Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Trotz der einsetzenden Urlaubsstimmung brachen wir am Donnerstag zu einem „Aktivtag” auf. Ziel waren die Cango Caves noerdlich von Oudtshoorn, eines der laut unserem Reisefuehrer Top Ten Reiseziele in Suedafrika. So fuhren wir 120 km ins Landesinnere; sofort wurde es deutlich waermer und trockener. Wir mussten ueber einen 860 m hohen Pass, um die Kuestenberge zu queren. Die Gegend um Oudtshoorn ist bekannt fuer die intensive Strausshaltung, und so sahen wir bald tatsaechlich grosse Farmen mit hunderten der Voegel.
Die Cango Caves sind touristisch seit ca. 1920 sehr gut erschlossen. Waehrend der Apartheid leistete man sich sogar den zweifelhaften Luxus, fuer die schwarze Bevoelkerung einen separaten Eingang in die Tropfsteinhoehlen zu schlagen, und man begann, die groesste Halle in der Hoehle fuer klassische Konzerte zu benutzen. Dazu wurden Gaenge in der Hoehle glattbetoniert, und das ganze mit schicker Lightshow unterstuetzt. Das alles wirkte sich fatal auf die Hoehle aus: die Luftfeuchtigkeit sank dramatisch, das Tropfsteinwachstum kam zum Erliegen, die Konzertzuschauer nahmen es mit ihrer Umgebung nicht so genau - Stalagtiten und Stalagmiten wurden abgebrochen und aus der Hoehle herausgetragen.
Zum Glueck kam man schliesslich zur Besinnung. Der extra Eingang fuer die Schwarzen wurde wieder geschlossen, und Konzerte gibt es heute in der Hoehle nicht mehr. Dafuer kann man sich in der insgesamt weit ueber 5 km langen Hoehle fuer zwei verschieden Touren entscheiden. Die Standardtour dauert 1 Std., die Abentuertour 1,5 Std. Die Abenteurtour wird vor allem auf Grund einer nur 27 cm hohen Spalte, durch die man sich auf allen vieren durchzwaengen muss, zum Abenteuer. „Staemmige” Personen kommen hier nicht weiter. Uns betraf das natuerlich nicht, aber wir hatten keine Klamotten mit, die wir verdrecken konnten. So folgten wir der Standardtour, die sogar in deutsch gefuehrt wurde.
Naja, ich habe schon eine Weile drueber nachgedacht, ob man meinen schmalen Leib platt genug pressen koennte, damit er durch 27 cm hindurch passt… Aber dieses Lueckchen war nicht das einzige Ausschlusskriterium; die gesamte Tour muss man sich durch enge Gaenge quetschen, und meiner Hoehenangst wollte ich nicht auch noch eine gepflegte Klaustrophobie hinzufuegen. Keine Ahnung, ob ich die entwickeln wuerde, aber ich fuehlte mich eindeutig nicht zum Vietkong berufen.
Die Cangohoehlen beeindrucken vor allem durch die ersten zwei Kammern mit ihren gigantischen Abmessungen. Ueber 25 m hoch, 50 m lang und 40 m breit glaubt man sich in einer grossen Kathedrale. Die Tropfsteinformationen bilden herrliche Saeulen und erstarrte Wasserfaelle. In einer kleinen Kammer gab es die „Trommel” zu bewundern - eine duenne Tropfsteinwand, auf der uns die Fuehrerin durch Anschlagen mit der Hand ein kleines Trommelsolo darbot. Habe es auch mal ausprobiert (bin doch eine alte Trommel- Workshoplerin), tat schoen weh! Den Abschluss der Fuehrung bildete eine kleine Gesangseinlage mit unterstuetzender Lightshow. Puenktlich nach einer Stunde standen wir wieder draussen.
Da wir nun schon mal in der Gegend waren, taten auch wir, wss alle in Oudtshoorn machten: wir besuchten eine Straussenfarm. In einer kleinen Gruppe mit einem Fuehrer, dessen Kopf selbst wie ein Straussenei aussah, wurde uns alles ueber den Strauss an sich berichtet. Die dazu benutzten Lebendexemplare waren wie immer bedrohlich riesig, und wir hatten einen gehoerigen Respekt. Das gefaehrlichste am Strauss sind seine Fuesse; mit nur einem Tritt kann er einen Menschen toeten. Dazu heb er das Bein und haut von oben seine stahlharte (einzelne) Kralle aufs Opfer! Ein Straussenei entspricht uebrigens der Eimasse von 24 Huehnereiern! Schoenes Familienruehrei.
Uns wurde auch vorgefuehrt, wie man einen Strauss verjagt: man muss einfach einen langen Stock ueber den Kopf strecken, dann denkt der doofe Strauss (kleines Gehirn…), dass man groesser ist als er und haut ab. Man konnte auch auf einem Strauss sitzen, aber das wollte nur eine Franzoesin. Zum Abschluss wurde uns noch ein kleines Wettrennen vorgefuehrt, zwei Reiter rasten auf uns zu und hielten 2 m vor uns. Etwas affig, aber was solls. Die Tour war ganz nett, und der Preis (5 Euro) war wenigstens kein Nepp.
Nachdem in der vorherigen Nacht wieder ein paar Monsterkakerlaken durch unser Haus gerast waren, war ich froh, dass wir am Freitag umzogen. Unser Ziel war Plettenberg Bay, denn dort gab es ja diesen geilen Strand mit den Riesenwellen. Der ideale Ort fuer ein paar Tage Easy Going. Es dauerte gar nicht lange, und wir hatten eine ideale Bleibe gefunden: in einer riesigen Appartmentanlage mieteten wir uns eine zweistoeckige Wohnung, von deren Fenstern und Terassen man einen herrlichen Blick ueber ein grosses Tal hatte, denn die Wohnung lag direkt an der Kante eines steilen Berges. Wenn man sich doll vorbeugte, konnte man links auch das Meer sehen. So etwas wird bestimmt im Reisekatalog als seitlicher Meerblick verkauft…
Wir zogen also ein, und als erstes riss ich alle Gardinen weg fuer die freie Aussicht. Dabei fiel mir doch wahrhaftig ein ziemlich grosser Skorpion auf den Arm! Was habe ich geschrien! Er flog gleich hinter einen Schrank und hatte nun Angst vor mir. Da vor dem Fenster auch noch ein Wespennest hing, organisierte ich einen schwarzen Killer, der auch einigen Respekt vor dem Skorpion hatte und ihn mit einem Brett zerquetschte, wobei das Ding sich wie einst Stoertebeker noch mit durchtrenntem Koerper heftig straeubte.
Nachmittags sprangen wir in die wilden Wellen und fuehlten uns anschliessend fast so durchgequirlt wie seinerzeit auf Hawaii (seinerzeit… das ist nun schon fast ein halbes Jahr her. Und was liegt alles dazwischen!). Da wir wieder zum Tatort zurueckgekehrt waren, guckte ich mich noch mal um, ob Toms Brille eventuell wieder aufgetaucht waere, aber Tom lachte nur. Abends gingen wir zu unserem Lieblingsitaliener und waren wieder sehr angetan. Zurueck in unserer Bude trat Tom dann beinahe auf einen zweiten Skorpion! Was war denn hier los? Diesmal brauchten wir keine Hilfe, sondern Tom legte selbst Hand bzw. Brett an. Ich stand derweil sicher auf einem Stuhl und dokumentierte als Kriegsberichterstatter das Ereignis per Kamera.
Abends setzte ein ziemlicher Wind ein, der durch unsere Lage am Steilhang besonders wild war. Als wir in die obere Etage zum Schlafen gingen, standen alle Fenster sperrangelweit auf, die Terassentuer war aufgesprungen, die Gardinen wehten dramatisch ins Zimmer, und die Fenster schlugen an die Waende.Es sah aus wie nach einem Einbruch! Aber in unseren vielen Schlafzimmern (drei) und Baedern (zwei) war niemand, und wir stemmten die Fenster wieder zu.
Der naechtliche Wind hatte ein Regengebiet herbeigeweht, und der Samstag begruesste uns mit Dauerregen und Sturm. Fuer uns allerdings kein Drama, so konnten wir in aller Ruhe faul sein. Die Hauptaktivitaeten des Tages bestanden aus zwei Mal Supermarkt und einer Runde Tischtennis, bei dem ich Tom 3:2 gewinnen liess. Soweit der Bericht vom Samstag, welcher wohl damit den Kuerze-Rekord des Tagebuchs haelt… uebrigens war dieser Tag der 300te unserer Reise, wenig spektakulaer und doch bemerkenswert. Bei den ca. 30 Urlaubstagen, die man normalerweise pro Jahr bekommt, hatten wir also unseren 10 jaehrigen Urlaub hinter uns!
Auch am Sonntag wurde das Wetter nicht besser. Vorbei an unserer Hanglage pfiff der stramme Wind, und der Regen prallte gegen das Fenster. Wir waren etwas verwirrt, der zweite Regentag in Folge, das waren wir nicht mehr gewohnt! Was sollten wir nur mit der vielen Freizeit anfangen? Katrin entschied sich fuer eine Sonntagsfilmrunde, derweil ich den Computer quaelte und endlich die „Detailkartenfunktionalitaet„ unserer Internetseite fertig programmierte. Mitsamt Anleitung wurde das ganze dann am Mittag in das Internet gestellt - ich bin gespannt, ob es ueberhaupt genutzt werden wird! Zwischendurch riss die Wolkendecke auf, und wir waren kurz davor, eine kleine Wanderung an der Kueste zu machen, wurden aber durch den wieder einsetzenden Regen von dieser Buerde befreit.
Stattdessen lieferten wir uns lieber ein weiteres Tischtennismatch, das gluecklicherweise knapp zu meinen Gunsten ausfiel. Katrin bewies mal wieder ihre tollen Kochkuenste, den Rest des Abends widmeten wir erneut dem Fernseher und ein paar ausfuehrlichen Telefonaten mit der Familie. Diesen Wind- und Regentag hatten wir doch ganz gut ueber die Runden gebracht.