Text von Thomas ist gruen
Text von Katrin ist schwarz
Wenn wir glaubten, am Vortag war schlechtes Wetter, so wurden wir am Montag eines besseren belehrt. Wie aus Kuebeln regnete es den ganzen Tag aus dem grauen Himmel. Es wurde gar nicht richtig hell, und der Wind blies weiter um unsere schoene Aussichtswohnung am Hang. Das Meer war nicht mehr zu sehen, denn alles verschwand in einer diffusen Suppe. Also noch ein klassischer Regentag. Wir waren froh, dass uns dieses Tiefdruckgebiet nicht ereilte, als Katrins Eltern hier mit uns gereist sind! Wir sind zwar Hardcore Doppelkopfspieler, aber dann haetten wir wohl kapituliert.
Also mussten wir uns erneut ein Alternativprogramm ausdenken und stuerzten uns gemeinsam auf lange aufgeschobene Dinge. Fotos beschriften z. B. beschaeftigt einen leicht mehrere Stunden. Wenn der eine nicht mehr kann, kommt die Abloesung durch den anderen. Tagebuch schreiben und dann das ganze noch ins Internet uebertragen. Alleine fuer die Uebertragung gingen 1,5 Std. ins Land. Katrin nutzte die Zeit, um sich einen Ueberblick ueber die Reisemoeglichkeiten in Botswana zu verschaffen. Die Resieberichte aus dem Internet sprechen von einem sehr teuren Land, das sich primaer auf solvente Safarikunden spezialisiert hat. Sollte sich dieser Eindruck nicht veraendern, so werden wir wohl die „durch mit Gebruell” Nummer waehlen, um bis zu den Victoriafaellen zu fahren. Zudem haben wir uns noch mit der Planung zu Katrins kombinierter Geburtstags- und unserer Rueckkehrparty auseinandergesetzt. Ort und Zeitpunkt liegen schon fest. Es ist schoen, wir beide freuen uns inzwischen auf die Rueckkehr, auf die Freunde und die Entwicklungen, die unser Leben in der „Heimat” nehmen wird.
Mit Botswana werden wir erst mal sehen. Ich als Extremreiseleitung fuehle mich hier natuerlich sehr herausgefordert. Es war oft so, dass der erste Eindruck, den man per Internetrecherche gewinnt, teurer ist als spaeter die Wirklichkeit. Auch in Suedafrika kann man sauteuren Urlaub machen, aber wenn man sich ein wenig umschaut und erst recht, wenn man einfach vor Ort guckt, ist es hier ueberraschend preiswert. Botswana: nicht mit mir!
Zum Thema Heimkehrfreude ist bei mir erst vor relativ kurzer Zeit dieselbe aufgekommen. Noch im Januar dachte ich: Mist, bald muessen wir wieder nach Hause, und ich hatte keine grosse Lust darauf. Ich danke meinem Gefuehlsleben fuer den puenktlichen Schwenk, der mich nun schon in der Theorie unser neues Leben durchdenken laesst, auch wenn dies noch absolut unklar vor uns liegt. Aber gerade das macht es fuer mich so interessant und damit zu einem neuen Abenteuer.
Dienstag. Machen wir es kurz: Es regnete und wir haben unseren Aufenthalt in Plettenberg Bay um zwei Naechte verlaengert. Irgendwann muss der Mist doch mal aufhoeren, und wir wollen doch unbedingt noch ein bisschen Strandfeeling bekommen. Ausserdem lockt der nahegelegene Nationalpark mit schoenen Wanderwegen entlang der Kueste. Da kann man doch nicht einfach frustriert weiterfahren, oder? Das schlimme Wetter war uebrigens auch Thema in den Medien, denn solchen Regen und Sturm hatte man hier schon lange nicht mehr erlebt. Leider hatte es schon einigen Schaden gegeben, der vor allem die Aermsten betraf. Die Townships mit ihrer fehlenden Kanalisation versanken teilweise in schlammigen Fluten, und die einfachen „Resterampe” Huettenkonstruktionen hatten dem Sturm nichts entgegenzusetzen.
Mittwochmorgen: Vor lauter Nebel konnte man den gegenueberliegenden Hang nicht sehen. Nach einem Schauer begann jedoch begann die Wolkendecke ploetzlich aufzureissen. Endlich wurden wir fuer unsere Geduld belohnt. Da guckten wir natuerlich nicht lange zu. Wir erstanden mal wieder ein preiswertes Boogieboard, und ab ging es zum Strand. Die Wellen brachen in wilder Reihenfolge an den Strand; das ganze Meer war noch von den heftigen Winden aufgewuehlt. Aber das war uns gerade recht, wir stuerzten uns in die Fluten und liessen uns von den Wellen durchschleudern. Katrin konnte nicht mehr von ihrem neuen Wellenbrett lassen, das zwar nach der fuenften Welle bereits erste Aufloesungsanzeichen zeigte, aber zum Glueck weiter durchhielt. Diese Welle war aber auch moerderisch, zwei Kracher hatten sich zu einem riesigen vereinigt. Ich tauchte schnell ab, aber mein Brett hing oben im Strudel und zog an meinem Arm.Es baeumte sich auf und brach in der Mitte beinahe vollstaendig durch, aber die Welle hatte noch nicht genug und zog so heftig dran, dass sich zwei Knoten loesten und sie das Board nun endlich mit an den Strand nehmen konnte.
Nach ein paar Stunden Sonnetanken folgte in unserer Ferienanlage noch ein heftiges Tischtennisduell. Nach zehn wirklich sehr knappen Saetzen ging der Tagespokal an mich. Wir freuten uns ueber unsere neue entdeckte Tischtennisleidenschaft und beschlossen, dass, so wir den noetigen Platz haben sollten, wir uns auch eine Platte in der Heimat besorgen wuerden. Schoen waers, aber wer hat schon fuer so etwas Platz! Ich glaube ja nicht daran.
Am Donnerstag ging es endlich mal wieder in die Natur. Die Fahrt ging ca. 70 km weiter oestlich in den Tsitsikamma Nationalpark. Da wir auf einer Nebenstrecke fuhren, erlebten wir auf den sich windenden Strassen, wie zerklueftet das Festlandschelf hier tatsaechlich ist. Die Fluesse haben sich hier den Weg durch das Hochplateau hindurchgefraest und so eine spektakulaere Landschaft geschaffen.
Unser Ziel war die Muendung des Storms River, ein besonders tief eingegrabener Fluss, ueber den es eine spektakulaere Autobruecke gibt, von der wir schon vor drei Wochen runtergespuckt hatten (und unsere Spucke flog etliche Sekunden!). Am Meer findet man zwar keinen Strand, aber beinahe plattenfoermig hinaufragende Felsen, die aeusserst heftig von den Wellen angegriffen wurden. Der Wind war ziemlich kappelig, und das Wellenschauspiel faszinierte uns. Die Gischt apruehte oft meterhoch, und immer neue gewaltige Wellenkaemme rauschten heran.
Wir loesten uns erst einmal von diesem Anblick, denn wir wollten eine kurze Wanderung zur Haengebruecke machen. Auf und ab ging es ueber Kunststofftreppen, die besonders beim Hinuntersteigen seltsam nachgaben. Die Haengebruecke war, obwohl mal wieder als groesste Suedafrikas ausgewiesen, enttaeuschend unspektakulaer, und nicht mal bei mir kam irgendein winziges Stresssyndroemchen. Wir entdeckten ein Boot, das den Fluss hinauffahren sollte, da wollten wir mit. Die Fahrt war dann anders als erwartet: mit etwa 2 km/h ging es nur ein paar hundert Meter weit. Trotzdem war die Schlucht extrem beeindruckend. Die teilweise ueberhaengenden Felswaende waren mit regenwaldartigen Gewaechsen zugewuchert und ueberall segelten dicke Wassertropfen herab, in denen sich die Sonne widerspiegelte. In die Felsen fuehrten duestere Hoehlen. Fledermaeuse, die sich diese als Revier erobert hatten, quietschten aus der Dunkelheit zu uns hinaus. Eine ganz eigene Welt auf diesen paar hundert Quadratmetern.
Nach der Kurzrunde mit dem Boot machte ich mich auf zu einer Schnellwanderung. Der Weg zum Lookout auf die Kueste war nicht weit, dafuer ging es ein kurzes Stueck steil hoch, was ja, wie inzwischen vermutlich weithin bekannt, mein Hirn sofort auf das „Schnell hoch” Programm umschalten liess. So gedacht, so gemacht. In kurzer Zeit war der Weg geschafft, als Belohnung gab es einen wirklich schoenen Blick auf die vom Meer umtostete Kueste und die beeindruckenden Gesteinsfaltungen, gegen die das Meer hier anrennt.
Diese Bergaufjagd verklemmte ich mir lieber. Ich wanderte schon mal zurueck und suchte mir ein schoenes Plaetzchen im Wellenkino. Tom gesellte sich zu mir, und wir schauten bestimmt eine halbe Stunde zu. Neben uns schoss ein suedafrikanischer Lehrer ein Foto nach dem anderen und juchzte mit uns bei den besonders gewaltigen Wellen um die Wette. Seine Schueler wussten gar nicht, was denn nun schon wieder mit dem los war, sie waren nur bedingt beeindruckt, denn in ihrer Teenie-Welt gab es wohl gerade wichtigere Ereignisse. Der Lehrer schrie immer zu, dass sie solche Wellen nur ein Mal in ihrem Leben zu Gesicht bekaemen, aber die Jugendlichen schauten ihn nur mitleidig an. Ihr Leben hatte ja wohl gerade erst begonnen!
Wir loesten uns irgendwann von diesem herrlichen Schauspiel und traten den Heimweg an. Unterwegs machten wir einen Bewunderungsstop an der Bloukrans River Bruecke. Diese ist 216 m hoch und bietet den hoechsten Bungeesprung der Welt. Von einem Aussichtspunkt sahen wir jemanden beim Sprung zu und waren voller Respekt fuer Bewie, die hier schon mal runtergeschossen ist. Als uns ein Typ fragte, ob wir denn auch springen wollen, sagte ich nur: Nee lass mal, ich glaube, meine Kacke fliegt schneller als ich! Worueber er sich halb totlachte und uns ziehen liess.
Zurueck in Plett stuermten wir an den Strand. Es war gerade Flut, und auch hier krachten die Wellern ordentlich heran. Heideschitzka! Tom musste nach kurzer Zeit aussteigen, weil ein paar verdaechtige Subjekte um unsere Sachen herumschlichen, aber ich brauste noch ewig durch die wilden Wellen. Anschliessend gingen wir in ein relativ vornehmes Restaurant, ich noch mit ziemlich struppigen Surferbrauthaaren, und feierten Frauentag (nee, eigentlich assen wir nur lecker Abendbrot).