland mit seinen Wuesten, der gigantischen Tierwelt und den teilweise spektakulaeren Landschaften. Was manchmal abtoernend war, waren die Entfernungen zwischen den einzelnen Zielen. Man braucht auf jeden Fall gutes Autositzfleisch und vor allem genug Zeit, damit man sich lange genug an den einzelnen Orten aufhalten kann und dadurch die Fahrerei nicht so ins Gewicht faellt. Also ich wuerde unbedingt drei Wochen empfehlen. Unbedingt sehen muss man die Soussusvlei Sandwueste und den Etosha Nationalpark.

Was man allerdings wissen muss, wenn man nach Namibia reist, ist, dass man hier auf einem etwas anstrengenderen Abenteuerurlaub unterwegs ist, hier verbringt man keinen entspannten Urlaub am Meer. Also, wer richtig erholungsbeduerftig ist, sollte woanders hinfahren. Dafuer bietet Namibia aber unvergessliche Eindruecke und Erlebnisse. Was Namibia auch sehr attraktiv macht, ist das Gefuehl an Sicherheit, mit dem man durch dieses Land reisen kann, eine ziemliche Ausnahme auf dem afrikanischen Kontinent. Die Menschen sind sehr freundlich, sowohl die Schwarzen als auch die Weissen. Und durch die gute touristische Infrastruktur kann man prima frei herumziehen.

Mein unbestreitbares Highlight war unsere Zeit in der Himba-Region. Ich werde bestimmt nie den Augenblick vergessen, als wir in Opuwo in den Ort eingebogen sind und wir dort dieses Getuemmel an traditionell gekleideten Himba und Hereros die Strasse entlanggehen sahen, dieses Leben in der Hauptstrasse mit seinen Kneipen und kleinen Geschaeften. Und dann natuerlich unsere Besuche im Himbadorf und in der Schule. Das war mein Afrika, wie ich es erleben wollte und nun erlebt habe.

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