Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Der Freitag- Reisetag wurde erstaunlich lang. Das Auto gaben wir voellig verstaubt ab. Die Shuttlefahrt zum Flughafen war unterhaltsam, denn der Fahrer von der Mietwagenfirma war ein enthusiastischer Erzaehler. Dafuer stiessen wir beim Einchecken auf eher afrikanisches Desinteresse. Das bemerkten wir leider erst in Johannesburg. Dort mussten wir zunaechst ins Land einreisen und unser Gepaeck durch den Zoll schleppen. Dabei brannte uns die Zeit unter den Naegeln, denn der geplante Anschlussflug nach Port Elizabeth ging schon in einer Stunde los. Nachdem wir die Einreiseformalitaeten erledigt hatten, ging es im Schweinsgalopp zum Inlandschalter der South African Airlines, wo wir unser Gepaeck wieder loswerden mussten, die Bordkarten hatten wir ungluecklicherweise schon in Windhoek bekommen.
Ungluecklicherweise, weil uns die Dame statt auf den gebuchten 16:55 Uhr Flug auf den 19:20 Uhr Flug gebucht hatte. Der Mensch am Schalter in Johannesburg wollte uns auch nicht wirklich helfen, ausserdem war der aktuelle Flug nun ausgebucht, zwei Menschen auf der Warteliste haben sich wohl sehr gefreut, als sie drei Stunden Wartezeit sparten und auf unsere freigewordenen Plaetze durften.
So spannend ist der Flughafen in Jo-burg (das sagen die Einheimischen gerne fuer Johannesburg) nicht; die Zeit musste man irgendwie trotzdem mit lesen und Bilder beschriften verbringen, und dann ging es endlich weiter nach Port Elizabeth. Das liegt leider nicht um die Ecke, und wir flogen nochmals ueber 1,5 Std. durch die Nacht. Die Landung war sehr ruppig, denn ein Sturmtief zog gerade an der Suedkueste entlang, und der Pilot liess die Maschine zur Sicherheit lieber auf die Landebahn klatschen. Egal, wir hatten mal wieder ueberlebt.
Vor dem Flughafen suchten wir uns ein Taxi und fanden nur einen sehr suspekten Typ mit einem abgehalftertem Auto. Der Kerl (uebrigens ein Weisser) sah aus, als waere er gerade aus dem Knast entlaufen. Pumperarme mit reichlich Tattoos verziert und auf unsere Frage nach dem Preis zu unserer Unterkunft erzaehlte er nach langem Gruebeln etwas von ca. 400 RND (um 45 Euro). Das konnte nun nicht sein fuer ca. 15 km Entfernung, wir waren ja hier schliesslich nicht in Deutschland gelandet. Wir wollten schon weiter, doch er bat uns einen Augenblick zu warten und telefonierte mit seinem Handy los, um uns einen Preis um maximal 200 RND zu nennen. Waren wir jetzt schon als fette Beute fuer die naechste Strassengang angekuendigt worden!?
Mit gemischten Gefuehlen stiegen wir ins Taxi, und als wir als erstes zur Tankstelle fuhren, wo er 5 Liter Sprit tankte, nahm unser Erstaunen zu. Nun telefonierte er herum, um sich den Weg nach Bluewater Bay beschreiben zu lassen. Auf der Fahrt erzaehlte uns der Typ daann, dass er erst seit 2 Wochen in Port Elizabeth lebt, aus Johannisburg kommt, und ueberhaupt findet er die Schwarzenregierung vollkommen Sche…, denn die ruinieren das ganze schoene Land. Vorbei ging es an nach seiner Auskunft ganz schlimmen Vierteln unmittelbar in Zentrumsnaehe (ich war halb beruhigt, solange jemand einen an kriminellen Ecken vorbeifaehrt und auch noch darueber redet, waren wir ja vielleicht doch noch nicht verschachert worden). Deutschland fand der Fahrer gut, denn da gab es erstens fast keine Schwarzen, wir hatten eine so tolle Waehrung (sehr gut - zu erklaeren, dass bei uns auch alles teurer ist, erschien mir im Augenblick zu tiefgruendig) und es waere schoen kalt in Deutschland (gut - Minusgrade waren in der Vorstellung dieses Menschen keine echte Katastrophe). Wir kamen nach gemeinsamer Strassensuche lebend in unserem Bed&Breakfast an und mussten letztendlich nur 160 RND fuers Taxi bezahlen. Wir waren gluecklich, diesen langen Tag heil ueberstanden zu haben.
Am Samstag hatte sich das Wetter leider noch immer nicht zum besseren gewendet. Ueber den Himmel zogen dunkle Wolken, und es wehte ein heftiger Wind. Darueber waren wir aber nur halb traurig, denn einen Tag zum Abhaengen konnten wir ganz gut gebrauchen. Ab morgen waere es mit der Ruhe eh fuer zwei Wochen vorbei, schliesslich ist mit Lili und Peter wieder reichlich „Programm” geplant. Und vor allem sind sie herrliche Krachmacher, da gibt es wirklich kaum eine ruhige Minute. So widmete ich mich ein paar lange aufgeschobenen Internetaufgaben, denn in der Unterkunft gab es endlich mal wieder eine schnelle Anbindung fuer das Notebook. Zwischendurch muss ja ab und an auch mal kontrolliert werden, was auf dem Konto so passiert, der Virenscanner war schon lange nicht mehr aktualisiert worden und und ..
Ich dagegen hielt mich wie immer diskret aus diesen eher belastenden Taetigkeiten heraus und widmete mich vollstaendig meiner inzwischen fast unertraeglichen Vorfreude auf meine Eltern, welche regelrecht koerperlich spuerbar wurde, denn mich hatte eine absolute Aufregung und regelrechte innere Unruhe erfasst. Ich sag mal so: ich sass reichlich auf dem Klo…
Im uebrigen zollten wir dem eher bescheidenen Wetter Tribut und vergammelten den Tag mit Lesen und einem schoenen Wannenbad. Da wir eine kleine Kochmoeglichkeit mit zwei Platten hatten, zogen wir am Nachmittag los, um uns etwas zu Essen fuer den Abend zu kaufen. In unserem Einkaufskorb landeten wie selbstverstaendlich Spaghetti, dazu eine rote Fertigsauce, Schafskaese und eine Zwiebel. Das Abendessen war also gesichert.
Nach vielen Wochen wieder mal kochen, wenn auch nur Halbfertig- Gerichte. Ich machte mich ans Werk, n ur umn drei Minuten spaeter festzustellen, dass die Kochplatten nur halbwarm wurden. Shit! Was nun? Ich musste auf absoluten Freestyle umschwenken und kochte die Zwiebeln und die Sauce in der Mikrowelle, die Spaghetti waren aber das groessere Problem. Mit heissem Wasser aus dem elektrischen Wasserkocher wurden sie uebergossen und anschliessend schob ich sie in den kleinen Elektroofen! Heruas kamen perfekte Al Dente Spaghetti und wir freuten uns, wie prima es schmeckte trotz der Startschwierigkeiten.
Am Sonntag war es endlich soweit. Lili und Peter kamen bei noch immer heftigen Wind in Port Elizabeth eingeschwebt. Vorher holten wir schon mal den Leihwagen ab. Tatsaechlich bekamen wir den versprochenen Nissan X-Rail, ein aus unserer wochenlang gepraegten Golf II Perspektive riesiges Auto, dazu noch fast nagelneu. Zumindest vom Auto her konnte das Abenteuer auf jeden Fall beginnen. Natuerlich waren wir viel zu frueh und mussten mal wieder zwei Stunden warten. Das Hauptthema in der suedafrikanischen Zeitung ist gerade die wachsende Kriminalitaet im Lande und die scheinbare oder wirkliche Unfaehigkeit der Regierung, etwas dagegegen zu tun.
Mit 15 min Verspaetung kamen die beiden Weitreisenden dann zum Gepaeckband. Das gute an Port Elizabeths Flughafen ist, dass man als „Abholer” hautnah mit dabei sein kann. Von einem Café im Wartebereich hat man die beiden Baender voll im Blick und die kleine Reling, die als Abgrenzung dient, ist kein Hindernis fuer echte Freude. So konnten wir die beiden (von der Reise leicht gezeichneten) in den Arm nehmen und nach neun Monaten war ein grosser Teil der Familie wieder beieinander. Zwischen den reichlich fliessenden Freudentraenen begann sofort das familientypische Geschnatter. Jetzt musste alles in moeglichst kurzer Zeit erzaehlt werden.
Hurra, Mama und Papa waren da! Ich hatte ja schon prophylaktisch ein paar mal geheult waehrend der Wartezeit, und als sie ankamen, hing ich ueber die Reeling und liess sie erst mal gar nicht mehr los. Meine schoenste Freude neben dem Wuiedersehen ist es aber auch, dass ich den beiden wenigstens einen kleinen Teil der Freude vermitteln kann, die wir in durch unsere Reise erfahren. Das war fuer mich fast so schoen, wie es selbst zu erleben.
Die beiden waren natuerlich k.o. nach 24 Stunden Unterwegssein. Trotzdem quackelten wir die gesamte Fahrt zu unserer ersten Bleibe und schweren Herzens liessen wir die beiden allein, damit sie etwas pennen konnten. Als wir sie drei Stunden spaeter weckten, schauten sie uns an wie UFOs und wussten erst mal nicht, wo sie eigentlich waren. Wir assen gleich in unserem B+B und es dauerte nicht lange, bis der Abend beendet wurde.
Am Montag stand gleich ein richtiges Abenteuer auf dem Programm: es ging in den Addo Elephant Nationalpark. Der war nur ein paar Kilometer von unserem Haeuschen entfernt, und wir stuerzten uns ins Abenteuer. Lange brauchten wir nicht zu warten, bis die ersten Tiere auftauchten: Warzenschweine! Das war sogar fuer Tom und mich sehr schoen, denn die hatte es in Namibia kaum gegeben. Hier jedoch gab es sie in Massen! Ueberall tippelten die kleinen Dinger mit ihrem antennenartigen Schwanz durch die Gegend, und viele hatten auch kleine Warzenferkel dabei. Soo niedlich!
Papa und ich hatten unsere Rangerposition im Auto eingenommen: wir standen auf dem Ruecksitz und hielten oben aus dem Dachfenster Ausschau nach den Tieren. (Das brachte uns, vor allem Papa, einen ordentlichen Sonnenbrand im Gesicht ein.) Wie konnte es anders sein: die geballte Ladung Reiseerfahrung hatte die Sonnencreme vergessen. Wir erspaehten Zebras, Strausse und Antilopen, aber auch hunderte von Weissstoerchen, davon waren bestimmt einige wie wir aus Deutschland angereist. Zum Mittag pausierten wir im Hauptcamp und Papa verspeiste gleich mal ein Kudusteak (die Wildbetrachtung macht ja Appetit). Mama und ich kauften uns Sonnenhuete im bewaehrten Horst- Schlemmer- Stil; ich vermisste meine namibianische Schlemmer-Muetze naemlich sehr, welche auf mysterioese Weise verschwunden war. Zum Glueck schon am dritten Tag!
Gut ausgeruestet ging es auf Nachmittagspirsch, und es dauerte nicht lange, bis wir die ersten Elefanten sahen. Meine kleine Mama sass vor Freude weinend im Auto und so war ich natuerlich auch sehr happy. In den naechsten Stunden zogen wir zwischen den Wasserloechern umher und sahen immer wieder Elefantegruppen. Besonders am Hapoor Wasserloch war was los. Die Elefantenroute zum Wasserloch verlief direkt ueber den Parkplatz, so dass sie ganz dicht an den Autos vorbeizogen. Wir sassen in sicherer Entfernung und hatten einen idealen Blick auf das Wasserloch, welches etwa 25 Meter vor uns lag. In der letzten Gruppe war eine ziemliche grosse Elefantenkuh mit dem kleinsten Elefantenbaby das Tages, das niedlich mit seinem Ruesselchen herumschlenkerte. Und ausgerechnet diese Kuh mit ihrem Kleinen hatte sich die Luecke neben unserem Auto fuer ihren Rueckweg ausgesucht! Sie lief nur einen Meter entfernt an der Autoseite, wo Mama und Papa sassen, vorbei! Waehrend Tom und ich mit leichtem Muffengang und jeder Menge Respekt dasassen, hatte Mama gar keine Angst und freute sich nur.
Das konnte man nun echt nicht mehr toppen, und wir traten nach mehreren Stunden Safari den Heimweg an. Abends speisten wir lecker in einem Restaurant in der Naehe. Wir assen Steaks, Papa unter anderem ein 500 g T-Bone Steak fuer etwa 7 Euro! Der Tag wurde ausgewertet und erhielt eine 11+ auf einer Bewertungsskala von 0 bis 10. Der Tag verlor dann allerdings schlagartig an Attraktivitaet, als ich beim anschliessenden Doppelkopfspiel haushoch verlor, aber man kann ja nicht alles haben.