Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Wunderschoene Tage zu toppen ist schwierig, dennoch versuchten wir am Dienstag unser Glueck. Am Nachmittag wollten wir eine Safari in einem privaten Wildreservat mitmachen. Unsere Erwartungen waren hochgeschraubt, sollte es hier doch Nashoerner, Loewen und Hippos zu bestaunen geben. Den Vormittag verbrachten wir auf der Zitrusfarm mit Lesen, Tagebuchschreiben und Herumstromern (Peters Part). Zum Glueck wollte unsere Gastgeberin heute nach Port Elizabeth fahren, um ihre Mutter zu besuchen und zu shoppen. Wir waren nicht sehr ungluecklich darueber, blieb uns doch so ihr hochfrequentes „Die ganze Welt ist so wonderful!” Geplapper erspart. Meine war sie mit ihrer Art jedenfalls nicht, zum Glueck fand sie jedoch immer auch andere Gaeste als mehr oder minder willige Opfer.
Bei Schotia, einem Safariunternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Addo Nationalpark, handelte es sich scheinbar um eine groessere Nummer im Geschaeft. Wir wurden in 10 Gruppen von 8 bis 10 Personen aufgeteilt und auf ebensoviele Landrover verteilt. Teilweise waren diese Landrover komplett offen, teilweise hatten sie im Dach grosse Luken, so dass man sich hinstellen konnte und damit eine prima Rundumsicht hatte. Unser Fahrer und Fuehrer war ein ganz putziger Weisser (Katrin fand ihn etwas zu jungenhaft. Also so kann man das ja hier auch nicht schreiben! Es ging darum, wie man ihn als Mann findet, und da fand ich ihn zwar ganz huebsch, aber halt viel zu jung, um interessant zu sein. Zu jungenhaft, so ein Quatsch!). Uebrigens waren alle Fuehrer hier Weisse. In den Jobs, in denen es wirklich ein bisschen Geld zu verdienen gibt, tauchen Schwarze in Suedafrika scheinbar nicht auf. Das war in Namibia anders. Ueberhaupt ist es bisher in Suedafrika sehr seltsam. Schwarze und Weisse scheinen sich in mehr oder weniger unzuvereinbarenden Welten zu befinden. In Namibia hatte sich das doch noch etwas mehr vermischt, und selbst da war die Trennung schon enorm. Aber hier kann man fast einen reinen Urlaub unter Weissen machen, bei dem die Schwarzen nur gelegentlich am Strassenrand auftauchen.
Zusammen mit vier jungen Englaendern ging es in den privaten Tierpark auf Fotopirsch. Wir bekamen reichlich Erklaerungen zu den einzelnen Tieren, und ich bemuehte mich, die Tiere zusammen mit den Erklaerungen mit ganz anderen Augen zu sehen. Das gelang dann teilweise sogar, obwohl sich fuer mich vieles in dieser Tierwelt anfing zu wiederholen. Man wird halt schnell undankbar. Peter und Lili waren aber ganz aus dem Haeuschen, und als wir auf drei Meter Entfernung vor einem Nashorn standen, klopfte bei uns allen das Herz. An den Hippos mussten wir dann wegen des Zeitplans mehr oder minder vorbeifahren. Ein offensichtlicher Nachteil aller gefuehrten Unternehmungen - jemand anderes entscheidet, was einen zu interessieren hat und was nicht. Die Suche nach den Giraffen dehnte sich etwas, denn sie hatten sich in dem letzten Winkel des 1600 ha(!) grossen Reservates verkruemelt. Lili kullerten mal wieder die Freudentraenen aus den Augen, schon dafuer lohnte sich der Ausflug.
Wir wechselten in das zweite eingezaeunte Gebiet, um die Loewen zu suchen. Die Trennung ist notwendig, damit die Loewen sich nicht auf die „teuren” Beutetiere stuerzen. Einige der Gnuantilopen kosten bis zu 20.000 Euro; nicht auszudenken, suchten sich die Loewen solch ein Tier fuers Abendbrot! Wieder kurvten wir wie wild durch die Landschaft. Katrin sah uns mehrmals umkippen, der Fahrer freute sich, und endlich stiessen wir auf die Loewenmutter mit vier Jungtieren. Alle lagen im Steppengras, nur die Koepfe ragten darueber hinaus, um die Lage zu peilen.
Nach der Safari gab es fuer alle Beteiligten ein Buffetabendessen unter einer Rundhuette mit Strohdach, sehr romantisch mit Lagerfeuer und Gesang zu Gitarre und Mundharmonika. Das Essen ging so, dafuer waren aber die Getraenke inklusive, und die Gin Tonics troesteten uns. Alles in allem war diese Safari ganz huebsch, aber erstens viel zu teuer (ueber 60 Euro pro Person), zweitens nicht in der richtigen Wildnis so wie in den Nationalparks, sondern alle Tiere waren dort extra angesiedelt worden, und drittens unterlag man halt einem Zeitplan mit zugeteilter Freu-Dauer.
Am Mittwoch wurden wir sehr wortreich und mit mehreren Umarmungen von unseren Vermietern verabschiedet. Der hohe Stimmensingsang von Nita hing uns noch ein paar Minuten spaeter im Ohr. Die Fahrt von Addo nach Plettenberg Bay fuehrte uns zunaechst durch ein grosses Citrusfruechte- Anbaugebiet. Nach dem Erreichen der Kuestenhauptstrasse liessen wir uns von der vorbeirauschenden Landschaft berieseln. Etwa 50 km vor Plettenberg Bay kommen die Berge immer naeher ans Ufer heran. Leider sind auch hier fast alle frueher existierenden Baeume der Landwirtschaft geopfert worden. So ist ein echter Wald, wie wir ihn aus Deutschland kennen, auch hier Fehlanzeige.
Aus oestlicher Richtung kommend wandelte sich die Landschaft vor Plettenberg Bay nochmals. Mehrere extrem hohe Bruecken (eine davon ueber 160 m hoch) ueberspannen tiefe Canyons, die sich in Richtung Meer erstrecken. Hier hat sich das Wasser, dass sich an den Berghaengen abregnet, seinen Weg durch das Gestein gesucht und diese fuer die Region typischen Einschnitte geschaffen. Der landschaftlichen Schoenheit angepasst existiert hier der Tsitsikamma Nationalpark, in dem der Natur freier Raum gelassen wird, so dass sich ein ueppiger Urwald und Kuestenbuschland zurueckgebildet hat.
Unsere Ankunft im Huguenot Guesthouse war eine sehr positive Ueberraschung. Zum einen, weil Lindy, unsere neue Gastgeberin, um einiges besser zu ertragen war als Nita, zum anderen, weil die Zimmer und das Huguenot Guesthouse selbst sofort einen gemuetlichen und schoenen Charme ausstrahlten. Allerdings waren wir ueberrascht, wie kuehl es hier in der Gegend war. Lindy berichtete uns jedoch, dass bis vor eine Woche auch hier ueber 40°C herrschten. Da war die Frische dann doch die bessere Variante. Ziemlich bald nach dem Begruessungsbad im Pool machten wir uns auf nach Plettenberg Bay. Lindy hatte uns ein thailaendisches Restaurant empfohlen, das Katrin und ich nach all dem deftigen Essen der letzten Wochen nur zu gerne testen wollten.
Das Testergebnis war jedoch eher bescheiden, die Kueche hatte offensichtlich recht eigenwillige Vorstellungen von thailaendischer Kueche. Das ganze schmeckte eher nach gutem chinesischen Essen. Immerhin war das Ambiente sehr gediegen, und die aufgerueschten, reiferen Paare, die sich hier am Valentinstag ein Dinner goennten, lieferten dem „Laestermaulkollektiv” reichlich Ablenkung vom fehlenden kulinarischen Genuss.
Der Donnerstag stand im Zeichen der Tierwelt. Gleich nach dem Fruehstueck machten wir uns auf zu einem Elefantenpark, in dem die besondere Attraktion der wirklich hautnahe Kontakt zu den Tieren sein sollte. Das Versprechen wurde auch gehalten. Sowohl Katrin als auch Lili waren ganz aus dem Haeuschen, als sie Elefanten am Ruessel durch das riesige Gehege fuehren durften. Man streckte die Hand nach hinten, und der Elefant dockte mit dem Ruessel an. Jeder wurde auch noch von einem Fuehrer begleitet und lief zu einer Lichtung in einem kleinen Waldstueck. Um die Elefanten bei Laune zu halten, wurden sie auf diesem Weg des oefteren mit Trockenfutter beglueckt, und so hatten alle etwas von dem Spass.
Ich fuehrte einen Elefanten am Ruessel! Ich war fix und fertig, und auch Mama drueckte mal wieder heimlich ein paar Freudentraenen ab. Nachdem wir diese herrlichen Tiere nun so oft in der Wildnis gesehen hatten, war es ein grossartiges Erlebnis, ihnen so nah zu kommen. Es war ganz eigenartig, wie der Ruessel sich an die Finger klemmte, besonders, weil die Elefanten ja durch den Ruessel atmen, so dass man permanent angeschnauft und auch ein bisschen angeschleimt wurde. Der Elefantenpark hat sich der Auswilderung der Tiere verschrieben, welche aus Privatbesitz, Zoos oder aehnlichem kamen. Das dauert sehr lange, denn durch die Vereinzelung der Tiere fehlt ihnen ihr natuerlicher Lernprozess, fuer den immer die aelteren Tiere verantwortlich sind. Nun sollen sie ein paar Jahre in dieser Einrichtung „resozialisiert” werden, bevor es in eine private Riesenranch nach Botswana geht.
Wer wollte, durfte dann auf der Lichtung ganz nah an die Elfanten heran und die Haut, die Ohren und den mit Borsten versehenen Schwanz beruehren. Hinter den Ohren war die Haut erstaunlich sanftweich, waehrend der Rest des Koerpers ziemlich rauh und hart war. Auch ein Bein wurde fuer die Touristen gehoben, und wir waren alle ueberrascht, wie weich die Laufflaeche der Fuesse war. Kroenender Abschluss war ein Blick in das Maul des Tieres, wo uns eine lange Reihe Zaehne anblickte. Diese Zaehne erneuern sich im Elefantenleben sechsmal, dann ist mit etwa 70 Jahren Schluss, und die Elefanten sterben, weil sie die Nahrung nicht mehr vernuenftig zermahlen koennen.
Was fuer ein Erlebnis! Wir waren alle sehr begeistert. Normalerweise war man mit der „Ruesselfuehrung” ja nur einmal pro Tour dran, aber ein paar Kinder hatten zu viel Schiss, so dass ich insgesamt dreimal und Papa zweimal ran durfte. Ich habe mich immer in Hoechstgeschwindigkeit gemeldet. Am Ende der Tour fuetterten wir noch frisches Obst, welches mit dem uns weit entgegengestreckten Ruessel gierig angesaugt wurde. Interessant war, dass sie sofort mitbekamen, als die letzte Handvoll Obst aus dem Eimer geholt wurde, worauf sie uns ihre Hintern zudrehten und davonschaukelten.
Hochbeglueckt ging es gleich um die Ecke zu einem weiteren Highlight: Im Vogelpark „Birds of Eden” werden Voegel aus aller Welt gehalten, alle aus ehemaliger Kaefighaltung bzw. Inzwischen im Park geboren. Die Anlage ist wie ein gigantisch grosses Zelt, nur dass anstelle der Zeltwand ein Netz gespannt wurde. Es ist alles voller Baeume und Buesche und der Weg schlaengelt sich huegelauf und -ab, an Wasserfaellen und kleinen Teichen vorbei. Es gibt sogar eine schoene Haengebruecke. Die herrlichen Voegel fliegen frei herum. Wir waren hin und weg. Selbst Tom, der sich nicht viel aus dieser Spezies macht, war ziemlich begeistert. Wir sahen Voegel in allen Farben, vom strahlenden Goldfasan bis zum kraechzenden Papageien. Selbst der scheue Tucan machte uns des oefteren seine Aufwartung.
Fuer die ca. 1 km lange Strecke brauchten wir ewig, denn wir blieben immer wieder stehen. Nach ca. zwei Dritteln der Strecke kamen wir in ein Gebiet, das dicht mit Papageien besiedelt war. Ein Kakadu und ein Graupapagei wackelten uns auf der Bruestung entgegen. Ah ja, ehemalige Kaefighaltung! Das konnte nur die Aufforderung zum Kraulen sein! Nach einer vorsichtigen Annaeherung ging es los. Papa und ich waren nicht mehr wegzubekommen. Irgendwann kam eine bloede (deutsche) Tusse vorbei und belehrte uns ausfuehrlich, dass das Beruehren der Tiere verboten sei. Blah, blah! Die ging uns vielleicht auf die Nerven! Kurz darauf kam ein Mann mit seinem Sohn vorbei, welcher natuerlich gleich begeistert mitstreichelte, und wir freuten uns, als sich herausstellte, dass sie zu dieser Meckerkuh gehoerten.
In einem Café assen wir einen kleinen Lunch, waehrend dem sich ein kleiner Sittich auf Toms Schulter einquartierte und auch ich wurde von einem Kakadu heimgesucht. Toms gruener Freund knabberte ziemlich verliebt an seinem Ohr. Ploetzlich kam die Meckerkuh wieder um die Ecke, und wir wurden missbilligend angeblitzt. Aber die Rache folgte auf dem Fusse, denn ploetzlich stuerzte sich ein Nymphensittich auf ihre Schulter! Ausgerechnet auf dieses Weib, wir lachten uns tot. Aber es kam noch besser: er hatte ihr waehrend der Attacke einen Ohrring aus dem Ohr geklaut! Nun sass er mit dem Glitzerding im Schnabel in unerreichbarer Hoehe und alles Flehen half nichts. Ja, ja, wo doch ueberall dranstand, dass man die Ohrringe rausnehmen sollte… Da wir ja gar nicht schadenfroh sind, freuten wir uns nur ein kleines bisschen ueber die „Rache der Tiere”, welche nicht gestreichelt werden sollten…
Am Abend versuchte Tom mal wieder vergeblich, ins Internet zu kommen. Die Leitung war so lahm, dass man es nicht aushalten konnte. Zur Aufmunterung ging es in ein italienisches Restaurant, in dem es wundervolles Essen gab. Wir frassen uns die Waenste voll, und ich jammerte noch den ganzen Abend ueber mein Magendruecken.
Der Freitag begann mit unerwartetem Regen und recht kuehl. Die Planung fuer einen Regentag geriet solange ins Stocken, bis es schon wieder aufklarte. Es ging in den Ort Plettenberg Bay, angeblich ein typischer Urlaubsort fuer besser gestellte weisse Suedafrikaner. Der Ort wirkte sehr aufgeraeumt, die wenigen Geschaefte verbreiteten jedoch nicht den typischen Urlaubsortflair „viel Nippes fuer teures Geld”. Waehrend die Restfamilie den Ort erkundete, sass ich mal wieder im Internetcafe. Nach dem Fehlschlag am gestrigen Abend ging es hier endlich mit „Highspeed” zur Sache. Nach einer Stunde waren die Bilder samt zugehoeriger Datenbankdateien auf dem Server. Hoffentlich seid ihr bei den langen Durststrecken der letzten Wochen noch nicht abtruennig geworden!
Im Supermarkt kauften wir dann alles ein, was fuer ein richtiges Barbeque gebraucht wird, denn heute Abend wollten wir grillen. Lili und Peter fielen in Ohnmacht ueber die guenstigen Preise und wir fragten uns, was wohl eine durchschnittlicher Suedafrikaner als Gehalt bekommt. Angesichts des Preisniveaus bei Lebensmitteln muss es wohl weniger sein als bei uns in Deutschland.
Nach dem herrlichen Elefantenerlebnis und dem Vogelpark wollten Papa und ich auch noch die dritte Attraktion mitnehmen: den Affenpark. Auch hier waren Affen aus nichtartgerechter Haltung in ein Riesengehege umgesiedelt worden. Um es kurz zu machen: diese Anlage konnte keine solche Begeisterung ausloesen wie die anderen beiden Tierbegegnungen. Wir sahen zwar auf einer einstuendigen Tour eine Menge verschiedener Affen, welche um uns herumsprangen, aber so richtig hob es uns nicht an, so dass Tom und Mama nichts verpasst hatten, als sie in weiser Voraussicht verzichtet hatten.
Das abendliche Barbeque litt ein wenig unter der Kuehle, wir hatten kaum 20 Grad. Dafuer schmeckte das Kudu- und Straussenfleisch richtig gut und mit kugelrundem Bauch wurde die zweite(!) Doppelkopfrunde des Tages hingelegt. Mir schwinden dabei ja immer die Lebensgeister, und so sass ich auch diesmal mit immer kleiner werdenden Augen am Tisch. Immerhin sprang aber trotz beginnender geistiger Umnachtung noch der zweite Platz heraus.