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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Toronto - Toronto] Datum [19.05.06-20.05.06] Reisetag [12 - 13] Temp. [ca.14]
9. Overflow und Flower Power

Das Wetter ist leider immer noch eher fuer Indoor Aktivitaeten geeignet, dennoch machten wir uns am Nachmittag auf zu den Toronto Islands. Das ist ein Ausflugsgebiet vor der Waterfront von Downtown Toronto. Das ganze Gebiet ist nur per Faehre zu erreichen (6 CDN pro Person).

Die Insel selber war doch eher ausgestorben und von den vielen Attraktionen, die hauptsaechlich fuer Kinder zwischen 5 und 10 zu sein scheinen, war auch nichts geoeffnet. So machten wir also einen laengeren Spaziergang. Das schoenste war eigentlich die Ansicht der Skyline von Toronto mit dem CN Tower. Bei der Betrachtung der Hochhaeuser draengte sich uns der Eindruck auf, das Toronto gerne noch mehr „Grossstadt” sein wuerde. Alles in allem besteht das Stadtgebiet doch aus kleineren Gebaeuden. Man hat halt Platz hier und das hat immerhin den Vorteil, dass alles gruent und blueht.

Durchgekuehlt taten wir erstmal etwas fuer die Seele. Wir gingen in ein Daddelcenter (Playdium in Mississauga). Der Deal ist wie folgt: Man kauft eine „2 Stunden spiel was du willst Karte (22 CDN)” und stuerzt sich in rasender Geschwindigkeit von einem Computerspiel zum naechsten. Da liessen wir uns natuerlich nicht zweimal bitten. Ballern, Autorennen, Skifahren und sogar Paddeln (wirklich alles Computerspiele), nichts war sicher vor uns. Zwischenzeitlich gerieten wir sogar ins Schwitzen (beim Paddeln).

Zwei Stunden spaeter hatten wir unseren persoenlichen overflow erreicht. Die Ohren droehnten (Autorennen ohne Krach macht ja keinen Spass) und die Wahrnehmung war tunnelartig reduziert. Dana meinte nur, wir waeren auffallend still (kein Radio, kein Fernseher (dort kommt sowieso nur Bullshit), kein Computer).

Heute vormittag stand im Zeichen der Internetrecherche fuer New York. Letztendlich haben wir ein Drei-Sterne-Hotel auf der Westseite des Hudson River gefunden, das nur ca. 10 km von Manhatten entfernt ist. Gebucht haben wir ueber Deutschland (www.hotel.de) und das Zimmer kostet 97 Eur. Lassen wir uns ueberraschen, aber die Qualitaet sollte eigentlich stimmen. Katrin hat drei Vorfreudentraenen vergossen, sie freut sich sehr auf New York.

Das naechste Event war ein italienischer Friseur (mit kompletter Glatze und seit 41 Jahren in Kanada lebend). Katrin liess sich die Haare nachfaerben und ein bissel schneiden (Farbe prima, mit dem Schnitt wie immer nicht wirklich gluecklich) und ich war dran mit Pelz ab (ein paar blonde Spitzen sind noch uebrig). Die Italiener hatten einen seltsamen Akzent, sie sagten „aschk” statt „ask” usw., ...the bescht would be to colour the hair blond.... Das war echt eigenartig. Der kleine Italiener hat in Rekordzeit die Haare geschnitten und gefaerbt, beim Waschen hat er mir dafuer auch fast die Kopfhaut abgerissen. Mamma Mia!

Von Little Italy ging es dann nach Chinatown. (Ausserdem gibt es auch noch Greek town und Portugal). Beim Koreaimbiss gab es fuer jeden eine Suppe (sehr gross fuer nur 6 CDN). Wir bestellten und entschieden uns mutig fuer spicy (scharf). Katrin wurde sofort knallrot und die Schweissperlen standen auf ihrer Nase, und der vom Friseur frisch freigelegte Nacken wurde ebenfalls vom Schweiss benetzt. Ich habe meine Suppe brav gegessen, wohl wissend, dass ich an dieser nochmal Spass haben wuerde.

Wir mussten uns schon sputen um Dana in der Galerie, in der sie arbeitet zu besuchen. Die Art Gallery of Ontario wird gerade komplett umgebaut, so konnten wir nur eine kleine Sonderausstellung von David Milne besuchen (Noch nie von ihm gehoert? - kein Problem, wir auch nicht. Wir lernten, dass er einer von Kanadas beruehmtesten Malern ist). Interessante Bilder und eigentlich haetten wir noch mehr Zeit in dem Museum verbringen koennen, aber um 17:30 war Schluss. Dana hat uebrigens oefter deutsche Besucher im Museum, welche eindeutig zu identifizieren sind. Es gibt diverse Plastiken, die aus dem Material „plaster” (englisch) bestehen. Die Deutschen fragen immer, was plaster ist und Dana erklaert dann, dass das das Zeug ist, welches man um einen gebrochenen Arm bekommt. Und dann die Standardreaktion der Deutschen: "Ah, Gips!" Jeden zweiten Abend erzaehlt sie uns, dass wieder Deutsche da waren mit der klassischen Reaktion „Ah, Gips!”.

Mit Dana zusammen machten wir dann zu Fuss einen Abstecher zur Chinatown und dann gab es noch Abendessen. Wir waren nach der Suppe nicht wirklich hungrig, aber jemanden zum Essen einladen und dann selber nichts essen, ist ja auch nicht nett. Beim Zahlen mussten wir uns dann fast mit ihr pruegeln. Sie wollte uns unbedingt einladen, aber irgendwie haben wir dann doch noch die Kurve gekriegt.

Nun gings zum Tageshighlight: HAIR! Passend zum Friseurbesuch am Vormittag... Wir sassen genial in der 4. Reihe und wurden in die 60er Jahre eingesaugt. Verglichen mit der Auffuehrung in Wien vor zwei Jahren war diese Vorstellung sehr viel professioneller und genialer. Die Taenzer waren hammer gut und die Saenger sowieso. Ich hatte oefter eine Gaensehaut. Vor der Pause haben sich ploetzlich alle nackt ausgezogen, so dass man ausfuehrliche ich fand es nicht ausfuehrlich, mehr Zeit haette es schon gebraucht anatomische Studien unternehmen konnte, welche dann in der Pause ausgewertet wurden. Fuer die die es interessiert: es gab keine wesentlichen Unterschiede zwischen den schwarzen und den weissen Maennern... Zum Ende wurde das Ganze superenthusiastisch und ich hatte den Eindruck, dass manche der Akteure selbst Traenen in den Augen hatten. Allerdings war ich sehr irritiert, weil diesmal Claude starb, sonst stirbt immer Burger. Es gab grossen Beifall und stehende Ovationen, aber nach einer kurzen Zugabe sind ploetzlich mitten in der laufenden Musik alle Zuschauer rausgestroemt. Tom und ich waren sehr erstaunt, denn wir hatten das Gefuehl, dass das noch ne Weile weitergegangen waere. Auf dem Heimweg hoerten wir in die neu erstandene Hair-CD rein und waren sehr veraergert, was fuer eine miese Aufnahmequalitaet diese hat, bis wir mitbekamen, dass es sich um eine Origionalaufnahme von 1968 handelt. Nun nehmen wir den Blecheimereffekt als historisch wertvoll hin.

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