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Text von Thomas ist gruen

Text von Katrin ist schwarz

Ort [Kasane - Victoria Falls] Datum [25.03.07-28.03.07] Reisetag [322 - 325] Temp. [ca.32]
96. Im Paradies

Heute, am Sonntag, sollte es auf den Fluss gehen. Davor war erst einmal Preischeck angesagt. Im Hotel gab es die dreistuendige Flusstour fuer 30 USD p. P. Im Ort hatten wir aber auch eine unabhaengige Info entdeckt, vielleicht war es dort guenstiger. Theoretisch war es das, allerdings bei einer Mindestbesatzung des Bootes von 4 Personen. Hmm. Ich rechnete wild zwischen den drei Waehrungen Pula, Dollar und Euro hin und her und kam zu dem Ergebnis, dass wir einfach ein bisschen mehr bieten koennten, um immer noch zu sparen. Fuer 400 Pula buchten wir eine Tour. Spaeter habe ich noch mal nachgerechnet und gemerkt, dass ich mich natuerlich verrechnet hatte; wir haben ziemlich exakt das gleiche bezahlt wie im Hotel. Tom war mal wieder begeistert von meinen angeschlagenen Rechenkuensten, er meint immer, es ist Zeit, dass ich wieder mehr denken muss… Ich schaemte mnich nur wenig, denn immerhin hatten wir eine Privattour ergattert, das war doch nun wirklich ein Vorteil! Ja ja, die Einkaeuferin hantiert mit drei Waehrungen gleichzeitg! Sie kuerzt eben gerne ab und fuehrt leicht vereinfachende Faktoren in die Rechnung ein - trotzdem hat sie natuerlich recht, wir hatten den schoeneren Privattrip.

Im Dorf Kasane gab es eine Internethuette, die war zu schoen. Immerhin konnte man dort in die Welt hinausfunken. Das und die oertlichen Supermaerkte mit ihrem beeindruckenden Sortiment vertrieben uns die Zeit bis zum Nachmittag. Durchs Dorf zogen schon mal ein paar Warzenschweine, und auf der Strasse lag ein bisschen Elefantenkacke herum.

Um halb vier gings los. Treffpunkt war in einem anderen Hotel. Waehrend wir warteten, tobten um uns herum die Affen durch die Baeume. Unser Kaept'n hiess Captain, sehr seltsam, aber gut zu merken. Ich zaehlte meine Wunschliste auf: Hippos, Krokodile und Elefanten. Captain versprach, sein bestes zu geben. Wenn das ueberall so einfach waere wie hier… Die Tiere flogen uns praktisch um die Ohren! Zunaechst gab es ein paar Krokodile, voellig erstarrt am Ufer liegend und hoffend, dass die durstigen Impalas sie fuer Baumstaemme halten wuerden. Diverse Antilopenarten will ich hier im uebrigen gar nicht mehr erwaehnen (ein Krokodilangriff haette das geaendert, aber der wurde uns leider nicht geboten). An den ersten Nilpferden fuhren wir locker vorbei, und ich dachte, was ist denn nun los?!

Schon kamen die ersten Elefanten ist Sicht, eine Gruppe war zum Trinken an den Fluss gekommen. Auch die beliebte Schlammpackung wurde hier angewendet. Captain landete in drei Meter Entfernung von einer maechtigen Elefantenkuh, und mir, die ganz vorne am Bug sass, wurde es ganz mulmig. Zwei Schritte, und ich waere Mus. Sie schwenkte ein paar Mal ihren Ruessel rueber, und ich ueberredete Captain, doch etwas Abstand einzubauen. Er lachte und setzte etwas zurueck.

Diverse bunte Voegel erlangten vorruebergehend unsere Aufmerksamkeit, der Kingfisher gab alles und stuerzte sich immer wieder kopfueber ins Wasser auf Beutezug. Dann kamen die naechsten Hippos in Sicht. Eine riesige Gruppe, bestimmt 30 Stueck. Hier durften wir nun bleiben. In gutem Sicherheitsabstand wurde der Motor abgeschaltet und die dicken Viecher beim Auftauchen, Wasserprusten und Schaukaempfen beobachtet. Was fuer Geschosse! Wir erfuhren, dass Hippos in Familien zusammen leben, Die Kinder bleiben bei den Eltern, bis die maennlichen Nachkommen mit etwa 15 Jahren paarungsbereit werden. Damit es keine unerwuenschte Vermischung mit den Schwestern gibt, werden sie dann aus der Familie ausgestossen. Sie gruenden oft Junggesellengruppen, bevor sie sich mit einer Hippodame verbinden und eine eigene Familie gruenden.

Wir fuhren an vielen dieser Junggesellen und anderen Familien vorbei, ploetzlich gab es ueberall Nilpferde! Ich war extrem happy und unser Captain war ganz stolz, dass er die „Bestellungen” komplett abgearbeitet hatte. In fast jeder Bucht waren Elefanten beim Trinken zu beobachten, manchmal ganz nahe davor die Hippos. In den Baeumen sassen Seeadler und im Hintergrund standen die Kudus. Unglaublich, dieser Wildreichtum! Der Fluss mit seinem Blau stand in herrlichem Kontrast zu den ueppigen gruenen Fluss- und Uferpflanzen, hier war wirklich ein Paradies, und wenn ich ein Tier waere, wuerde ich auch hier wohnen wollen! Um das Mass voll zu machen, erlebten wir auch noch einen schoenen Sonnenuntergang und fuehlten uns ein bisschen wie im Afrika-Kitschroman.

Den Abschluss des Tages bildete ein schoenes Abendessen mit Blick auf den Chobe River, ich verspeiste einen leckeren Fisch aus demselben und trug einen heimlichen Wettbewerb aus, ob ich oder der Kellner mehr „Thank you's” in einem Satz unterbringen konnten (ich habe locker verloren).

Am Montag widmete ich mich den letzten (heimlichen) Genurtstagsvorbereitungen. Die Blumenlieferung musste gestrichen werden, da es nur einmal woechentlich Blumen in der Gegend gibt, und das waere genau einen Tag zu spaet gewesen. Ich buchte als Ersatz eine Massage und tat unschuldig. Da die Bootsfahrt so schoen gewesen war und man ja nie genau weiss, ob und wenn wann man noch mal in dieser Gegend ist, beschlossen wir, eine zweite durchzufuehren (sch… aufs Budget). Am gleichen Tag ging nichts zu einem guten Kurs, daher buchten wir alles auf den naechsten, eine Jeepsafari war naemlich auch noch geplant. Das wuerde ja ein wirklich „wilder” Geburtstag werden!

Die Ortsinfo hatte uns dringend angeraten, mit ihnen in einem Shuttlebus nach Simbabwe zu fahren, weil es sonst so kompliziert sein wuerde. Tom war das sehr suspekt, und wir fuhren mal zur Grenze zum Gucken. Diese war naemlich nur 10 km vom Dorf entfernt. Die Botswana Seite konnte uns keine Auskunft ueber die Kosten auf der Simbabwe Seite erteilen und schickte uns zu Fuss zu deren Buero. Es war sehr lustig und sehr seltsam, wie wir am Schild „Sie verlassen jetzt Botswana!” vorbeimarschierten. Niemand war zu sehen. In Simbabwe bekamen wir alle Geldbetraege genannt und stapften wieder zurueck. Gott sei Dank fragte uns niemand, was wir dort trieben! Wir mussten nur zur Einreise ueber eine Maul- und Klauenseuchenmatte latschen, dann waren wir wieder in Botswana.

Ich bekam als Training die schwierige Aufgabe, saemtliche am Grenzposten genannten Betraege, welche aus verschiedenen Waehrungen bestanden, in Euro und in Pula zusammenzurechnen. Mehrere Stunden spaeter (nee, so schlimm war es nicht) beschlossen wir, dass es billiger und sowieso flexibler waere, selbst mit dem Auto zu fahren. Und ueberhaupt: bisher waren wir ja noch ueberall angekommen!

Abends assen wir wieder in einer kleinen Kneipe im Dorf, die einer Chinesin gehoerte, die ihre Leute in extrem barschen Ton durch die Gegend scheuchte. Als Tom (ungewoehnlich spaet) in den Nachtschlaf abglitt, konnte ich endlich den Geburtstagstisch vorbereiten. Ich klaute diverse Blumen und Zweige von den Straeuchern der Anlage, band alles schoen mit Zahnseide zusammen und drapierte den wunderbaren Strauss im Trinkglas… Inzwischen war es nach 12 Uhr, aber auf meine zarte Gratulation erhielt ich nur ein halbseidenes Gebrummel von Tom aus der Traumwelt.

Dienstag, der Geburtstagstisch war schon in der Nacht mit einigem Geraschel vorbereitet worden. Die groesste Ueberraschung war jedoch Katrin, die mir im Badezimmer um 4:30 Uhr ein Geburtstagslied vortraellerte. Das war eigentlich nicht ihre Uhrzeit, und sie war es auch heute nicht, wie sich spaeter noch herausstellen sollte. Auf jeden Fall war nun volles Unterhaltungsprogramm angesagt. Vor uns lag die diesmal morgendliche Wiederholung der Bootssafari auf dem Chobe Fluss, am Nachmittag hatten wir dann eine dreistuendige 4x4 Safari in den Nationalpark gebucht. Dazwischen hatte ich, wie ich jetzt erfuhr, noch einen Termin bei der Ruecken- und Nackenmassage hier im Hotel. Puh, das wuerde ja alles anstrengend werden!

Um 7 Uhr waren wir am Bootssteg, wieder hatten wir ein Boot fuer uns alleine, und waren gespannt, ob wir uns auf der Tour nicht langweilen wuerden, weil wir den Fluss ja schon vorgestern abgeklappert hatten. Aber unsere Befuerchtung war unsinnig. Die Natur, die Tiere verhalten sich hier ja nicht wie die Kunstwelt in Disneyland nach einem vorgegebenen Schema. Schon die ersten Nilpferde, die wir zu Gesicht bekamen, gaben sich ganz anders als am spaeten Nachmittag. Morgens kommen die Tiere nach ihrer Fressnachtschicht viel weiter ans Ufer und damit sogar teilweise mit dem halben Koerper aus dem Wasser. Die Sonne kann der empfindlichen Haut jetzt noch nicht schaden, und so sahen wir ueberall, zum Teil mitten im Chobe Fluss auf einer Untiefe, die Ruecken und riesigen Koepfe der Tiere. Auch heute hielt unser Fuehrer einen gehoerigen Respektabstand von den Nilpferden, sie scheinen es wirklich in sich zu haben.

Dafuer fuhren wir den Krokodilen fast uebers Maul, die sehr aktiv waren, weil sie noch nicht gegen die grosse Hitze ankaempfen mussten. Ein Bueffel kam zum Saufen ans Flussufer, zahlreiche Voegel waren schon wieder auf Beutesuche - der Tag erwachte, waehrend wir diesmal dem Seitenarm des Chobe Flusses ein langes Stueck folgten. Bald nach dem Fruehstueck in unserem Hotel raechte sich Katrins morgendliches Geburtstagsstaendchen. Sie fiel in einen langen Nachholschlaf, waehrend ich mich zuerst dem neuen Buch und dann meiner Rueckenmassage hingab. Beides war ein grosser Genuss. Die erste Haelfte des Geburtstages liess bereits das ungemuetliche Anwachsen der Zahl hinter der 4 vergessen machen.

Nach Katrins langer Mittagsruhe stuerzten wir vor der Safari noch kurz in die Internethuette. Ich war ja doch neugierig, ob jemand an meinen Geburtstag gedacht hatte und tatsaechlich, die ersten Glueckwuensche waren eingetrudelt. Als wir dann auf den offenen Safari-Toyota stiegen, fing es prompt an zu regnen. Die dicken Tropfen flogen uns fuer ein paar Minuten um die Ohren, aber ebenso schnell verzogen sich die Regenwolken, und wir waren wieder trocken. Obwohl eigentlich ich das Geburtstagskind war, schnurrte Katrin ihre Wunschtierliste herunter, diesmal ohne Krokodil und Nilpferd, dafuer aber mit Loewe. Unser Fuehrer freute sich ueber soviel Energie und versprach sein bestes.

Er hatte nicht zuviel versprochen. Wir glaubten uns ja schon ziemlich abgebrueht, aber als wir dann praktisch mitten in einer Elfantenherde standen und in nur zwei Meter Entfernung die riesigen Mutterkuehe mit ihren kleinen im Dreck wuehlten, um Mineralien zu fressen, waren wir sehr beruehrt. Zunaechst war uns etwas mulmig, jede der Muttertiere oder gar die Bullen haetten das Auto locker umgeworfen - doch unser Fuehrer beruhigte uns und machte selbst auch einen ganz entspannten Eindruck. Er meinte, dass Elefanten immer erst Zeichen geben wuerden, bevor sie (was eher selten ist) tatsaechlich auf Angriff uebergehen.

solchermassen ueberzeugt konnten wir uns nach einiger Zeit sogar mit ihm darueber amuesieren, wenn Jungelefanten (die auch schon gut zwei bis drei Meter gross sind) mit vorgeklappten Ohren und lautem Trompeten auf das Auto zustuermten, nur um 5 Meter vorher ganz schnell die Ohren anzulegen, den Ruessel herunterfallenlassend einen Haken schlugen und sich lieber wieder in die Sicherheit der Herde zurueckbegaben. Ihren Kumpels werden sie dann erzaehlt haben, wie mutig sie doch wieder gewesen sind.

So kurvten wir zig Kilometer durch den Park, an dessen Anfang wir noch siegessicher behaupteten, dass wir hier mit dem Golf auch noch durchgekommen waeren - ein Thema, das wir spaeter nicht mehr ansprachen. Unser Weg fuehrte immer in der Naehe des Chobe Flusses entlang und zum spaeten Nachmittag waren so ziemlich alle Tierarten auf dem Weg zum Fluss, um ihren Durst zu stillen. Wir fuhren an hunderten (ungelogen) von Elefanten vorbei, deren Haut hier deutlich dunkler ist. Jetzt, fast am Ende der Regenzeit, war der Futtertrog fuer alle hier bis zum Bersten gefuellt. Alle Pflanzen standen im satten Gruen. In ein paar Monaten wuerde selbst das Gelaende hier in unmittelbarer Flussnaehe eine ziemlich vertrocknete Savannenvegetation bilden.

Das Licht wurde zusehends spannender, bis wir das optimale abendliche Buechsenlicht erreichten. Die Schoenheit dieser Zeit war beeindruckend, und hier und jetzt haette es sich gelohnt, die Uhr einfach mal eine halbe Stunde anhalten zu koennen. Da standen die Elefanten neben den Bueffeln, waehrend im Hintergrund die Giraffen entlangzogen. Die Impalas standen in Gruppen von mehreren hundert Tieren herum, und die Loewen (wir sahen einen Mutter mit zwei Kleinen) waren noch immer zu traege fuer die Jagd und doesten lieber der Nacht entgegen. Das alles ueberspannt von dem sich roetlich faerbenden afrikanischen Abendenhimmel - Mein 43. Geburtstag hat sich in mein Hirn eingebrannt als einer der Lebensaugenblicke, von denen man noch lange zehren kann.

Mittwoch, heute wollten wir nach Simbabwe zum touristischen Highlight der Region, den Victoriafaellen. Wir hatten uns dazu durchgerungen, selbst mit unserem Mietwagen ueber die Grenze zu fahren. Die fast 60 Euro fuer den Shuttlebus in das 80 km entfernte Victoria Falls wollten wir uns schenken. Wir waren gespannt, was uns der Grenzuebertritt mit dem Auto tatsaechlich kosten wuerde und vor allem, wieviel Zeit wir damit verbringen wuerden.

Der Tag war etwas ungluecklich gewaehlt, denn Katrin hatte zum erstenmal in Afrika eine Darmverstimmung ereilt. Gewundert haben wir uns beide darueber nicht, denn wir haben alle ueblichen Vorsichtsmassnahmen wie z. B. keine Eiswuerfel in Getraenken in den Wind geschlagen. Da war die Quittung ja eigentlich nur eine Frage der Zeit. Wir ueberlegten kurz, ob wir hier einfach noch einen Tag dranhaengen sollten, aber die tapfere Katrin machte sich mit einem „Ich kneif halt den A... zusammen” auf den Weg. Hoffentlich musste sie nicht im Niemandsland zwischen Botswana und Namibia mal dringend aufs Klo.

Der Uebergang war erstaunlich unproblematisch. Nach knapp 30 Minuten hatten wir Botswana verlassen und waren in Simbabwe eingereist. Der finanzielle Aufwand hielt sich in Grenzen, das Visum kostete pro Person 30 USD, die wir in Pula bezahlten, und fuer das Auto mussten wir eine Steuer und Stassennutzungsgebuehr von ca. 20 Euro berappen. Schon an der Grenze wird einem klar, dass die simbabwische Waehrung das Papier nicht mehr wert ist, auf der die Zahlen mit den vielen Nullen gedruckt werden. Bei ca. 1.600 Prozent Inflation im letzten Jahr (trauriger Weltrekord) will keiner der Grenzbeamten irgendetwas in der eigenen Waehrung bezahlt haben. Stattdessen sind Preistabellen mit Pula, Rand oder eben USD aufgehaengt. Sogar die wenigen Simbabwer, die hier hauptsaechlich pendeln, um Benzin zu kaufen, sind gehalten, in einer der Ersatzwaehrungen zu bezahlen. Die Benzinpendler sind uebrigens fahrende Bomben. Wir haben in Kasane an der Tankstelle gesehen, wie Transporter mit dutzenden Benzinkanistern beladen wurden. Hauptsache, die stossen nie mit jemandem zusammen, dann fackelt der ganze Nationalpark ab. Und die Botswana Tankstelle hat wahrscheinlich im Moment den Umsatz ihres Lebens. Aber was sollen die armen Schweine machen, wenn in Simbabwe die Gallone Bezin 8 USD kostet! Wir bekamen mal wieder eine grosse Anzahl von Stempeln und Papierbelegen, trugen uns mit unserem Wagen in diverse Listenbuecher ein (die spaeter sowieso keinen interessieren), und als wir dem Schrankenwaerter und damit letzten Kontrolleur vor Simbabwe eine halbe Packung Kekse schenkten (auf die Frage, wie es ihm geht, antwortete er, er waere hungrig), waren wir drin. Jetzt muessen wir nur in ein paar Tagen wieder rauskommen.

Victoria Falls ist ein Ort, der natuerlich von nichts anderem als dem Tourismus und dem Betrieb des Wasserkraftwerk des Sambesiflusses lebt. Wir steuerten zwei Hotels direkt im Ort an, deren Preisgefuege jedoch so hoch angesetzt war (ca. 250 USD pro Nacht), dass wir erst gar nicht mit unseren charmanten Verhandlungskuensten ansetzten. Ein wenig ausserhalb fanden wir ein grosses Konferenzhotel, das zwar nicht gerade vor Charme strotzte, aber fuer Katrin zunaechst eine dringend benoetigte, saubere Toilette versprach. Waehrend ich im Auto wartete, wurde sie jedoch gleich an der Rezeption abgefangen und kam bereits nach einer Minute mit einem Preis von ca. 130 USD pro Nacht (oder 800 Pula) zurueck. Nun wurde ich als der Geldgeber aus dem Auto geholt, und waehrend ich mich in die weitere Verhandlung stuerzte, konnte Katrin endlich aufs Klo. Darueber keinen Kommentar, aber zu unserer Preisverhandlungstaktik: Wir haben es inzwischen zu Vollprofis geschafft. Alle preisdrueckenden Argumente kommen scheibchenweise nacheinander und bewirken jedesmal einen weiteren Nachlass. Auch meine jeweiliger Abgang nach dem Motto „Das muss ich jetzt noch mit dem Chef besprechen” wirkt Wunder. „Chef” Tom kommt dann naemlich immer mit einer nur halbzufriedenen Miene herbeistolziert, was meistens einen weiteren Rabatt herbeifuehrt. Wir haben so bisher im schweineteuren Botswana zum ueblichen Kurs gewohnt, und auch hier in Simbabwe schlug die Taktik an. Gelandet sind wir letztendlich bei ca. 70 Euro pro Nacht, einen Preis, der mit Handschlag besiegelt wurde. Abgebucht von der Kreditkarte wurden 72.000 Simbabwische Dollar, und wir sind beide recht gespannt, wieviel Geld das denn am Ende nun wirklich sein wird.

Vom Gepaecktrager Moses wurde uns unser Raum im Detail erlaeutert, und er liess sich hiervon durch unsere wissenden Kommentare auch nicht abbringen. Jeder Lichtschalter wurde gezeigt, die Umschaltung zwischen Badewanneneinlauf und Duschkopf erklaert und saemtliche Programme im Fernseher vorgefuehrt. Besonders nuetzlich war dann tatsaechlich der Hinweis, dass man hier unbedingt die Balkontuer abschliessen muss, das sonst die Affen zum Klauen kommen. Und tatsaechlich sahen wir spaeter ein paar Affen, die sich bereits die leicht schraege und zerklueftete Gebaeudewand hochstahlen. Wenn sie dabei vom Personal entdeckt werden, riskieren sie einen Schuss mit der Zwille, mit der hier ein paar der Hausangestellten bewaffnet sind. Von unserem Balkon haben wir nun einen Blick auf eine in ca. 3 km Entfernung liegende Gischtwolke, die die Victoriafaelle markiert. Von den Faellen selber sieht man nichts, da wir vom Oberlauf des Sambesiflusses aus hinschauen.

Nach dem randvollen gestrigen Erlebnistag und vor allem wegen Katrins Grummeln liessen wir es fuer den Rest des Tages ruhig angehen. Es reichte gerade noch fuer eine Hotelerkundungsrunde und ein leichtes Abendessen, das von einer wilden Tanz- und Gesangsgruppe begleitet wurde. Ich bin fast ausgeflippt, als diese tatsaechlich eines der Lieder gesungen hat, welche ich von meinem simbabwischen Lehrer auf dem Trommelworkshop in Neuseeland gelernt hatte! Die Welt ist ein Dorf, ich sage es ja.

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